COVID-19-Vorsorgemaßnahmen für Gesundheitspersonal: Regelmäßige Real-Time-PCR-Tests sind am wirksamsten11. November 2021 Foto: © famveldman/stock.adobe.com Ein Forschungsteam des Inselspitals, Universitätsspital Bern, der Universität Bern (Schweiz) und der Universität Triest (Italien) hat die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von Vorsorgemaßnahmen in Krankenhäusern zum Schutz des Gesundheitspersonals während der COVID-19-Pandemie untersucht. Dabei erwiesen sich regelmäßige, breit abgestützte, Real-Time-PCR-Tests als die wirtschaftlichste und wirksamste Methode zur Vorsorge und damit zur Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur. Die Verfügbarkeit von gesundem und geschultem Personal im Krankenhaus habe sich als entscheidende, mitunter kritische Größe bei der Bewältigung der COVID-19-Pandemie erwiesen, betont das Universitätsspital Bern in einer Pressemitteilung zu der neuen Studie. Die speziellen Risiken des Gesundheitspersonals und Möglichkeiten zu einem wirksamen, wirtschaftlichen und pragmatischen Schutz seien zu Beginn der Pandemie nur ansatzweise bekannt gewesen. Häufiges, breit abgestütztes Testen Das wichtigste Ergebnis der neuen Studie: Wenn wirtschaftliche Aspekte mit einbezogen werden, sind regelmäßige Tests im Abstand von mindestens sieben Tagen und die Anwendung strikter Regeln, auch bei Personen ohne Symptome, die wirksamsten Maßnahmen zur Vermeidung einer unkontrollierten Ausbreitung von SARS-CoV-2 im Krankenhausumfeld. Die Wirkung einer organisatorischen Auftrennung der Teams Auch eine Aufteilung der Teams in zwei Gruppen, die zu keinem Zeitpunkt gleichzeitig physisch im Krankenhaus arbeiten, die sogenannte Desynchronisation, wurde untersucht. Diese Maßnahme hatte sich in Firmen mit einem hohen Anteil an Büroarbeitsplätzen bereits früh bewährt. Im Krankenhaus stieß die Desynchronisation allerdings an ihre Grenzen. Da das verwendete Simulationsmodell auch wirtschaftliche Aspekte, wie zum Beispiel die Arbeitsplatzproduktivität mit einbezog, erzielte die Desynchronisation deutlich schlechtere Resultate. Prof. Michael Gerfin, erläutert: „Die Studie zielte darauf ab, ein Modell zu entwickeln, das Spitäler in die Lage versetzt, medizinische und ökonomische Aspekte in die Planung ihrer Präventionsmaßnahmen mit einzubeziehen. Wenn die Kosten mitgerechnet werden, ist regelmäßiges Testen die beste Maßnahme im Spital. In Ländern mit geringeren Einkommen können die Ergebnisse aber anders ausfallen.“ Die spezifische Situation des Gesundheitspersonals Zunächst stellte sich die Frage, ob das Gesundheitspersonal häufiger mit SARS-CoV-2 infiziert ist als der Rest der Bevölkerung. In der Studie wurde eine Gruppe von gut 300 Freiwilligen aus den Universitätskliniken für Viszerale Chirurgie und Medizin sowie der für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin und Metabolismus am Inselspital, Universitätsspital Bern, untersucht. Anhand des Studienmodells konnten die Forschenden nachweisen, dass die Rate an PCR-positiven Tests in der Studiengruppe tatsächlich höher lag als sich aus den Werten der Umgebung (Infektionen zu Hause und Infektionen im öffentlichen Raum) erklären ließ. Des Weiteren wurden die PCR-Tests gezielt auch auf prä- und asymptomatische Personen ausgelegt, da im Krankenhaus eine Weitergabe des Virus auf vulnerable Gruppen unbedingt verhindert werden müsse, wie die Autorinnen und Autoren betonen. Erfassung und Modellierung der COVID-19-Vorsorge Die Testpersonen wurden mit einem Real-Time-PCR-Test auf das Vorhandensein von SARS-CoV-2 untersucht. Um die Gruppe der asymptomatischen Infizierten genauer abzugrenzen, wurde zwischen einer Testgenauigkeit von 32 Vermehrungszyklen (Ct=32) und den offiziell verwendeten Ct=40 unterschieden. Es zeigte sich, dass die meisten asymptomatischen SARS-CoV-2-Trägerinnen und -Träger erst bei mehr als 32 Zyklen ermittelt werden konnten. Somit zeige die Studie, wie wichtig die Messung mit hoher Sensitivität (Ct=40) ist, wenn die Resultate zur Identifizierung auch von Personen mit tiefer Viruslast verwendet werden sollen, unterstreichen die Forschenden. Die Modellierung bezog die folgenden Elemente der Übertragungsdynamik mit ein: die Infektionsrate im weiteren Umfeld des Krankenhauses (Stadt und Kanton Bern), die Infektionsrate bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses und Arbeiten in desynchronisierten Teams. Außerdem wurden die Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine Kostenanalyse einbezogen. Guido Beldi, Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern. (Foto: © Insel Gruppe, Kreation) Die Autorinnen und Autoren betonen, dass sich die Ergebnisse der Studie auf eine Gruppe von Fachleuten aus der Viszeralen Chirurgie und Medizin des Universitätsspitals beziehen. Sie stammen somit aus einem jener Zentren des Krankenhauses, das während der COVID-19-Pandemie an die Auslastungsgrenze kam, aber jederzeit einen geordneten Betrieb garantieren konnte. Prof. Guido Beldi skizziert das weitere Vorgehen so: „Aufgrund der Studienresultate kann für die Schweiz ein regelmäßiges, breit abgestütztes Testregime mit klaren Folgemaßnahmen als Vorsorgestrategie der Wahl angesehen werden. Damit auch die Desynchronisation einen höheren Stellenwert erhält, wären Möglichkeiten für Remote-Funktionen noch näher zu prüfen.“ Die mathematischen Modelle können laut den Forschenden nun in anderen Kohorten auch außerhalb des Gesundheitswesens und unter anderen Bedingungen (z. B. im Kontext einer zunehmenden Durchimpfung oder bei Bedrohungen durch andere Viren) angewandt werden und zu Planungszwecken eingesetzt werden.
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