COPD: Studie validiert empfohlenen Schwellenwert bei der Spirometrie

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Neue Forschungsergebnisse US-amerikanischer Wissenschaftler belegen diesen zufolge erstmals, dass Ärzte die von großen Atemwegsgesellschaften festgelegten Spirometriekriterien für die Diagnose von Atemwegsobstruktionen und der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) weiterhin anwenden sollten.

Laut Dr. Surya Bhatt von der Abteilung für Pneumologie, Allergologie und Intensivmedizin sowie Ärztlicher Direktor des Lungenfunktions- und Bewegungsphysiologie-Labors der Universität von Alabama in Birmingham (UAB) gibt es unter Mediziner große Uneinigkeit in Bezug darauf, mit welchen Spirometriekriterien sich eine COPD am besten diagnostizieren lässt. Gegenwärtig sehen die wichtigsten pneumologischen Fachgesellschaften in ihren Leitlinien die Diagnose einer Obstruktion der Atemwege beziehungsweise einer Behinderung des Atemflusses vor, wenn das Verhältnis von Einsekundenkapazität (FEV1) zu forcierter Vitalkapazität (FEV) unter einem fixen Schwellenwert von 0,70 liegt. Es gebe jedoch, so Bhatt, keine strikte, bevölkerungsbezogene Evidenz, die diesen Schwellenwert zur Definition einer klinisch signifikanten Atemwegsobstruktion stützt.

„Eine Diagnose der COPD muss durch den Nachweis einer Behinderung des Luftstroms mittels Spirometrie bestätigt werden“, sagte Bhatt. „Die derzeit verwendeten Kriterien basieren auf Expertenmeinungen. Bis zur Veröffentlichung dieser neuen Ergebnisse gab es nicht genügend Beweise, um ihre Verwendung zu belegen.“

Das von Forschern der UAB und der University of Columbia geleitete Team analysierte Daten aus einer großen multiethnischen Stichprobe von 24.207 Erwachsenen in den Vereinigten Staaten und stellte fest, dass die derzeit verwendete Schwelle von 0,70 eine Unterscheidung von COPD-bedingter Hospitalisierung und Mortalität ermöglichte, die sich nicht signifikant von anderen fixen Schwellenwerten unterschied oder sogar genauer war als diese. Der Schwellenwert von 0,70 war auch genauer als andere Schwellenwerte, die eine normale Lungenfunktion definieren und von Referenzpopulationen abgeleitet sind. Diese Ergebnisse stützen die weitere Verwendung eines FEV1/FVC-Ratios <0,70, um Personen mit einem Risiko für eine klinisch signifikante COPD zu identifizieren.

„Die anhaltenden Meinungsverschiedenheiten zwischen Experten in Bezug auf die besten Spirometriekriterien zur Diagnose einer Atemwegsobstruktion haben zu Unsicherheiten bei Klinikern geführt“, sagt Bhatt. „Die Verwendung eines einfachen Standardschwellenwertes kann die Diagnose und Behandlung dieser häufigen Erkrankung verbessern. Die Symptome der COPD sind häufig unspezifisch, und eine genaue Diagnose bestimmt, wer angemessen behandelt wird, und ist auch wichtig, um unnötige Therapien zu vermeiden“, ergänzt der Mediziner.

„Die Diagnose einer Obstruktion der Atemwege ist immer noch eine der Haupthürden in der Verbesserung der Versorgung von COPD-Patienten“, sagt Dr. James Kiley, Leiter der Abteilung für pulmonale Erkrankungen am National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI), das die Untersuchung finanziell unterstützt hatte. „Diese Validierung eines fixen Schwellenwertes bestätigt, wie nützlich ein einfacher Ansatz bei der Beurteilung dieser Erkrankung ist.“

„Die Entscheidung über einen Schwellenwert zur Definition einer Obstruktion drs Atemwege hat großen Einfluss auf die Patientenversorgung und die öffentliche Gesundheit, da die Prävalenz der Erkrankung je nach verwendetem Maß um mehr als ein Drittel variieren kann“, erklärt Dr. Elizabeth C. Oelsner von der Columbia University.

„Eine ‘normale’ Lungenfunktion in diversen und sich verändernden Populationen zu definieren ist eine große Herausforderung“, ergänzt die Medizinerin. „Bei bestimmten Ansätzen wird eine geringe Lungenfunktion bei Frauen, nicht weißen Personen oder Älteren möglicherweise als normal interpretiert. Wir konnten zeigen, dass ein einfacher, fixer Schwellenwert bei der sehr diversen Bevölkerungsstichprobe, die in unserer Studie untersucht wurde (was die Verallgemeinerbarkeit unserer Ergebnisse verbesserte), gut funktionierte.“