COVID-19 und Anosmie: Erholung bei Jüngeren wahrscheinlicher13. Oktober 2021 Foto: Antonio Diaz – stock.adobe.com Bei Verlust von Geruchs- oder Geschmacksinn durch COVID-19 können vier von fünf Betroffenen nach sechs Monaten wieder riechen und schmecken. Laut einer aktuellen Studie ist es für unter 40-Jährige wahrscheinlicher, dass sie sich erholen, als bei älteren Menschen. Bislang erfüllten 798 Menschen die Einschlusskriterien der noch laufenden Studie zu Geruchs- und Geschmacksverlust durch COVID-19, die an der US-amerikanischen Virginia Commonwealth University (VCU) durchgeführt wird, und füllten die Fragebögen aus. „In unserer Kohorte sehen wir eine 80prozentige Erholungsrate innerhalb von mindestens sechs Monaten oder länger“, erklärt Porf. Evan Reiter, M.D., medizinischer Direktor des Smell and Taste Disorders Center an der VCU und Studienautor. „Allerdings sind die restlichen 20 Prozent immer noch sehr viele Menschen, wenn man die Millionen an COVID-19-Betroffenen zu Grunde legt.” Welche Symptome und Vorerkrankungen die von COVID-19 Genesenen hatten, lieferte auch Einblicke in ihre Erholung. So erlangten Genesene mit einer Kopfverletzung in ihrer Vorgeschichte ihren Geruchssinn mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit wider. Eine Erholung war auch bei denjenigen weniger wahrscheinlich, die unter Atemnot während ihrer COVID-19-Erkrankung litten. Keine der im Rahmen der Studie erfassten Medikamente zur COVID-19-Therapien war mit einer höheren Erholungsrate bezüglich Geruchs- oder Geschmackssinn assoziiert. Bei Betroffenen mit einer verstopften Nase war es hingegen wahrscheinlicher, dass sie sich vom Geruchsverlust erholten. Reiter zufolge liege das daran, dass diese Betroffenen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wegen der verstopften Nase unter Verlust des Geruchssinns litten und nicht wegen einer Nervenschädigung durch das Virus, wie in anderen Fällen.” Laut Schätzungen der WHO gab es bisher mehr als 230 Millionen COVID-19-Fälle weltweit und wenn die Schätzungen der VCU-Studie sich die weltweite Population widerspiegeln, könnten möglicherweise mehr als 20 Millionen Menschen sechs Monate nach ihrer COVID-19-Diagnose von andauerndem Geruchs- oder Geschmacksverlust betroffen sein. Die Studie an der VCU läuft seit April 2020, als zunehmend von Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn als Symptom von COVID-19 berichtet wurde. Bislang haben fast 3000 Menschen aus der gesamten USA an der Studie teilgenommen, die Symptome über den Zeitverlauf nachverfolgt. Vorherige bereits im April 2021 veröffentlichte Ergebnisse haben bereits den Einfluss des Verlusts von Geruchs- oder Geschmackssinn auf die Lebensqualität gezeigt: Demnach fühlten sich 43 Prozent der Teilnehmenden deprimiert und 56 Prozent berichteten von einer verminderten Lebensfreude. Die am häufigsten bezüglich der Lebensqualität geäußerte Sorge war weniger Genuss beim Essen (87 % der antwortenden Personen). 45 Prozent schätzten die Unfähigkeit Rauch zu riechen als Sicherheitsrisiko ein. Wie Erstautor Prof. Daniel Coelho, M.D., berichtet sind Appetitlosigkeit und ungewollter Gewichtsverlust eine andauernde Herausforderung für 55 beziehungsweise 37 Prozent der Patienten. „Je mehr wir von den Betroffenen lernen, desto besser können wir medizinische Personal oder die Patienten selbst dabei unterstützen, die Symptome zu managen“, erklärt Coelho. „Durch dieses Studie gewinnen wir ein besseres Bild darüber, welches Risiko COVID-19 für Lebensqualität, langfristige Gesundheit und Wohlbefinden darstellt – gleichzeitig suchen wir nach Antworten zur Therapie.“ Reiter empfiehlt Betroffenen ein Geruchstraining mit ätherischen Ölen. Dadurch könnten Betroffene möglicherweise etwas besser wahrnehmen, welches Maß an Funktion noch vorhanden sei und könnte sie sensibler machen und sorge möglicherweise dafür, dass sie besser in der Lage seien, noch vorhandene Funktionen zu nutzen, so Reiter weiter. Coehlo und Richard Conztanzo, Ph.D., haben schon vor der Pandemie begonnen ein Implantat für Menschen mit Geruchs- beziehungsweise Geschmacksverlust zu entwickeln. Das internationale Interesse an Lösungen für Anosmie habe seit der Pandemie stark zugenommen, so Conztanzo. Das einem Cochlea-Implantat vergleichbare Gerät könne für Betroffene mit einem dauerhaften Verlust des Geruchssinns einen großen Unterschied machen. Das Studienteam plant sich als nächstes darauf zu konzentrieren, wie die verschiedenen Varianten von SARS-CoV-2, etwa die Delta-Variante, im Falle einer Erkrankung die Erholung von Geruchs- und Geschmacksverlust beeinflussen. (ja) Originalpublikation: Coehlo D et al. Predictors of smell recovery in a nationwide prospective cohort of patients with COVID-19. American Journal of Otolaryngology 2021.
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