COPD: Stress kann zur Verschlechterung respiratorischer Symptome führen

Foto: © Photographielove/stock.adobe.com

Forschende haben untersucht, wie das Gefühl, gestresst zu sein, die Atemwegsgesundheit und andere mit einer Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) in Zusammenhang stehende Faktoren beeinträchtigt.

Subjektiver Stress beschreibt, als wie belastend jemand eine Situation empfindet. In der Vergangenheit wurde bereits beschrieben, dass dieser psychologische Faktor, ähnlich wie Einsamkeit, soziale Isolation und das Fehlen emotionaler Unterstützung, die Gesundheit von Menschen mit chronischen Erkrankungen beeinflusst. In der kürzlich in „Chronic Obstructive Pulmonary Diseases: Journal of the COPD Foundation“ veröffentlichten Arbeit werteten deren Autoren Daten der CURE COPD Study (Comparing Urban and Rural Effects of Poverty on COPD) aus, wie Adipositas, schlechte Ernährungsgewohnheiten und die Luftqualität in Innenräumen sich auf ehemalige Raucher mit COPD auswirkt, die in städtischen Regionen mit geringem Einkommen leben. Die Forschenden untersuchten dabei den Zusammenhang zwischen subjektivem Stress auf die Atemwegsgesundheit und auf die Thrombozytenaktivierung, oxidativen Stress und systemische Inflammation – also biologische Prozesse, die zu einer COPD beitragen können.

Starker Stress erhöht Wahrscheinlichkeit für mindestens eine mittelschwere/schwere Exazerbation

Die Datenauswertung bezog sich auf 99 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 66,4 Jahren, von denen 56 Prozent Frauen und 57 Prozent Schwarze waren. Im Durchschnitt bescheinigte man den Teilnehmenden eine mittelschwere COPD. Zu Beginn betrug der mittlere Wert auf der Perceived Stress Scale (PSS) bei 12,9 (± 6,4). Dabei lagen 52 (52,5%) der Untersuchten im niedrigsten PSS-Tertil (0–13), 45 (45,5%) im mittleren und zwei Probanden (2,0%) im höchsten PSS-Tertil.

Wie die Forschenden berichten, war bei allen Teilnehmern eine Erhöhung des PSS-Scores um vier Punkte mit einem höheren Wert beim COPD Assessment Test (CAT; mittlere Differenz [β] 0,91; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,40-1,43) sowie beim St George’s Respiratory Questionnaire (SGRQ; β 2,17; 95%-KI 1,21-3,13), beim Clinical COPD Questionnaire (CCQ; β 0,11; 95%-KI 0,05-0,17) und beim Ease of Cough and Sputum Clearance Questionnaire (ECSC; β 0,36; 95%-KI 0,11-0,61) verbunden. Eine Assoziation von erhöhtem PSS-Score und der modifizierten Skala des Medical Research Council (mMRC; β 0,03; 95%-KI -0,05 bis 0,10) oder der Wahrscheinlichkeit für mindestens eine Exazerbation während des zwölfmonatigen Studienzeitraumes wurde aber nicht festgestellt. Im Vergleich zu niedrigem Wert standen sowohl ein mittlerer als auch ein hoher PSS-Score mit zunehmend stärkeren Atemwegssymptomen in Zusammenhang, wie die Forschenden mitteilen. Dabei übertraf die Assoziation zwischen hohem und niedrigem PSS sowie CAT, SGRQ und CCQ die minimale klinisch relevante Differenz (MCID). Darüber hinaus war starker Stress im Vergleich zu niedrigen Stresswerten mit einer 4,15-fach höheren Wahrscheinlichkeit für mindestens eine mittelschwere/schwere COPD-Exazerbation (95%-KI 1,28-13,47) innerhalb von zwölf Monaten verbunden. Keinen Zusammenhang fanden die Autoren zwischen einem mittleren Stresslevel und der Wahrscheinlichkeit für eine Exazerbation.

„Es gibt immer mehr Evidenz dafür, dass psychologische Faktoren, wie subjektiver Stress, mit einer Verschlechterung respiratorischer Symptome bei COPD-Patienten assoziiert sind“, erklärt Seniorautor Dr. Obiageli Lynda Offor von der Johns Hopkins Medicine in Baltimore (USA). „In unserer Studie haben wir zwar eine nur geringe Anzahl von Personen untersucht, doch unsere Ergebnisse zeigen, dass weitere Forschung dazu notwendig ist, wie subjektiver Stress die Atemwegsgesundheit beeinflusst, und wie wichtig es ist, psychosoziale Faktoren zu adressieren, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.“