COVID-19-Pneumonie: Zusatztherapie mit Namilumab erhöht Wahrscheinlichkeit für frühere Entlassung aus dem Krankenhaus21. Februar 2022 Abbildung: © SciePro/stock.adobe.com In einer Proof-of-Concept-Studie unter der Leitung der Universities of Birmingham und des Birmingham National Health Service (NHS) Foundation Trust (Großbritannien) haben Forschende einen Wirkstoff identifiziert, das einigen Personen, die mit einer COVID-19-bedingten Pneumonie in eine Krankenhaus eingeliefert wurden, Vorteile bieten könnte. In der CATALYST-Studie wurde Namilumab (IZN-101) als potenzielles Therapeutikum zur Behandlung von Patientinnen und Patienten getestet, die mit einer COVID-19-Pneumonie hospitalisiert werden und die Standardbehandlung erhalten sowie hohe Werte C-reaktiven Proteins (CRP) aufweisen. Der Antikörper Namilumab wird in Studien zur Rheumatoiden erforscht und zielt auf Granulozyten-Monozyten-Kolonien-stimulierende Faktor (GM-CSF) ab. Laut den Autorinnen und Autoren gelten hohe Spiegel desselben als Hauptursache für die bei COVID-19-Patientinnen und -Patienten beobachtete Entzündung der Lunge. Die Studie, die in Zusammenarbeit mit der University of Oxford (ebenfalls Großbritannien) durchgeführt und vom Medical Research Council finanziert und zwischen Juni 2020 und Februar 2021 durchgeführt wurde, schloss Personen im Alter von über 16 Jahren ein, die an einer COVID-19-Pneumonie litten und in einem von neun Krankenhäusern des NSH entweder auf einer Normalstation oder einer Intensivstation behandelt wurden. Die in „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlichte Studie umfasste 54 Patientinnen und Patienten, die eine aus Steroiden und Sauerstoff oder Beatmung (je nach Schweregrad der Erkrankung) bestehende Standardbehandlung erhielten, sowie 57 Personen, denen man neben der Standardbehandlung auch noch eine intravenöse Einzeldosis von 150 mg Namilumab zukommen ließ. Neben einer COVID-19-Pneumonie hatten alle Studienteilnehmer CRP-Werte von mehr als 40 mg/l. Die Forschenden verglichen die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung des CRP-Spiegels bei den Patientinnen und Patienten. Im Vergleich zur alleinigen Standardbehandlung beobachteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der zusätzlichen Gabe von Namilumab eine Wahrscheinlichkeit von 97 Prozent dafür, dass der CRP-Spiegel im Laufe der Zeit sank. Nach 28-tägiger Nachbeobachtung zeigte die Studie auch, dass es unter denjenigen Patientinnen und Patienten, die Namilumab erhalten hatten, weniger Todesfälle und mehr Entlassungen aus dem Krankenhaus oder von der Intensivstation gab als bei denen, die nur die übliche Versorgung erhalten hatten. Am 28. Tag konnten 78 Prozent (43) der Patientinnen und Patienten unter Zusatztherapie mit Namilumab das Krankenhaus oder die Intensivstation verlassen, verglichen mit 61 Prozent (33) derjenigen unter Standardtherapie. Aus der Namilumab-Gruppe befanden sich bis zum 28. Tag noch elf Prozent (6) im Krankenhaus, verglichen mit 20 Prozent (11) in der Gruppe unter Standardversorgung. Von den Patientinnen und Patienten in der Namilumab-Gruppe verstarben bis zum 28. Tag elf Prozent (6) im Vergleich zu 19 Prozent (10) in der Gruppe mit Standardbehandlung. Das Team berechnete die Unterschiede zwischen den beiden Kohorten in Bezug auf die Gesamtwahrscheinlichkeit für ein Verlassen des Krankenhauses oder der Intensivstation nach 28 Tagen. Bei der Personen auf Normalstation lag die Wahrscheinlichkeit für eine Entlassung bis Tag 28 in der Kohorte mit üblicher Versorgung bei 64 Prozent, verglichen mit 77 Prozent in der Namilumab-Gruppe. Bei den Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation betrug die Wahrscheinlichkeit für ein Verlassen derselben bis Tag 28 in der Gruppe mit Standardversorgung 47 Prozent, verglichen mit 66 Prozent in der Namilumab-Gruppe. Dr. Ben Fisher, einer der Leiter der CATALYST-Studie am Institute of Inflammation and Ageing der University of Birmingham und Rheumatologe am University Hospitals Birmingham NHS Foundation Trust (UHB) kommentiert die Ergebnisse so: „Unsere Arbeit hat wichtigen Proof-of-Concept-Evidenz dafür geliefert, dass Namilumab bei Krankenhauspatientinnen und -patienten mit COVID-19-Pneumonie die Entzündung reduziert. Unsere Stichprobengröße ist jedoch zu klein für eine endgültige Bewertung der klinischen Outcomes. Dazu sind weitere Studien erforderlich, ebenso wie um die Population, die am meisten profitieren könnte, besser zu verstehen. Unsere Ergebnisse lassen sich möglicherweise nicht auf stationär behandelte Patientinnen und Patienten ohne Anzeichen einer Lungenentzündung oder erhöhtes CRP übertragen oder auf Personen anwenden, die keinen Krankenhausaufenthalt benötigen. Es ist daher wichtig, dass Namilumab jetzt für die weitere COVID-19-Forschung in einer viel größeren nationalen klinischen Phase-III-Studie priorisiert wird.“ Das Team der CATALYST-Studie hatte für die aktuelle Veröffentlichung auch Infliximab getestet: Sie verglichen dieselben Patientinnen und Patienten mit COVID-19-Pneumonie und CRP-Werten von mehr als 40 mg/l, die die Standardbehandlung erhielten, mit 35 Personen, die zusätzlich zur Standardbehandlung auch noch eine intravenöse Einzeldosis von 5 mg/kg Infliximab bekamen. Die Untersuchung ergab jedoch, dass Infliximab nicht wirksamer war als die Standardbehandlung. So lag die Wahrscheinlichkeit für eine Reduktion des CRP-Spiegels bei nur 15 Prozent. Fisher ergänzt: „Unsere Ergebnisse in Bezug auf Infliximab sind zwar enttäuschend, aber auch wichtig, da wir weiterhin bestehende und neue entzündungshemmende Medikamente untersuchen und identifizieren, die eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung und Verringerung der schwerwiegendsten Symptome von COVID-19 spielen könnten.”
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