Das Netz des Todes: Neue Methode zur Krebsbekämpfung mit molekularen Fasern14. September 2020 Die physikalische Struktur von Krebszellen wird durch ein sich in der Krebszelle bildendes Netz zerstört, wodurch diese ihren Selbstzerstörungsmechanismus aktiviert. Bild: © MPI-P Eine Chemotherapie ist für den Körper belastend und kann mit der Zeit ineffektiv werden. „Wir haben nun versucht, einen anderen Weg einzuschlagen und den Krebs nicht durch Eingriffe in die biochemischen Prozesse zu beeinflussen, sondern seine Struktur direkt anzugreifen“, sagt Dr. David Ng, Gruppenleiter im Arbeitskreis von Prof. Tanja Weil am Max-Planck-Institut für Polymerforschung. Zu diesem Zweck haben die Wissenschaftler eine Art von molekularen Legosteinen synthetisch hergestellt, die über eine spezielle molekulare Erweiterung sowohl in normale als auch in Krebszellen gelangen können. Der Legostein alleine ist harmlos, jedoch setzen die in Krebszellen herrschenden Bedingungen nun eine Reihe von chemischen Reaktionen in Gang: „In Krebsgewebe ist die Umgebung viel saurer als in normalem Gewebe“, sagt Ng. „Darüber hinaus finden sich in diesen Krebszellen aufgrund der erhöhten Stoffwechselaktivität des Krebses viel mehr hochreaktive oxidative Moleküle – und das machen wir uns zunutze.“ Wenn diese beiden Bedingungen erfüllt sind, können sich die einzelnen Legosteine verbinden – und so ein großes Netz bilden. Dieses Netz, das im Inneren der Krebszellen wächst, ist äußerst stabil und verformt die Krebszellen von innen heraus. Unfähig, die physikalische Belastung zu verkraften, aktiviert die Krebszelle ihren eigenen Selbstzerstörungsmechanismus. „Wir greifen die Krebszelle also auf eine Weise an, gegen die sie sich nicht wehren kann“, sagt Ng. Die Forscher haben die Methode bisher an Krebszellen in einer Laborkultur untersucht und konnten nachweisen, dass die Zellen innerhalb der sehr kurzen Zeit von etwa 4 h absterben. In Zukunft könnte ihre Methode möglicherweise eine Alternative zur üblichen Krebsbehandlung darstellen – weitere Studien hierzu sind im Gange. Perspektivisch werden Ng, Weil und Kollegen weiter daran arbeiten, die Präzision der Verformung zu erhöhen und das Netz nach dem Absterben der Krebszellen biologisch abzubauen. Sie haben ihre Ergebnisse im „Journal of the American Chemical Society“ veröffentlicht. Weitere Informationen:www.mpip-mainz.mpg.de/en/weil/groups/ng – Webseite von Dr. David Ngwww.mpip-mainz.mpg.de/de/weil/direktorin – Webseite von Prof. Tanja Weil Publikation: doi.org/10.1021/jacs.0c05261
Mehr erfahren zu: "Okuläre Nebenwirkung durch Krebstherapien: Was sich in der Versorgung ändern muss" Okuläre Nebenwirkung durch Krebstherapien: Was sich in der Versorgung ändern muss Moderne Krebsmedikamente können schwerwiegende Nebenwirkungen am Auge bis hin zur Erblindung verursachen. Unser Gesundheitssystem ist jedoch strukturell auf diese zukünftig anwachsende Zahl an Patienten nicht eingestellt. Daher fordert die Deutsche […]
Mehr erfahren zu: "Im Tierversuch erfolgreich: Pan-Krebs-Immuntherapie zerstört Tumore, ohne gesundes Gewebe anzugreifen" Im Tierversuch erfolgreich: Pan-Krebs-Immuntherapie zerstört Tumore, ohne gesundes Gewebe anzugreifen Eine neue Klasse von Immuntherapeutika mit Klettverschluss-artigen Bindungseigenschaften kann verschiedene Krebsarten abtöten, ohne gesundes Gewebe zu schädigen. Das zeigen Krebsforscher der University of California, Irvine (UCI), in einer aktuellen Publikation […]
Mehr erfahren zu: "HPV-bedingtes Oropharynxkarzinom: Kürzere und weniger intensive Therapie wirkt auch" HPV-bedingtes Oropharynxkarzinom: Kürzere und weniger intensive Therapie wirkt auch Nach einer minimalinvasiven Operation bei HPV-positivem oropharyngealem Plattenepithelkarzinom ist laut einer aktuellen Studie eine verkürzte und weniger intensive Strahlen- und Chemotherapie ebenso wirksam – bei weniger Nebenwirkungen.