COVID-19: Luftverschmutzung könnte Risiko für Notwendigkeit einer Intensivversorgung und für Tod erhöhen

Foto: © VanderWolf Images/stock.adobe.com

Studienergebnissen zufolge kann die chronische Exposition gegenüber Luftverschmutzung das Risiko für COVID-19-Patientinnen und -Patienten erhöhen, auf eine Intensivstation verlegt werden zu müssen oder dort zu versterben.

Hospitalisierte COVID-19-Patientinnen und -Patienten, die an ihrem Wohnort dauerhaft höheren Konzentrationen von Feinstaub ausgesetzt waren, zeigten in der neuen Untersuchung von Forschenden unter der Leitung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Mount Sinai Hospital in New York (USA) im Vergleich zu Personen ohne eine solche Umweltbelastung ein erhöhtes Risiko dafür, intensivmedizinisch versorgt werden zu müssen oder auf einer Intensivstation zu versterben.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstreichen, dass eine dauerhafte Exposition gegenüber Luftverschmutzung zu Veränderungen des Immunsystems der Lungen führen und systemische Entzündungen verstärken kann und möglicherweise mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Erkrankungen und das Metabolische Syndrom assoziiert ist. COVID-19-Infektionen und damit verbundene Todesfälle seien in der Vergangenheit in den USA zudem überproportional häufig unter Schwarzen, Personen lateinamerikanischer Abstammung sowie in indigenen Bevölkerungsgruppen aufgetreten, ebenso wie unter Personen mit Risikofaktoren basierend auf Geschlecht, Alter und Komorbiditäten wie Diabetes und Adipositas.

„Die COVID-19-Pandemie hat die bedeutende Rolle, die die Umwelt bei Ungleichheiten in Bezug auf die Gesundheit spielt, in den Mittelpunkt gerückt“, sagt Dr. Alison Lee von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Hospital. „Diese Daten lassen die Schlussfolgerung zu, dass die langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung – selbst bei Konzentrationen unterhalb der Standards der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde – mit einer höheren COVID-19-Morbidität und -Mortalität unter hospitalisierten Patientinnen und Patienten in Zusammenhang steht.“ Die Medizinerin ergänzt: „Entscheidend ist, dass es sich bei der Luftverschmutzung um einen modifizierbaren Risikofaktor handelt. Strategien zur Minderung von Luftverschmutzung müssen als notwendige Maßnahme für die öffentliche Gesundheit betrachtet werden – insbesondere in Bevölkerungsgruppen, die überproportional anfällig für die schädlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung sind.“

Retrospektive Analyse von Daten zu 6500 New Yorkern

Die Arbeitsgruppe führte eine retrospektive Analyse der Daten von mehr als 6500 Personen mit COVID-19 durch, die in der ersten Pandemiewelle zwischen März und August 2020 in verschiedene Krankenhäuser in New York City eingeliefert worden waren. Die Forschenden ermittelten die Konzentrationen von Luftschadstoffen (Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ruß) an den Wohnorten der Betroffenen zum Zeitpunkt der Hospitalisierung. Dann prüften die Forschenden die Patienten-Outcomes, einschließlich Mortalität, Verlegung auf die Intensivstation und Intubierung. Sie stellten dabei fest, dass eine dauerhafte Exposition gegenüber Feinstaub – selbst unterhalb der behördlich festgelegten Grenzwerte – mit einem um elf Prozent höheren Mortalitätsrisiko sowie mit einer um 13 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für eine intensivmedizinische Versorgung assoziiert war. Eine exploratorische Analyse ließ die Schlussfolgerung zu, dass jüngere nichtweiße Personen in diesem Sinne möglicherweise besonders anfällig sind.

Die Studie wurde im Rahmen der Partnerschaft CURE-19 (COVID-19 Unit for Research at Elmhurst) entwickelt.

„Es gibt noch vieles, das wir über das Coronavirus nicht wissen“, sagt Koautor Dr. Stanley Pierre, Koordinator für Patientensicherheit der NYC Health + Hospitals/Queens und Leiter des Clinical Centers of Excellence Development Program. „Besser verstehen zu können, welche Umweltfaktoren auf welche Weise für die Gesundheit der New Yorker und das COVID-19-assoziierte Risiko eine Rolle spielen, erlaubt uns nicht nur langfristig eine bessere Versorgung von Patientinnen und Patienten, sondern gibt uns auch die Möglichkeit, für weitreichendere Veränderungen einzutreten, die uns helfen können, schwere Erkrankungen in der Zukunft zu verhindern.“