Darmbakterien tragen möglicherweise zu Resistenz gegenüber Blutdrucksenkern bei26. April 2022 Foto: © Valeryi/stock.adobe.com Warum manche Patienten mit Hypertonie gegen eine Behandlung resistent sind, gab der Forschung bislang Rätsel auf. Neue Ergebnisse aus Versuchen mit Ratten zeigen nun, dass ein bestimmtes Darmbakterium einen wichtigen Faktor darstellen könnte. „Heutzutage behandeln Ärzte eine therapieresistente Hypertonie, indem sie einer bestehenden Medikation Arzneimittel hinzufügen oder ersetzen – das kann zu Überdosierungen, mehr Nebenwirkungen und fehlender Therapieadhärenz führen“, sagt Dr. Tao Yang, Assistenzprofessor an der Universität von Toledo (Spanien). „Ein besseres Verständnis der Beziehung zwischen Darmmikroben und der Wirksamkeit von Medikamenten könnte zu neuen Behandlungsansätzen für solchen Menschen führen, die nicht auf Blutdruckmedikamente ansprechen. Dies könnte neue Arzneimittel oder die Modulation der Darmmikrobiota mit Probiotika, Antibiotika und anderen Methoden umfassen.“ Bei der Untersuchung der Darmmikroben von Ratten entdeckten Yang und Kollegen, dass das Bakterium Coprococcus zur Resistenz gegenüber Inhibitoren des Angiotensin-konvertierenden Enzyms (ACE-Hemmer) beiträgt. Yang stellte die neuen Forschungsergebnisse Anfang April auf der Jahrestagung der American Society for Pharmacology and Experimental Therapeutics während des Meetings Experimental Biology (EB) 2022 vor. „Unser oberstes Ziel ist es, einen Zusammenhang zwischen der mikrobiellen Zusammensetzung des Darms und der enzymatischen Aktivität und der Wirksamkeit des Ansprechens auf Medikamente zu finden, da dies eine Grundlage für den Einsatz der Präzisionsmedizin in der Behandlung von resistentem Bluthochdruck bilden wird“, erklärte der Wissenschaftler. Die Forschung hat gezeigt, dass das Darmmikrobiom eine Vielzahl von Enzymen enthält, die den Arzneimittelstoffwechsel beeinflussen können. Um herauszufinden, ob die Darmmikrobiota bei der Resistenz gegen Blutdruckmedikamente eine Rolle spielen könnten, verabreichten Yang und Kollegen Ratten mit Hypertonie eine Einzeldosis des ACE-Hemmers Quinapril. Die Forschenden stellten fest, dass Quinapril den Blutdruck bei hypertensiven Ratten mit einer geringeren Mikrobiotalast im Darm wirksamer senkte. Als sie die Zusammensetzung des Mikrobioms analysierten, stellte sich Coprococcus als wichtiger Akteur heraus. Forscher haben entdeckt, dass das Bakterium Coprococcus zur Resistenz gegenüber ACE-Hemmern beitragen kann. Die Wissenschaftler verwendeten Flüssigkeitschromatographie-Massenspektrometrie und Blutdruckmessungen, die per Funktelemetrie in einem Hypertonie-Rattenmodell aufgezeichnet wurden. (Grafik: © Tao Yang, Department of Physiology and Pharmacology, University of Toledo) In weiteren Experimenten beobachteten die Forscher, dass C. comes Quinapril tatsächlich abbauen kann. Sie stellten außerdem fest, dass die Verabreichung von C. comes und Quinapril bei hypertensiven Ratten den Blutdruck in geringerem Ausmaß senkte als die alleinige Gabe von Quinapril. „Wir befinden uns noch in einem frühen Stadium der Bestimmung der Wechselwirkungen zwischen Darmbakterien und blutdrucksenkenden Medikamenten“, resümierte Yang. „Unsere aktuellen Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass das gleiche Medikament möglicherweise nicht für jeden geeignet ist, da jede Person über eine einzigartige Zusammensetzung des Darmmikrobioms mit einem einzigartigen Profil enzymatischer Aktivitäten verfügt.“ Die Arbeitsgruppe führt nun ähnliche Experimente mit anderen Arten von Darmbakterien und weiteren Blutdruckmedikamenten durch, um weiter zu untersuchen, wie die Darmmikrobiota die Wirksamkeit von Blutdrucksenkern moduliert.
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