Das humpelnde Kind: Harmloser Hüftschnupfen oder ernste Knocheninfektion

Bild: New Africa – stock.adobe.com

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) weist darauf hin, Bein- und Hüftbeschwerden bei Kindern richtig zu deuten und verweist dabei auf einen Fachartikel in der Mitgliederzeitschrift „OUMN“.

Wenn das Kind plötzlich humpelt, sind Eltern oft ratlos. Denn die Ursache kann harmlos, aber auch schwerwiegend sein. „Vielleicht hat ein humpelndes Kind nur einen leichten Hüftschnupfen im Zusammenhang mit einem Virusinfekt. Es kann sich jedoch auch um eine Knochen- oder Gelenkinfektion handeln, die dringend ärztlich behandelt werden muss. In jedem Fall ist es ratsam, sich ärztlichen Rat einzuholen“, sagt Prof. Maximilian Rudert, DGOU-Präsident und Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus und Ordinarius für Orthopädie der Universität Würzburg. Ein Fachbeitrag dazu ist jetzt in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und Nachrichten“ (OUMN) erschienen.

Hüftschnupfen oder Coxitis fugax tritt häufig bei Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren auf. Er entsteht meist zwei bis drei Wochen nach einer viralen Infektion der oberen Luftwege oder des Darmtraktes. Das Kind tritt nicht richtig auf, ist aber anderweitig gesund. Der Hüftschnupfen ist harmlos. „Die Coxitis fugax ist eine Ausschlussdiagnose. Wichtig ist die Abgrenzung beispielsweise zum eitrigen Infekt eines Gelenkes, bei dem schnellstens eine notfallmäßige Operation stattfinden muss“, sagt Prof. Anna K. Hell, Präsidentin der DGOU-Sektion Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO), Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie Universitätsmedizin Göttingen. Es können aber auch andere Ursachen hinter einem Humpeln stecken. 

Nach Angaben der DGOU kann Humpeln auf folgende Krankheiten hinweisen:

  • eitrige Arthritis oder Osteomyelitis
  • Coxitis Fugax, häufig bei Kleinkindern und im Grundschulalter als Reaktion auf einen viralen Infekt der oberen Luftwege
  • Morbus Perthes
  • Fremdkörper in der Fußsohle
  • Verletzungen an Knochen, Muskeln, Sehnen, Bändern oder Gelenkkapseln nach Unfällen, z.B. beim Sport
  • Toddler´s Fraktur, Haarriss in den langen Röhrenknochen beim Kindergartenkind durch ein Bagatelltrauma 
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Tumoren
  • Hüftkopfabrutsch (Epiphyeolysis capitis femoris), tritt häufig in der Pubertät auf

Ob die Ursache für das Humpeln harmlos oder schwerwiegend ist, sollte ärztlich ermittelt werden. Ist das Kind alt genug, kann es mitteilen, ob es sich einen Fremdkörper in die Sohle eingetreten oder sich beim Sport verletzt hat. Ein eingezogener Splitter oder ein blauer Fleck sind sichtbar, die Körperstelle reagiert auf den Fingerdruck beim Abtasten.

Die Fachgesellschaft rät zum Besuch der Kinderorthopädie, wenn das Kind einen schlechten Allgemeinzustand mit Fieber aufweist, bei nachts auftretenden Schmerzen und zunehmenden Schmerzen unabhängig von der Belastung sowie wenn die Herkunft der Schmerzen unklar sind und die Verletzungsursache unbekannt ist. Des weiteren sei der Arztbesuch angezeigt, wenn die Symptome bei einem sonst gesunden Kind länger als sieben Tage andauern.

Bei der Diagnosefindung spielen auch Aussagen zur Schmerzqualität eine große Rolle, so die DGOU und erklärt: Das Kind muss mitteilen, wann und wo der Schmerz auftritt und auf weitere Fragen antworten: Sind die Schmerzen abnehmend, zunehmend oder gleichbleibend und strahlen sie aus? Besteht der Schmerz schon länger und wird durch Unwohlsein oder Fieber begleitet? Häufig reiche das bereits für eine Diagnose, manchmal seien jedoch weitere Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen oder Magnetresonanztomographie erforderlich.