COVID-19: Schwerer Verlauf kann zu Minderung der männlichen Fertilität führen

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Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der University of Georgia (USA) haben in einer neuen Studie die möglichen Auswirkungen einer SARS-CoV-2-Infektionen auf die männliche Fertilität untersucht.

„Wir wissen, dass es den Hoden in schweren Fällen einer COVID-19-Erkrankung nicht gut geht“, erklärt Hauptautor Clayton Edenfield. Der Doktorand für Umweltgesundheitsforschung am College of Public Health der University of Georgie gehörte früher der Arbeitsgruppe von Prof. Charles Easley, einem Koautor der Studie, an.

Die Autorinnen und Autoren prüften die verfügbare Evidenz zur Interaktion von SARS-CoV-2 mit Zellen im menschlichen Körper sowie frühere Studien zu den Auswirkungen anderer Mitglieder der SARS-CoV-Virusfamilie auf die Hoden und Patientenberichte. Ziel war es herauszufinden, welchen Einfluss COVID-19 auf Hodengewebe und -funktion haben könnte.

Fortpflanzungsorgane anfällig für Virusinfektionen

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie stellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass SARS-CoV-2 über zwei Hauptproteine ​​Organe im ganzen Körper infizieren kann: Angiotensin-Converting-Enzym-2-Rezeptoren (ACE2) und Transmembranprotease Serin 2 (TMPRSS2). Diese Proteine ​​fungieren bekanntermaßen als Pforte, durch die das Virus in die Zelle eindringen kann. Die Hoden produzieren beide Proteine, was sie laut den Studienautorinnen und -autoren anfällig für Virusinfektionen und potenzielle Zellschäden macht. Klinische Befunde stützten diese Auffassung.

„Es gab Autopsieberichte, aus denen hervorgeht, dass das Virus auf irgendeine Weise in die Hoden eindringt und die negative Auswirkungen des Virus auf die Hoden zeigen: Entzündungen und Orchitis, Hodenschmerzen sowie ein Zusammenbruch der Blut-Hoden-Schranke. In einigen Fällen ist das Virus tatsächlich im Ejakulat zu finden“, berichtet Edenfield.

Der Forscher erklärt, dass anhaltende Schäden an wichtigen Organen, die bei Personen mit Long-COVID beobachtet werden, auch die Hoden betreffen können – einschließlich einer Schädigung der Blut-Hoden-Schranke. Komme es zu einer Durchdringung der Blut-Hoden-Schranke durch das Virus, sei mit einer sehr starke Verringerung der Fertilität zu rechnen, was sich an einer reduzierten Spermienzahl oder Spermienqualität erkennen lasse.

Mögliche anhaltende Auswirkungen von COVID auf die Fruchtbarkeit

Das schlimmste Szenario, sagt Edenfield, sei eine Beeinflussung der Keimbahn durch das Virus. Dies könne nachhaltige Auswirkungen auf die Fertilität haben und sogar zu Geburtsfehlern führen. „Glücklicherweise sind die meisten Menschen im zeugungsfähigen Alter recht gut vor schweren Erkrankungen geschützt”, fügt Edenfield hinzu, “aber bei dem einen Prozent, das betroffen ist, könnte das Virus viel Schaden anrichten”.

Die Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe zur männlichen Fertilität sind noch unbestätigt, doch schlagen die Autorinnen und Autoren schlugen experimenteller Ansätze für die zukünftige Forschung vor.