COPD und Lungenkrebsrisiko: Daten aus der NHANES-Studie belegen Zusammenhang vor allem in Subgruppen

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Vor allem für bestimmte Subgruppen von Patienten haben Forschende aus den USA in einer Analyse vorhandener Daten erkannt, dass die Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung als unabhängiger Risikofaktor für Lungenkrebs gelten kann.

Die Daten, die der aktuellen Auswertung zugrunde lagen, stammen von 11.440 Teilnehmern der NHANES-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey) für die Jahre 2013-2018. Als verstärkenden Faktor für den darin erkannten Zusammenhang zwischen COPD und Lungenkrebsrisiko ermittelten die Wissenschaftler zudem Tabakkonsum: Die Kombination von COPD und Rauchen erhöhe das Lungenkrebsrisiko erheblich, schreiben die Autoren in der Zeitschrift „PLOS ONE“. Die Forschenden sehen ihre Ergebnisse als Bestätigung dafür, dass einer frühen Lungenkrebsvorsorge bei COPD-Patienten große Bedeutung beizumessen ist.

Signifikant höhere Lungenkrebsprävalenz bei COPD

Erstautor Hong Chen von der Klinik für Pneumologie und Intensivmedizin am Chengdu Second People’s Hospital (China) und Kollegen bewerteten den eventuellen Zusammenhang zwischen COPD und Lungenkrebsrisiko mittels gewichteter multivariabler logistischer Regressionsmodelle und führten Subgruppenanalysen basierend auf Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI) und Tabakkonsum durch. Berücksichtigt wurden in der Datenauswertung 660 Patienten mit COPD und 10.780 Teilnehmer ohne COPD.

Die Autoren errechneten für Patienten mit COPD im Vergleich zu solchen ohne die Lungenerkrankung eine signifikant höhere Lungenkrebsprävalenz, die bei 3,39 Prozent im Vergleich zu 0,14 Prozent lag. Nach Berücksichtigung von Störfaktoren stand eine COPD mit einem signifikant erhöhten Risiko für Lungenkrebs in Zusammenhang (Odds Ratio [OR] 12,24; 95%-Konfidenzintervall [KI] 4,99–30,06; p<0,001). Dieser Zusammenhang blieb laut den Wissenschaftlern in allen untersuchten Subgruppen signifikant. Dies war insbesondere der Fall bei Personen, die das 65. Lebensjahr überschritten hatten (OR 20,05; 95%-KI 6,85–58,72; p<0,001), ebenso bei Rauchern (OR 19,38; 95%-KI 2,02–185,66; p=0,010), Männern (OR 17,39; 95%-KI 5,28–57,31; p<0,001), Personen mit einer Tabakabstinenz von nur zehn Jahren oder weniger (OR 12,86; 95%-KI 2,59-63,99; p=0,002) und bei einem BMI von mehr als 25 kg/m2 (OR 14,56; 95%-KI 3,88–54,69; p<0,001).

Mögliche Mechanismen

„Nach unserem Kenntnisstand ist dies die erste Querschnittstudie, in der festgestellt worden ist, dass die Kombination von COPD und Rauchen das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, erheblich erhöht“, schreiben die Wissenschaftler. Sie stellten auch Überlegungen zu den dahintersteckenden möglichen Mechanismen an: durch COPD verursachte chronische Entzündungen und oxidativer Stress beispielsweise, die dann wiederum zu DNA-Schäden und Mutationen führen könnten, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Zellkarzinogenese steigt. Als weitere mögliche Erklärung für einen Zusammenhang zwischen COPD und Lungenkrebs nennen sie, dass das bei COPD-Patienten geschädigte Lungengewebe Entzündungsmediatoren und Wachstumsfaktoren freisetzt, die das Wachstum und die Teilung von Lungenkrebszellen stimulieren.

(ac)