CTBP2-Genvarianten mit Relevanz für Körpergewicht und Essverhalten identifiziert

Sieglinde Düerkop, Dr. Triinu Peters, Prof. Dr. Anke Hinney und Dr. Luisa Rajcsanyi, alle LVR-Universitätsklinik Essen, haben die Forschungsarbeiten in Essen durchgeführt. Andre Zelck Andre Zelck, UDE/UK Essen

Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen konnten zeigen, dass drei genetische Varianten im CTBP2-Gen mit einem geringeren Body-Mass-Index (BMI) sowie einem erhöhten Risiko für Essstörungen in Verbindung stehen.

Die Effekte dieser drei Varianten auf das Körpergewicht waren hauptsächlich bei Frauen zu finden. „Das hat uns natürlich hellhörig gemacht. Denn Anorexia nervosa ist eine Erkrankung, die vorwiegend junge Mädchen betrifft“, erklärt Prof. Anke Hinney, Leiterin der Sektion für Molekulargenetik Psychischer Störungen am LVR-Universitätsklinikum.

Nun wurden neue Erkenntnisse in der Zeitschrift „Molecular Psychiatry“ veröffentlicht. „Interessant ist, dass die genetischen Varianten, die wir nun in Patientinnen mit Anorexia nervosa und Kindern und Jugendlichen mit Adipositas gefunden haben, alle in einer spezifischen Region von CTBP2 liegen. Diese Region kodiert für das RIBEYE-Protein, von dem wir bisher geglaubt haben, dass es vor allem in den sogenannten Bändersynapsen (engl. „synaptic ribbons“), also beispielsweise in der Retina im Auge vorkommt“, erläutert Dr. Luisa Rajcsanyi, eine der Seniorautoren der Studie.

Verlauf der Studie

Um diesen unerwarteten Zusammenhang besser zu verstehen, haben sich die Forscherinnen Expressionen des Proteins und seiner Vorläufer-Version, der mRNA, in verschiedenen Tiermodellen näher angeschaut. So konnte zum ersten Mal überhaupt eine Ribeye mRNA im Hypothalamus, einer Gehirnregion mit einer hohen Relevanz für Energiebilanz und Essverhalten, nachgewiesen werden.

„Anschließend untersuchten wir auch mögliche Zusammenhänge mit Leptin, einem der wichtigsten Hormone für das Essverhalten. Dazu haben wir Mäuse untersucht, die kein körpereigenes Leptin bilden können. Wurden diese Mäuse mit Leptin behandelt, stieg die Produktion von Ribeye im Hypothalamus deutlich an“, erklärt Hinney. „Weiterführende Analysen müssen nun zeigen, über welchen Mechanismus RIBEYE das Körpergewicht reguliert“, fügt sie abschließend hinzu.