Curcumin: Mögliche Risiken für die nächste Generation?

Curcumin, das in ein Gefäß eingewogen wurde und nun mit Flüssigkeitszugabe gelöst wird, um es anschließend im Fütterungsexperiment einzusetzen. Bilquelle: Jessica Reuther

Laut einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen könnte Curcumin über epigenetische Effekte Einfluss auf die Nachkommen haben. Bei Fruchtfliegen beobachteten die Forschenden negative Auswirkungen einer Supplementierung – ob die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, bleibt allerdings offen.

Curcumin, einem bioaktiven Inhaltsstoff von Kurkuma, werden vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Mittlerweile sind eine Vielzahl verschiedener Curcumin-Supplemente auf dem Markt, die auch durch Influencer als Nahrungsergänzungsmittel auf Social Media stark beworben werden.

Neben den anti-entzündlichen und anti-oxidativen Wirkungen vermittelt Curcumin auch epigenetische Effekte. Dies sind reversible chemische Veränderungen der DNA oder der Proteine, die die DNA verpacken, sogenannte Histone. Diese Veränderungen können Einfluss auf die Genexpression haben – und sie können auf die nächste Generation übertragen werden, ohne dass die Erbinformation selbst verändert wird.

Verkürzte Lebensdauer bei Nachkommen

Ein Gießener Forschungsteam der Justus-Liebig-Universität (JLU) hat nun untersucht, wie sich eine Curcumin-Supplementierung in einem Modellorganismus auf die Nachkommen auswirkt. Die Forschenden nutzten dafür die Fruchtfliege Drosophila melanogaster und fütterten diese mit unterschiedlichen Mengen Curcumin. Sie konnten damit zeigen: Curcumin vermittelt seine Wirkungen sowohl geschlechtsspezifisch als auch dosisabhängig.

Von einer Curcumin-Supplementation profitierten die weiblichen und die männlichen Elterntiere. Sie zeigten eine gesteigerte Kletteraktivität und lebten länger. Bei ihren Nachkommen, die lediglich das Kontrollfutter ohne Curcumin bekamen, wurde dies nicht beobachtet. Im Gegenteil: Die Nachkommen Curcumin-supplementierter Mütter wiesen eine deutlich verkürzte Lebensspanne auf. Auch bei den Nachkommen Curcumin-supplementierter Väter zeigte sich eine verkürzte Lebensdauer – allerdings nur bei den weiblichen Fliegen.

Transgenerationale Effekte nur wenig erforscht

Auch wenn sich die mit Fruchtfliegen erzielten Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragen lassen, liefern sie wichtige Hinweise: Curcumin könnte transgenerationale Effekte haben, die bislang nur wenig erforscht sind.

„Derzeit existieren kaum systematische Studien, die potenziell negative Wirkungen von Curcumin oder anderen bioaktiven Substanzen auf die nächste Generation untersuchen“, so Prof. Anika Wagner vom Institut für Ernährungswissenschaft der JLU. „Dies unterstreicht, dass weitere Studien dringend notwendig sind, um die zugrundeliegenden Mechanismen zu verstehen und mögliche schädliche Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln aufzuklären.“