CT-Screening gegen Lungenkrebs: Röntgenärzte plädieren für eng gefasste Zielgruppe8. Mai 2018 59-jähriger Raucher mit 30 Packungsjahren, Teilnehmer der deutschen LUSI-Studie (Lung Tumor Screening and Intervention). A. Baseline-Untersuchung ohne Rundherd, B. Ein-Jahreskontrolle: neuer 15 mm Rundherd (↑). Die Histologie ergab ein schlecht differenziertes Adenokarzinom, (pT1b), 5 Jahre später war der Patient weiterhin tumorfrei. (Quelle: Deutsche Röntgengesellschaft) Mit einer radiologischen Screening-Untersuchung mittels Computertomographie (CT) lassen sich laut der Deutschen Röntgengesellschaft Personen mit Lungenkrebs in vielen Fällen frühzeitig erkennen. Die Sterblichkeit an dieser noch immer meist tödlichen Erkrankung wird deutlich verringert. Entscheidend für den Erfolg eines Screening-Programms, so die Röntgen-Experten, seien die richtige Auswahl der Patienten, eine Einbettung in ein breiteres Präventionskonzept, die Etablierung strenger Kriterien für die Verdachtsdiagnose und hohe Qualitätsstandards bei der technischen und medizinischen Umsetzung. Krebsfrüherkennungsprogramme existieren im deutschen Gesundheitswesen unter anderem für den Brustkrebs, den Gebärmutterhalskrebs und den Darmkrebs. In den letzten Jahren hat sich mit dem Bronchialkarzinom eine weitere Krebserkrankung herauskristallisiert, bei der ein effektives Screening möglich ist. Dies geschieht mittels einer Low-Dose-CT-Untersuchung der Lunge. Dabei wird die Lunge dank bestimmter technischer Features moderner CT-Geräte wie der „iterativen Rekonstruktion“ mit nur etwa einem Fünftel der sonst für diagnostische CT-Aufnahmen der Lunge nötigen Dosis untersucht: Die mit einer Strahlenexposition assoziierten Risiken werden so minimiert. CT-Screening kann Lungenkrebssterblichkeit um 20 Prozent senken Die große, randomisierte National Lung Screening Trial-Studie (NLST) in den USA konnte zeigen, dass ein Low-Dose-CT-Screening effektiv sein kann: „In dieser Studie konnte die Sterblichkeit an Bronchialkarzinom bei Menschen, die mindestens 30 Jahre lang täglich mindestens eine Schachtel Zigaretten geraucht haben, durch die Screening-Untersuchung um ein Fünftel verringert werden. Auch die Gesamtsterblichkeit war geringer“, betont Prof. Hans-Ulrich Kauczor von der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Auf Basis der NLST-Studie wurde in den USA mittlerweile ein offizielles Screening-Programm etabliert, bei dem sich langjährige Raucher vom 55. bis zum 80. Lebensjahr einer Screening-CT-Untersuchung unterziehen können. Kauczor, der beim 99. Deutschen Röntgenkongress einen Überblick über das Thema gibt, ist Vorsitzender einer neu gegründeten Vorstandskommission der Deutschen Röntgengesellschaft zum Lungenkrebs-Screening. Ihr Ziel ist es, in enger Abstimmung mit anderen Fachgesellschaften, dem Bundesamt für Strahlenschutz, dem Gemeinsamem Bundesausschuss, Krankenkassen und politischen Parteien die Einführung eines Screening-Programms auch für das deutsche Gesundheitswesen vorzubereiten. Erleichtert wird dies durch das auf eine EU-Gesetzgebung zurückgehende neue deutsche Strahlenschutzgesetz, das Röntgenuntersuchungen künftig unter bestimmten Umständen auch bei gesunden Menschen ermöglicht. Bisher gibt es das lediglich bei der Brustkrebs-Früherkennung auf Basis einer einmaligen Ausnahmegenehmigung. Patientenidentifizierung mit umfassendem Risikomodell Wie bei allen Früherkennungsprogrammen gilt es auch beim Lungenkrebs-Screening die richtige Balance zu finden: Einerseits geht es darum, möglichst viele Personen mit frühem Lungenkrebs zu identifizieren. Andererseits sollte aber auch bei möglichst wenigen Gesunden die Verdachtsdiagnose Lungenkrebs gestellt werden, wenn dieser gar nicht vorliegt. „Bei Patienten mit falsch positiven Befunden werden dann unter Umständen Eingriffe vorgenommen, die nicht nötig gewesen wären, und das müssen wir soweit es geht vermeiden“, so Kauczor. Der Radiologe plädiert deswegen für Deutschland für ein vom US-Vorbild abweichendes Screening-Programm, das die Zielgruppe relativ eng fasst: „Das Programm wird nur dann erfolgreich, wenn es uns gelingt, möglichst nur Menschen mit hohem und sehr hohem Risiko zu erreichen.“ Neben 30 Packungsjahren Zigarettenkonsum sollten auch andere Faktoren in ein umfangreiches Risikomodell einfließen, mit dem das individuelle Risiko besser abgeschätzt wird. Dazu gehören natürlich Alter und Geschlecht, aber z.B. auch Krebserkrankungen in der Familie oder in der persönlichen Vorgeschichte und der berufliche oder private Kontakt mit anderen Giftstoffen, die Lungenkrebs begünstigen können. „Nötig ist ein umfassendes Präventionsangebot“ Auch der technischen und medizinischen Gestaltung des Screening-Programms kommt eine hohe Bedeutung zu. So müssen die technischen Voraussetzungen für eine Teilnahme am Screening-Programm genau definiert werden. Und es müssen diagnostische Grenzwerte festgelegt sowie Mechanismen der Qualitätssicherung implementiert werden, die gewährleisten, das nur bei wirklich hohem Risiko die nächsten, invasiven Abklärungsschritte eingeleitet werden. Kauczor plädiert auch dafür, im Rahmen des CT-Screenings nicht nur nach den lungenkrebstypischen Rundherden zu suchen, sondern auch auf Vorstufen einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) oder einer Atherosklerose zu achten. Auch das sind Folgen von Tabakkonsum. „Schließlich sollte ein CT-Screening auf Lungenkrebs auch unbedingt mit dem Angebot einer Raucherentwöhnung verknüpft werden, um den Rauchern ein attraktives und umfassendes Präventionsangebot machen zu können“, so der Radiologe. Diese Forderung ist auch Teil eines gemeinsamen europäischen Positionspapiers radiologischer und pulmologischer Fachgesellschaften.
Mehr erfahren zu: "DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“" DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“ Fast alle Klinken in Deutschland (98%) haben mit den organisatorischen Vorbereitungen zur Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. Dies geht aus einer aktuellen Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor.
Mehr erfahren zu: "Shampoo-ähnliches Gel könnte zu Haarerhalt unter Chemotherapie beitragen" Shampoo-ähnliches Gel könnte zu Haarerhalt unter Chemotherapie beitragen Forscher der Michigan State University (MSU) haben ein Shampoo-ähnliches Gel entwickelt, das in Tierversuchen getestet wurde und Haarausfall während einer Chemotherapie verhindern könnte.
Mehr erfahren zu: "Hinweise auf generationenübergreifende Folgen der Passivrauchexposition gefunden" Hinweise auf generationenübergreifende Folgen der Passivrauchexposition gefunden Kinder, deren Väter dauerhaft Passivrauch ausgesetzt waren, haben später im Leben ein erhöhtes Risiko für eine Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), wie eine neue Studie zeigt. Dieses Risiko nimmt noch zu, wenn […]