COVID-19: Eingeschränkter Impferfolg nach Antikörpertherapie16. September 2021 Britta Maurer (links) und Daniel Sidler. (Fotos: © Insel Gruppe) Forschende des Inselspitals, Universitätsspital Bern und der Universität Bern (Schweiz) haben die Wirkung von mRNA-Impfstoffen bei Patientinnen und Patienten nach einer Antikörpertherapie untersucht. Bei dieser besonders vulnerablen Patientengruppe sei die Impfantwort des Immunsystems nach der Anti-CD20-Behandlung deutlich vermindert, heißt es. Gleichzeitig zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Möglichkeiten auf, wie der Impfschutz zumindest für einen Teil dieser Risikogruppe trotzdem optimiert werden kann. Im Rahmen einer Antikörpertherapie zur Behandlung bestimmter Autoimmunerkrankungen (z.B. Rheumatoide Arthritis), einiger Krebsarten der B-Zellen (z.B. Non-Hodgkin-Lymphom) und bei gewissen Nierentransplantationen werden Medikamente eingesetzt, die gegen das Oberflächen-Antigen CD20 auf B-Zellen wirksam sind. Durch diese Anti-CD20-Therapie können B-Zellen gezielt gehemmt oder bekämpft werden, während zum Beispiel blutbildende Stammzellen geschont bleiben. Weltweit werden jährlich mehrere Millionen Patienten mit diesen Medikamenten behandelt. Es war bereits bekannt, dass Personen mit Erkrankungen, die eine Anti-CD20-Therapie benötigen, eine Risikogruppe für schwere COVID-19-Verläufe bilden. In der neuen Studie gingen die Autorinnen und Autoren nun anhand des Vorhandenseins von Antikörpern gegen SARS-COV2-Spike-Protein im Blut der Frage nach, wie wirksam eine mRNA-Impfung diese Risikogruppe gegen COVID-19 schützen kann. Die erhobenen Antikörper korrelieren im Allgemeinen gut mit der Fähigkeit SARS-CoV2 zu neutralisieren und werden deshalb als Messgröße zur Vorhersage eines Impferfolges verwendet. Eingeschränkte Immunantwort auf mRNA-Impfung nach anti-CD20-Therapie Die Studie zeigt, dass die Antwort des Immunsystems auf die Impfung mit den getesteten mRNA-Impfstoffen bei Personen, die zuvor eine der Anti-CD20-Therapien Rituximab oder Ocrelizumab durchlaufen hatten, erheblich eingeschränkt ist. So waren spezifisch auf SARS-CoV2-Spike-Protein reagierende Antikörper, ein Anzeichen für eine schützende Wirkung nach der Impfung, nur bei knapp der Hälfte der Patientinnen und Patienten nachweisbar, gegenüber 100 Prozent bei den Gesunden. Die Studie zeigt aber auch, dass ein Teil dieser Risikogruppen unter bestimmten Umständen trotzdem von einer COVID-19-Impfung profitieren kann. An der Studie beteiligten sich die Universitätskliniken für Rheumatologie und Immunologie, Nephrologie, Hämatologie, Neurologie und Dermatologie sowie das Zentrum für Labormedizin des Inselspitals, Universitätsspital Bern. Außerdem war das Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern maßgeblich beteiligt. Die breite fachliche Abstützung bildet das Spektrum von Erkrankungen ab, bei denen Anti-CD20-Therapien eingesetzt werden. Für die Studie wurden in einer engen Zusammenarbeit mit dem Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern zahlreiche Indikatoren eines möglichen Impferfolges erhoben. Eingeschlossen waren knapp 100 Patientinnen und Patienten, die eine Anti-CD20-Therapie durchgemacht hatten. Als Kontrollgruppe dienten 29 zweimal geimpfte, gesunde Erwachsene. Prof. Britta Maurer, Co-Studienleiterin erklärt: „In dieser Studie haben wir in kurzer Zeit in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Instituten und Kliniken wertvolle Informationen zu wichtigen immunologische Fragen im Rahmen der mRNA-COVID-19-Impfung gewonnen. In dem wir wichtige Faktoren identifiziert haben, die eine Voraussetzung für eine Immunantwort sind, hoffen wir bald einen Beitrag zum Schutz einer besonders gefährdeten Gruppe von Patientinnen und Patienten leisten zu können.“ Möglichkeiten einer Optimierung aufgezeigt Trotz der generell eingeschränkten Immunantwort nach der Impfung konnte die Studie Kriterien ermitteln, die eine mögliche Optimierung des Impfschutzes anzeigen. Dr. Matthias B Moor, Erstautor der Studie sagt: „Dazu gehört zum Beispiel der Zeitpunkt seit der letzten Anti-CD20-Therapie oder ein kontrollierter Einsatz von immunsupprimierenden Medikamenten in der Begleittherapie. Die Studie zeigt, dass der Zeitraum seit der Anti-CD20-Therapie, die Anzahl von B-Zellen im Blut und interessanterweise auch die Anzahl von T-Helferzellen im Blut Voraussagen über die Impfantwort erlauben.“ Impfstrategie bei vulnerablen Patientinnen und Patienten mit einer anti-CD20-Therapie Die Studie zeigt, dass es trotz der generellen Einschränkung in Bezug auf die Immunantwort trotzdem noch möglich ist, einige besonders gefährdete Gruppen mit Impfungen zu schützen. Sollten sich die Hinweise auf Optimierungsmöglichkeiten in weiteren, größeren Studien erhärten, könnten schon bald individuelle Impf- und Therapiepläne entwickelt werden. PD Dr. Daniel Sidler, Co-Studienleiter erläutert: „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Phase der Ungewissheit, die wir zu Beginn der Pandemie durchlebt haben, nun langsam zu Ende geht. Es etabliert sich nun eine wissenschaftliche Basis, welche offene Fragen zu Prävention, Diagnostik, Therapie und Impfung von SARS-CoV2 Infektionen beantwortet. Die vorliegende Studie ist ein kleiner, aber wichtiger Beitrag, die COVID Pandemie zu bewältigen.“
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