CRISPR/Cas-Therapie für das Hereditäre Angioödem

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Mehrere Patienten mit Hereditärem Angioödem wurden mit einer Einzeldosis einer CRISPR/Cas9-Gentherapie behandelt. Die aktuell veröffentlichten Zwischenergebnisse der Phase-I-Studie zeigen eine dosisabhängige Reduktion des Gesamtplasma-Kallikreins.

Insgesamt mehr als zehn Patienten mit Hereditärem Angioödem aus Neuseeland, den Niederlanden und Großbritannien nehmen an der Studie teil. Die Zwischenergebnisse wurden kürzliche im „New England Journal of Medicine“ publiziert. Getestet wurden drei verschiedene Dosen (25mg, 50mg und 75mg) des gentherapeutischen Wirkstoffs NTLA-2002. Schwerwiegende oder anhaltende Nebenwirkungen der Infusionstherapie zeigten sich nicht. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren infusionsbedingte Reaktionen und Fatigue.

„Es sieht so aus, als ob die Behandlung mit einer einzigen Dosis eine dauerhafte Heilung der sehr beeinträchtigenden Symptome meiner Patienten mit hereditärem Angioödem ermöglicht“, sagt die leitende Prüfärztin Dr. Hilary Longhurst, die sowohl klinische Immunologin am Auckland Hospital Te Toku Tumai als auch Honorarprofessorin an der Universität von Auckland ist. Zudem bildeten die Ergebnisse die Basis für ähnliche CRISPR/Cas9-Therapieansätze für andere genetische bedingte Erkrankungen.

Die experimentelle Therapie nutzt in vivo CRISPR/Cas9-Technoligie und zielt auf das KLKB1-Gen, das für die Produktion des Plasmaproteins Prekallikrein verantwortlich ist. Die Veränderung des Gens reduziert die Level von Kallikrein im Plasma und verhindert so wirksam Angioödem-Attacken. Es konnte eine dosisabhängige Reduktion des Gesamtplasma-Kallikrein um bis zu 95 Prozent erreicht werden.

Auch die Zahl der Angioödemattacken pro Monat reduzierte sich im Vergleich zur Ausgangevaluation. Die Anzahl der Attacken reduzierte sich um durchschnittlich 95 Prozent, bezogen auf alles Patienten. Die Studienteilnehmer sollen für 15 Jahre nachverfolgt werden, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit zu bewerten.

Eine größer angelegte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-II-Studie wird aktuell durchgeführt und der Start einer Phase-III-Studie ist für die zweite Jahreshälfte 2024 geplant. Die Gentherapie betrifft nur die Patienten, die die erbliche Erkrankung nach wie vor an ihre Kinder weitergeben können. (ja)