COVID-19 beeinflusst Geruchs- und Geschmackssinn unabhängig

Foto: Nata Bene/stock.adobe.com

Breit anerkannt ist die Tatsache, dass eine SARS-CoV-2-Infektion den Geruchssinn beeinträchtigen kann. Jetzt konnte ein internationales Team zeigen, dass der Geschmackssinn ebenfalls signifikant vermindert ist und das unabhängig vom Geruchssinn.

Schon früh in der Pandemie galt eine Beeinträchtigung oder Verlust des Geruchssinns als Symptom einer COVID-19-Erkrankung. Nun konnte eine internationale Studie unter Führung es Global Consortiums for Chemosensory Research (GCCR) und des Monell Chemical Senses Center die Beeinträchtigung des Geschmackssinns unabhängig vom Geruchssinn bei COVID-19-Erkrankten zeigen. Die Ergebnisse basieren auf den Daten einer großen und diversen Gruppe von Personen, insgesamt wurden die Daten von 10.000 Personen ausgewertet.

Verschiedene frühere Studien hatten bereits Geruchs- und Geschmackssinn bei Personen in unterschiedlichen Stadien einer COVID-19-Erkrankung getestet. Die Ergebnisse waren nicht eindeutig und teilweise widersprüchlich. An der Auswirkung von COVID-19 auf den Geruchssinn gab es wenig Zweifel, über die Auswirkungen auf den Geschmackssinn war weniger bekannt.

„Unser Ziel war es, Menschen weltweit dazu zu ermuntern ihren Geruchs- und Geschmackssinn zu testen – mit Dingen, die für gewöhnlich in jedem Haushalt vorhanden sind“, sagte Studienautorin Ha Nguyen, PhD. Die erhobenen Daten stellten eine „einzigartige und signifikante“ Möglichkeit dar, die Auswirkungen früher SARS-CoV-2-Varianten auf den menschlichen Geschmackssinn zu dokumentieren, so Nguyen weiter. Ihr zufolge ein vernachlässigtes Thema.

Das internationale Studienteam analysierte die Daten, die mittels einer webbasierten Selbstauskunft und einem einfachen Test, der zu Hause durchgeführt werden kann, beruhen. Probanden wurden gebeten, die Geruchs- und Geschmacksintensität von zehn selbst ausgesuchten, für die jeweilige Kultur relevanten, im Haushalt vorhandenen Substanzen zu bewerten. Kategorien für Geruch waren etwa, Kaffee, Asantharz (Gewürz) oder Weihrauch. Der Geschmacksinn wurde unter anderem mit Zucker oder Salz getestet und außerdem wurden nasale und orale Reizmittel wie Kampher oder Wasabi eingesetzt. Außerdem wurden demografische Informationen und Gesundheitsdaten erhoben, inklusive einer Selbstauskunft zu einem positiven SARS-CoV-2-PCR-Test.

10.918 führten den „GCCR Smell-and-Taste Check“ vollständig aus, einen einfachen nichtinvasiven, selbst angewendeten Test, um die Schärfe der chemischen Sinnesorgane zu überprüfen. 3.356 waren COVID-positiv, 602 waren negativ. 1267 Teilnehmer warteten noch auf ihr Testergebnis und wurden deshalb als „COVID-Status unbekannt“ kategorisiert. 5693 Personen gaben keine respiratorische Erkrankung an und waren nicht auf SARS-CoV-2 getestet. Sie wurden unterteil in diejenigen, die Veränderungen in Geruchs- und Geschmackssinn angaben (4445), solche die andere Symptome berichteten (832) und Teilnehmer, die keine Symptome angegeben hatten (416).

COVID-positive Patienten berichteten eine Reduktion der Geschmacksintensität um 21 Prozent und eine Reduktion der Geruchsintensität um 47 Prozent und 17prozentige Reduktion der Intensität von oralen Reizen, verglichen mit der Gruppe, die keine Symptome berichtet hatte. Es zeigte sich auch, dass die Beeinträchtigung von Geruchs- und Geschmacksinn bei COVID-positiven Personen am stärksten zu Symptombeginn war.

Das wichtigste Ergebnis der Untersuchung war die Trennung von Geruchs- und Geschmackssinn durch die Verwendung von Zucker und Salz, zwei Stimuli ohne olfaktorische Komponente. So konnte gezeigt werden, dass die reine Geschmacksintensität bei Personen mit COVID-19 reduziert war, im Vergleich zu denen ohne COVID-Symptome oder Symptome anderer respiratorischer Erkrankungen. Dieses Ergebnis sei bedeutsam, weil es die Hypothese, dass COVID-19 die Geschmackswahrnehmung unabhängig vom Geruchssinn beeinflusst, anhand einer großen und internationalen Stichprobe stützt.