Corona-Pandemie: Wie sollen sich Betroffene nach Kehlkopfentfernung verhalten?14. September 2020 Foto: ©AA+W/Adobe Stock Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) sieht in der Corona-Pandemie einen erhöhten Beratungsbedarf bei Patienten und Patientinnen nach Kehlkopfentfernung: Sind sie durch Aerosole besonders gefährdet? Wie sollten sie sich schützen? Das hohe Qualitätsniveau in der Behandlung dieser Patienten, das in Deutschland besteht, wollen Fachärzte und Selbsthilfegruppen auch während der Pandemie weiterhin gewährleisten. Das Larynxkarzinom tritt bei Männern siebenmal häufiger auf als bei Frauen: Etwa 3600 Männer, vor allem zwischen 50 und 70 Jahren, erkranken jährlich. Risikofaktoren sind Rauchen und Alkohol. Muss der Kehlkopf vollständig entfernt werden (Laryngektomie), werden Atemweg und Schluckweg permanent voneinander getrennt und der Patient verliert seine Stimme. Die Nahrung gelangt immer noch über den Mund in die Speiseröhre, die Patienten und Patientinnen atmen nun aber über eine Öffnung im Hals (Tracheostoma). Es ist möglich, mit Hilfe einer Stimmtherapie eine Ersatzstimme zu erlernen. „Die Totaloperation stellt einen schwerwiegenden Eingriff in das Leben der Betroffenen dar. Um diese Patienten optimal zu behandeln, haben wir in den letzten Jahren hohe Qualitätsstandards entwickelt. In Deutschland betreuen multidisziplinäre Teams gemäß internationalen Leitlinien, also Handlungsempfehlungen, Patienten mit Kehlkopfkrebs in 56 zertifizierten Kopf-Hals-Tumorzentren“, erläutert Prof. Andreas Dietz, Past-Präsident und Stellvertretender Schriftführer der DGHNO-KHC. Eine wichtige Rolle bei der Langzeitbehandlung von Krebspatienten und -patientinnen spielen auch Selbsthilfegruppen wie der Bundesverband für Kehlkopfoperierte. Patienten, die selbst von Rachen- beziehungsweise Kehlkopfkrebs-Erkrankungen betroffen sind, können durch ihre eigenen Erfahrungen als ganz besondere Berater fungieren. Auch jetzt, während der Pandemie, bieten sie Online-Seminare zur Begleitung an. In Zusammenarbeit mit den HNO-Fachärzten werden zudem Hygienekonzepte entwickelt, damit Präsenzveranstaltungen ab 2021 wieder möglich sind. Es mehren sich Hinweise aus der Forschung, dass Aerosole bei der Übertragung der Corona-Viren eine Rolle spielen. Patienten und Patientinnen sorgen sich, wie sie sich vor einer Infektion mit Corona schützen können, wenn die Luft und damit die Viren direkt über das Tracheostoma und die Luftröhre in die Lunge gelangen könnten. „Auch für Patienten mit Laryngektomie ist ein Mund-Nasen-Schutz Pflicht. Halten Sie zum Selbstschutz zudem einen Abstand von mindestens eineinhalb Metern zu anderen Menschen“, rät Dietz, Direktor der Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde des Universitätsklinikums Leipzig. Zum weiteren Schutz empfiehlt er ein abdeckendes Textilläppchen, HME-Filter – zum Filtern der Atemluft – sowie einen Stomabutton. Das sind kurze Silikonkanülen, die das Tracheostoma offenhalten. Die Tracheostoma-Abdeckung sollte sinnvollerweise täglich gewechselt und gewaschen werden. „Durch diese Maßnahmen ist der obere Atemweg fast geschützter als bei dem normalen Mund- und Nasenatmer“, erklärt Dietz. „Wir merken auch, dass auch weitere Patientengruppen der DGHNO-KHC wie beispielsweise die Musiker, im Moment einen erhöhten Beratungsbedarf haben“, ergänzt Prof. Michael Fuchs, Leiter der Sektion Phoniatrie und Audiologie und des Zentrums für Musikermedizin am Universitätsklinikum Leipzig. Bei dieser Berufsgruppe geht es vor allem um Besonderheiten des Singens und Blasinstrumentenspiels. Um Musikern während der Corona-Pandemie wenigstens in einem kleinen Rahmen das Proben, Unterrichten und Auftreten zu ermöglichen, engagieren sich die Fachärzte auch hier bei der Entwicklung von Hygienekonzepten. Literatur:Wiegand S, Dietz A, Qualität in der Kopf-Hals-Onkologie. Laryngo-Rhino-Otol 2020; 99: S60–S83
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