Computer verbessern die Beurteilung von Röntgenbildern bei Rheumapatienten29. September 2021 Alexander Pfeil, Jena (Foto: DGRh) Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hat den mit 10.000 Euro dotierten Rudolf-Schoen-Preis an PD Dr. Alexander Pfeil verliehen. Für die Beurteilung von Röntgenbildern brauchen Rheumatologen ein gutes Auge. Veränderungen an den Gelenken sind vor allem bei Rheuma im Frühstadium schwer zu erkennen. Bisher vergibt der Arzt für jedes untersuchte Gelenk Punkte, die sich zum sogenannte „Sharp-Score“ addieren. Im Jahr 2013 konnte Pfeil in einer Studie zeigen, dass eine Computer-assistierte Gelenkspaltweitemessung (CAJSA) die Beurteilung der Fingergelenke verbessert. Zerstört eine rheumatische Entzündung den Gelenkknorpel, verengt sich der Gelenkspalt zwischen den Knochen. Dieser Abstand lässt sich mit der CAJSA und einem von Pfeil entwickelten Z-Score genauer beurteilen als mit dem Sharp Score. Die Wirksamkeit der Medikamente Leflunomid und Methotrexat war nur mit dem Z-Score frühzeitig erkennbar (Arthritis Research & Therapy 2013,15: R27). Eine weitere Studie bestätigte die hohe Genauigkeit des CAJSA bei der Unterscheidung von gesunden und rheumatisch erkrankten Gelenken (Joint Bone Spine 2013;80:380-385).Eine weitere Folge von entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen ist ein Knochenmineraldichteverlust im Bereich der entzündeten Gelenke. Die digitale Radiogrammetrie (DXR) als weiteres computer-basiertes Analyseverfahren ermöglicht eine präzise Messung der Knochenmineraldichte im Bereich der Hand. Auch hier ließen sich die Auswirkungen der Behandlung mit Leflunomid und Methotrexat besser beurteilen als mit dem Sharp Score (BMC Musculoskeletal Disorders 2015;16:155).Die DXR kann auch genutzt werden, um die Gelenkveränderungen zu beurteilen, zu denen es bei einem Drittel aller Menschen mit der Schuppenflechte Psoriasis kommt. Mit der Software „BoneXpert“ gelang es Pfeil in einer Studie, dieverschiedenen Stadien der Erkrankung besser zu unterscheiden (Arthritis Research & Therapy 2016;18:248).Inzwischen setzen Rheumatologen die digitalen Techniken auch zur Beurteilung der modernsten Rheuma-Medikamente ein: Biologika können den Krankheitsverlauf stoppen und weitere Schäden am Gelenk verhindern. Pfeil zeigte dies in der RAPID 1-Studie, die schließlich auch die Grundlage für die Zulassung des Biologikums Certolizumab bildete. Die Analyse der Röntgenbilder mit der CAJSA-Software zeigte, dass sich der Gelenkspalt in den Fingergelenken unter der Behandlung mit Certolizumab nicht veränderte, während er unter einer konventionellen Therapie eine weitere Verschmälerung aufzeigte (Arthritis Research & Therapy 2020;22:229). Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine DXRAnalyse der Knochenmineraldichte (Rheumatoly International 2019;39:637-645).Geboren im Jahr 1979 in Stollberg, schloss Privatdozent Dr. Alexander Pfeil sein Medizinstudium an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena ab. Dort begann er auch seine berufliche Laufbahn – zunächst in der interventionellen Radiologie, worin er eine umfassende Ausbildung mit Fokus auf die rheumatologische Bildgebung absolvierte. Der Rheumatologe leitet heute stellvertretend den Funktionsbereich Rheumatologie der Klinik für Innere Medizin und die rheumatologische Tagesklinik sowie den stationären Bereich Rheumatologie am Universitätsklinikum Jena. Seine Habilitation zum Thema „Computerassistierte Gelenkspaltweitemessung der Fingergelenke – Methodik und klinische Evaluierung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis“ schloss er im Jahr 2014 ab.Mit dem Rudolf-Schoen-Preis für Rheumatologie ehrt die Stiftung der DGRh hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Rheumatologie. Sie möchte damit junge Wissenschaftler in der Rheumaforschung fördern und in ihrer Arbeit unterstützen. Der Vorstand der Schoen-Stiftung begutachtet die eingesandten Arbeiten und entscheidet über die Preisvergabe. In diesem Jahr fand die Ehrung virtuell auf dem Deutschen Rheumatologiekongress statt. Laudator war Prof. Specker.
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