Dauer-Husten: Sodbrennen oder entzündete Nebenhöhlen können dahinterstecken9. April 2019 Foto: © Elnur/Fotolia Nicht immer liegt die Ursache für einen chronischen Husten in der Lunge oder in den Atemwegen. Sodbrennen oder Entzündungen im Nasen-Rachen-Raum, aber auch einige Medikamente können den Hustenreiz auslösen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in einer aktualisierten Leitlinie zur Diagnose und Therapie von Husten bei Erwachsenen hin. In der Neuauflage legen die Experten ein besonderes Augenmerk auf mögliche Ursachen, die mittels üblicher Diagnostik unentdeckt bleiben. Die Leitlinie soll eine Hilfe für Pneumologen sein, die die unklaren Fälle von chronischem Husten untersuchen. Akuter Husten gehört zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch. Meist tritt er als Symptom einer Erkältung oder Grippe auf und bessert sich nach zwei Wochen von selbst. „Sofern keine schwerwiegenden Symptome wie Bluthusten, Atemnot oder hohes Fieber vorliegen, sind in der Regel keine weiteren Untersuchungen notwendig“, sagt Dr. Peter Kardos von der Lungenpraxis an der Klinik Maingau in Frankfurt am Main. In einigen Fällen kann aber der Erkältungshusten auch drei bis acht Wochen anhalten, dann handelt es sich um einen subakuten Husten, beispielsweise im Rahmen von Keuchhusten. Bei normalem, erkältungsbedingtem Husten empfiehlt DGP-Experte Kardos verschiedene Medikamente. Reine Schleimlöser helfen nur in den ersten zwei bis drei Tagen. Einige pflanzliche Medikamente konnten zeigen, dass sie die Dauer und Intensität des häufig nachfolgenden trockenen Hustens lindern. Gurgellösungen, Lutschtabletten, Honig und Hustenbonbons wirken, indem sie die Hustenrezeptoren im Rachen „umhüllen“ und dadurch kurzfristig vor einer Reizung schützen. Vor allem rät Kardos aber zur Geduld: „Husten ist ein nützlicher Abwehrmechanismus unseres Körpers, der alles hinausbefördert, was nicht in die Atemwege gehört. Ist die dem Erkältungsinfekt zugrunde liegende Infektion abgeklungen, verschwindet der Husten auch wieder. Da es sich um virale Infekte handelt, helfen leider keine Antibiotika“. Hält der Husten jedoch acht Wochen oder länger an, sollte die Ursache in weiteren Untersuchungen abgeklärt werden, rät Kardos: „Mithilfe von Lungenfunktionstests und Röntgenaufnahmen können ernsthafte Erkrankungen wie ein Tumor oder eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) erkannt beziehungsweise ausgeschlossen werden.“ Manchmal liegt die Ursache für den Husten in einem überempfindlichen Hustenreflex. Dann werden auch schwache Reize bei den Betroffenen Husten auslösen. Dies kann passieren, wenn die oberen Atemwege gereizt werden, zum Beispiel durch eine Entzündung der Nase und der Nebenhöhlen. „Diese soll gemeinsam mit dem Hals-Nasen-Ohrenarzt festgestellt und behandelt werden“, erklärt Kardos, der federführend an der Leitlinie der DGP mitgearbeitet hat. Auch Sodbrennen kann Husten auslösen: Sodbrennen ist sehr häufig, laut Kardos berichtet jeder zweite Patient über Sodbrennen, wenn sein Hausarzt danach fragt. Der aufsteigende Magensaft kann aber auch chronischen Husten verursachen, aber nur dann, wenn der Hustenreflex überempfindlich ist. Während das Sodbrennen selbst mit Medikamenten gut behandelt werden kann, bleibt der Husten häufig bestehen. Er ist dann schwer zu behandeln. „Neue Medikamente, die die Empfindlichkeit des Hustenreflexes über längere Zeit hemmen, sind in der Entwicklung“, informiert der Lungenfacharzt. „Die klinischen Tests sind jedoch noch nicht abgeschlossen.“ Die Leitlinie enthält 48 im Konsensusverfahren abgestimmte Empfehlungen und 16 Statements, die im Hintergrundtext in den folgenden neun Kapiteln erläutert werden: Epidemiologie, Physiologie, Klassifizierung, akuter, subakuter beziehungsweise chronischer Husten, Diagnostik und Therapie; dem chronischen idiopathischen Husten wurde ein Extra-Kapitel gewidmet. Weitere Schwerpunkte der Leitlinie sind die Physiologie des Hustens in Erwartung der Einführung neuer Medikamente sowie ausführliche Abhandlungen des Hustens, der durch Affektionen im Bereich der oberen Atemwege oder durch gastroösophagealen Reflux getriggert wird. Hier sollte die Leitlinie dem Pneumologen die zur Diagnostik und Therapie erforderlichen neuesten Kenntnisse aus den Nachbardisziplinen vermitteln. Die klinischen Kapiteln enthalten auch eine kurze Zusammenfassung, praktische Empfehlungen und jeweils ein eigenes Literaturverzeichnis. Drei neue, vereinfachte Algorithmen für den akuten, subakuten und chronischen Husten runden das Kapitel Diagnostik ab.
Mehr erfahren zu: "Hannover Lungen und Thorax Centrum: Bündelung von Kompetenz in Hannover" Hannover Lungen und Thorax Centrum: Bündelung von Kompetenz in Hannover Ein Spitzenzentrum für Lungen- und Thoraxmedizin in Hannover – das ist das gemeinsame Ziel der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des Klinikums Region Hannover (KRH).
Mehr erfahren zu: "Kritik an Apothekenreform: ALM sieht Gesundheitsversorgung gefährdet" Kritik an Apothekenreform: ALM sieht Gesundheitsversorgung gefährdet Die geplante Apothekenreform des Bundesgesundheitsministeriums greift nach Ansicht des ALM unnötig in bewährte Versorgungsstrukturen ein. Patientenzentrierte und qualitätsorientierte Labordiagnostik sei integraler Bestandteil guter Medizin und effizienter Gesundheitsversorgung – und gehöre […]
Mehr erfahren zu: "Lungenfibrose: Ist eine potenzielle neue Therapie gefunden?" Lungenfibrose: Ist eine potenzielle neue Therapie gefunden? Wissenschaftler aus den USA haben einen wichtigen zellulären Schalter identifiziert, der bei Patienten mit Lungenfibrose die Bildung von Narbengewebe steuert. Die gute Nachricht: In einem Mausmodell fanden sie auch einen […]