COVID-19-Therapie mit Molnupiravir: Keine verringerte Hospitalisierungsrate unter geimpften Hochrisikopatienten, aber raschere Genesung23. Dezember 2022 Foto: © Pcess609/stock.adobe.com Laut einer gerade veröffentlichten randomisierten kontrollierten Studie für die Verabreichung von Molnupiravir (in einer Dosis von 800 mg zweimal täglich für fünf Tage) nicht zu einer Reduktion von Krankenhauseinweisungen oder Todesfällen unter geimpften Erwachsenen mit einer COVID-19-Infektion, die ein höheres Mortalitätsrisiko haben. Allerdings erholten sich die zuhause mit Molnupiravir Behandelten rascher als Teilnehmende aus einer Kontrollgruppe. Aus älteren Studien war hervorgegangen, dass Molnupiravir Krankenhauseinweisungen bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer COVID-19-Erkrankung wirksam reduziert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Anwendung des Medikamentes bei Patienten mit dem höchsten Hospitalisierungsrisiko. Bisher wurden jedoch entsprechende Studien an weitgehend ungeimpften Populationen und vor dem Aufkommen der Omikron-Variante durchgeführt. In der nun veröffentlichten Studie betrachteten die Forschenden hingegen eine mehrheitlich geimpfte Population, in der die meisten COVID-19-Infektionen auf die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 zurückgingen. Bei Molnupiravir handelt es sich um ein nach Angaben der Autoren kostspieligeren Virostatika zur Behandlung von COVID-19: Eine siebentätige Therapie kostet in den USA etwa 700 US-Dollar kostet, also knapp 650 Euro (im Vergleich zu etwa 530 US-Dollar bzw. knapp 500 Euro für eine 5-tägige Behandlung mit Paxlovid). Molnuvirapir wurde den Studienteilnehmern direkt zugeschickt und konnte zu Hause oral eingenommen werden. „Auch wenn in dieser Studie kein Nutzen der Therapie mit Molnupiravir in Bezug auf den primären Endpunkt zu beobachten war – bei dem die Hypothese aufgestellt wurde, dass die Behandlung mit Molnupiravir bei geimpften Risikopatienten die Wahrscheinlichkeit für eine Krankenhauseinweisung oder Tod verringern würde –, deutet die Untersuchung darauf hin, dass eine solche Therapie andere Vorteile haben könnte, wenn sie bei COVID-19 zum Einsatz kommt. So zum Beispiel eine raschere Genesung und geringere Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen im Anschluss. Dies könnte dazu beitragen, die Belastung des britischen Gesundheitssystems durch die Behandlung ausgewählter Patienten zuhause in Zeiten hoher Krankheitslast und Druck auf wichtige Dienstleister zu verringern. Wir hoffen daher, dass diese neuen Erkenntnisse den politischen Entscheidungsträgern bei der Ausarbeitung von Strategien für den Umgang mit COVID-19-Infektionen im Winter von Nutzen sein werden“, erklärt Hauptautor Prof. Chris Butler von der Universität Oxford (Großbritannien). Die Studie umfasste 25.708 Teilnehmer im Alter über 18 Jahren (Durchschnittsalter 57 Jahre) mit einem erhöhten Risiko für Tod oder Hospitalisierung aufgrund einer COVID-19-Infektion, die aus verschiedenen Gesundheitszentren in ganz Großbritannien stammten. Bei Patienten, die 50 Jahre oder älter waren – oder 18 Jahre oder älter mit relevanten Grunderkrankungen – wurde ein höheres Risiko für einen Krankenhausaufenthalt oder Tod angenommen. Die in die Analyse aufgenommenen Patienten litten an einer bestätigten Omikron-Infektion und fühlten sich höchsten fünf Tage krank, bevor sie mit der Behandlung begannen. Die Ergebnisse bilden Outcomes von Patienten ab, die zwischen dem 8. Dezember 2021 und dem 27. April 2022, während des Höhepunktes der Omikron-Welle in Großbritannien, behandelt wurden. Ungefähr die Hälfte der Patienten in der Studie (12.774 Personen) erhielt zusätzlich zur Standardversorgung zweimal täglich 800 mg Molnupiravir für fünf Tage. Sie nahmen das Medikament zuhause ein. Die Kontrollhälfte der Studie (12.934 Personen) erhielt nur die Standardversorgung. Das Hauptuntersuchungsendpunkt war, ob Molnupiravir das Risiko für eine Krankenhauseinweisung oder den Tod verringert. Sekundäre Endpunkte bezogen sich auf Erholungszeit und Symptome. Die Patienten berichteten während der 28-tägigen Nachbeobachtung über die Outcomes mithilfe eines täglichen Online-Tagebuches. Zwischen der Molnupiravir-Gruppe und der Kontrollgruppe wurde kein Vorteil hinsichtlich der Hospitalisierungs- oder Mortalitätsraten beobachtet. In der mit Molnupiravir behandelten Gruppe gab es 105 Todesfälle oder Krankenhausaufenthalte (0,8%), während es in der Kontrollgruppe 98 Todesfälle oder Krankenhausaufenthalte (0,8%) waren. Patienten, die Molnupiravir erhielten, berichteten über bessere Outcomes im Hinblick auf eine Vielzahl sekundärer Endpunkte. Die mediane durchschnittliche Krankheitsdauer bei Patienten, die Molnupiravir einnahmen, betrug neun Tage im Vergleich zu 15 Tagen in der Kontrollgruppe. Unter Verwendung statistischer Modelle, die die unterschiedlichen Erholungszeiten in beiden Gruppen berücksichtigten, stellten die Autoren fest, dass Patienten, die Molnupiravir einnahmen, sich durchschnittlich 4,2 Tage schneller erholten als Patienten in der Kontrollgruppe. Darüber hinaus erreichten sieben Patienten in der Kontrollgruppe innerhalb der 28 Tage der Nachbeobachtung keine Genesung. Eine geringfügig geringere Anzahl von Patienten, die mit Molnupiravir behandelt wurden, suchte nach der Studie weiterhin aufgrund von Problemen nach der COVID-19-Erkrankung ihren Hausarzt auf (20% der Molnupiravir-Patienten im Vergleich zu 24% der Kontrollgruppe). „Während die einzelnen Länder ihre jeweiligen Strategien zur Bewältigung der sukzessiven COVID-19-Wellen weiterentwickeln, darf das Problem der Antibiotikaresistenz nicht vergessen werden“, mahnt Co-Autor Prof. Ly-Mee Yu von der University of Oxford (Großbritannien). „Es ist zwar wichtig sicherzustellen, dass Patienten, die wahrscheinlich von einer Behandlung mit antiviralen Medikamenten wie Molnuvirapir profitieren, diese erhalten. Die Verwendung solcher antiviraler Medikamente zur Behandlung von Patienten, die wahrscheinlich keinen Nutzen davon haben, birgt das Risiko, die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel weiter zu fördern, Ressourcen zu verschwenden und Menschen unnötige Schäden zuzufügen. „Daher trägt unsere Studie zu einer wichtigen Evidenzbasis in der Hinsicht bei, wer nicht mit diesen wertvollen, neu entdeckten Wirkstoffen behandelt werden sollte. So werden Mediziner in die Lage versetzt, bei der Verschreibung von COVID-19-Therapien fundierte Entscheidungen zu treffen“, ergänzt Yu. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Vorteile der Anwendung von Molnupiravir im Zusammenhang mit der Belastung des Gesundheitssystems und der Kosteneffizienz betrachtet werden müssen. Weitere Gesundheits- und Wirtschaftsanalysen laufen, und die Teilnehmer werden immer noch nachbeobachtet, um die Wirkung der COVID-19-Behandlung mit Molnupiravir auf längerfristige Symptome zu ermitteln. Die Autoren räumen auch ein, dass sie aufgrund des Open-Label-Designs der Studie nicht in der Lage waren, die positive Wirkung von Molnupiravir auf die Symptome abzuschätzen, die aus einem Placebo-Effekt resultieren. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass diese Einschränkung den primären Endpunkt der Studie, nichtelektiven Krankenhausaufenthalt und/oder Tod, beeinflusst. Prof. Michael Kidd vom australischen Ministerium für Gesundheit und Seniorenversorgung in Canberra, der nicht an der Studie beteiligt war, schreibt in einem verlinkten Kommentar zu der Studie: „Butler und Kollegen räumen ein, dass ihre Erkenntnisse möglicherweise auf Menschen mit COVID-19, die klinisch extrem anfällig sind in geringerem Maße anwendbar sind. Wir würden noch einen Schritt weiter gehen und zur Vorsicht mahnen, wenn es darum geht, die Ergebnisse dieser Studie auf diejenigen anzuwenden, die das höchste Risiko für COVID-19-Komplikationen haben … Obwohl PANORAMIC nicht darauf ausgelegt war, aussagekräftige Ergebnisse zu sekundären Endpunkten zu liefern, haben diese bedeutende Implikationen in politischer Hinsicht. Die Studie zeigte, dass die Ergänzung der üblichen Versorgung um Molnupiravir zu einer rascheren Genesung führte, sowie (in einer kleinen virologischen Unterstudie) zu einer verringerten Virusdetektion und -last. Die verkürzte und anhaltende Symptomreduktion könnte zusammen mit den Auswirkungen auf die Virus-Clearance ein wichtiger Aspekt in Hochrisikoumgebungen wie Pflegeheimen sein, um die Ausbreitung von Infektionen unter Hochrisikopersonen potenziell zu minimieren. Molnupiravir könnte auch Vorteile für die Gesundheitssysteme bieten, insbesondere bei wachsenden Fallzahlen innerhalb der Bevölkerung, indem es Gesundheitsberuflern ermöglicht, zu einem früheren Zeitpunkt an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, ohne sich dabei in Gefahr zu wähnen.“
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