Prion-Erkrankungen: Verbesserte Testmethode erlaubt erstmals Diagnose über Tränenflüssigkeit24. Mai 2023 Prof. Dr. Inga Zerr, Leiterin der Prion-Forschungsgruppe in der Klinik für Neurologie und dem NRZ-TSE der UMG.Foto.©umg / fskimmel Forschenden vom Nationalen Referenzzentrums für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien (NRZ-TSE) an der Universitätsmedizin Göttingen ist es erstmalig gelungen, krankhaft verändertes Prion-Protein in Tränenflüssigkeit von Patienten mit Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und anderen Prion-Erkrankungen nachzuweisen. Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) wird wie andere Prion-Erkrankungen durch krankhaft verändertes Prion-Eiweiß, das sogenannte Prion-Protein Scrapie (PrPSc), verursacht. Die Erkrankung des Gehirns führt meist innerhalb weniger Monate zum Tod, weil es bisher keine wirksame Therapie gibt. Aktuell sind jedoch neue medikamentöse Ansätze in der Erprobung. Diese können voraussichtlich nur effektiv sein, wenn in besonders frühen Krankheitsstadien mit der Therapie begonnen wird. Insbesondere in diesem Zusammenhang werden sichere und schonende Methoden zur frühen Diagnostik zunehmend wichtiger. Krankhaft veränderte Proteine in Körperflüssigkeiten nachzuweisen, war bisher nur im Nervenwasser möglich. Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ist es nun gelungen, die aktuell verwendete Testmethode zur Diagnose von Prion-Erkrankungen, die „Real Time Quaking-Induced Conversion (RT-QuIC)“, zu verbessern und so abnormales Prion-Eiweiß in Tränenflüssigkeit nachzuweisen. Im Rahmen einer Pilotstudie gelang ihnen die korrekte Diagnose bei 16 von 19 Patienten mit Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und familiären Prion-Erkrankungen. Bei 94 Patienten mit anderen neurologischen Erkrankungen blieb der Test hingegen negativ. Diagnose von Prion-Erkrankungen mittels Tränenflüssigkeit Mit der RT-QuIC-Methode können Eiweiße mit bestimmten krankhaften Eigenschaften angereichert werden. So lassen sich auch kleinste Mengen solcher Eiweiße im Nervenwasser nachweisen. In Deutschland wird diese Untersuchung zur Diagnose der CJK bisher nur durch das NRZ-TSE an der UMG angeboten. Mit RT-QuIC gelingt die Diagnose einer CJK mit großer Zuverlässigkeit. Allerdings ist hierfür eine Lumbalpunktion nötig. Als Alternative zum Nervenwasser wird schon seit längerem nach einfacher zu sammelnden Körperflüssigkeiten gesucht, in denen die RT-QuIC-Methode funktioniert. „Tränenflüssigkeit ist eigentlich ideal geeignet. Sie ist vergleichsweise leicht zu sammeln und enthält nur wenig störende Faktoren, wie Blutzellen. Doch die Konzentration an Eiweißen, die wir nachweisen wollen, ist sehr gering“, sagt Prof. Inga Zerr, Senior-Autorin der Publikation und Leiterin der Prion-Forschungsgruppe in der Klinik für Neurologie der UMG. „Um abnormale Prion-Eiweiße in Tränenflüssigkeit nachweisen zu können, mussten wir den bekannten Test verändern. Es ist uns gelungen, die Sensitivität – also die Empfindlichkeit, mit der man Erkrankte richtig identifizieren kann – deutlich zu steigern“, sagt PD Dr. Matthias Schmitz, einer der Erst-Autoren der Publikation vom NRZ-TSE an der UMG. Die Forscher gehen davon aus, dass die Analyse von Tränenflüssigkeit in Zukunft auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie der Parkinson- und Alzheimer-Krankheit an Bedeutung gewinnen wird. CJK und andere Prion-Erkrankungen Prion-Erkrankungen werden durch veränderte Eiweiße (PrPSc) hervorgerufen und betreffen das Gehirns. Sie führen meist innerhalb weniger Monate zum Tod. Die häufigste Form ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK). Jedes Jahr sind etwa 150 bis 180 Menschen in Deutschland betroffen. Die Diagnostik CJK kann herausfordernd sein: Die Symptome der Erkrankung ähneln oft anderen neurodegenerativen Demenzen oder auch entzündlichen Erkrankungen des Gehirns. Ähnlich wie die Alzheimer-Krankheit tritt die CJK meist sporadisch auf. Außerdem gibt es noch erbliche und extrem seltene übertragene Formen der CJK (z. B. durch Transplantation von Hirnhaut). Deshalb wird die CJK in vielen Ländern mittels sogenannter „Surveillance Centers“ überwacht. Diese Tätigkeit wird in Deutschland durch die Prion-Forschungsgruppe in der Klinik der Neurologie der UMG ausgeübt. Nationales Referenzzentrum für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien Die Prion-Forschungsgruppe in der Klinik der Neurologie der UMG wurde 2006 vom Robert-Koch-Institut zum Nationalen Referenzzentrum für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien (NRZ-TSE) ernannt. Es hat die Aufgabe, Prion-Erkrankungen in Deutschland epidemiologisch zu überwachen und zu erforschen, sowie Ärzte in Deutschland hinsichtlich Diagnostik, Behandlung und Hygienemaßnahmen zu beraten.
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