DBSV: Teilhabe ermöglichen – auch im Alter, auch mit Sehverlust!

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband hat sich auf seinem Parlamentarischen Abend der Frage gewidmet was speziell ältere Menschen mit Seheinschränkung an einer vollumfänglichen Teilhabe hindert und zeigte auf, welche Potenziale zur Verbesserung der Situation es gibt.Symbolbild.©hkama-stock.adobe.com

Am 04. November hatte der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) zum Parlamentarischen Abend zum Thema Teilhabe mit Seheinschränkungen im Alter geladen.

Politische Passivität, Desinteresse und Politikverdrossenheit sind häufig beklagte Phänomene unserer Zeit. Aber was ist mit Menschen, die sich in politische Prozesse einbringen möchten und dabei auf Barrieren stoßen? Was hindert speziell ältere Menschen mit Seheinschränkung an einer vollumfänglichen Teilhabe? Mit einer Veranstaltung in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin hat der DBSV diese Frage in den Fokus gerückt. Er hat dabei aufgezeigt, welche Potenziale es zur Verbesserung der Situation gibt.

Früherkennung spielt bedeutende Rolle

Schirmherr der Veranstaltung war der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Tino Sorge, Mitglied des Deutschen Bundestages. In seiner Begrüßung hob er die Bedeutung der Früherkennung hervor: „Wenn gesundheitliche Einschränkungen frühzeitig erkannt werden, kann der Sehverlust in vielen Fällen gebremst werden. So bleibt gesellschaftliche Teilhabe länger möglich und die Lebensqualität verbessert sich über viele Jahre.“

Ehrenmedaille des DBSV an Franz Müntefering verliehen

Als Ehrengast war Franz Müntefering, Minister außer Dienst und ehemaliger Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) eingeladen. Er fokussierte in seinem Impulsvortrag den Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes: Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden!

In Anerkennung seines langjährigen Engagements für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen wurde ihm im Anschluss von DBSV-Geschäftsführer Andreas Bethke die Ehrenmedaille des DBSV überreicht.

Von Prävention bis Rehabilitation – Teilhabe-relevante Vorträge

Univ.-Prof. Robert P. Finger, Direktor der Augenklinik, Universitätsmedizin Mannheim wies in seinem Kurzvortrag auf den steigenden Bedarf an ophthalmologischen Leistungen zur Prävention und Versorgung hin.

Die Rehabilitation bei Sehbeeinträchtigung im Alter war das Thema von Prof. Sabine Lauber-Pohle vom Institut für Erziehungswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. Der DBSV engagiert sich seit vielen Jahre für eine Grundrehabilitation bei Sehverlust.

„Zu lernen, wie man im Alltag mit einer Seheinschränkung zurechtkommt, ist natürlich die Voraussetzung, um sich politisch engagieren zu können. Augenerkrankungen und die Situation von Menschen mit Sehverlust haben derzeit weder im Gesundheitswesen noch gesamtgesellschaftlich den Stellenwert, den sie haben sollten“, betonte Andreas Bethke.

Margit Hankewitz aus dem Vorstand der BAGSO forderte in ihrem Beitrag Strukturen, die ein gutes Leben in jedem Alter ermöglichen. Sie hob hervor, dass Menschen, die aus welchen Gründen auch immer diese Strukturen nicht in Anspruch nehmen könnten, dabei unterstützt werden müssten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dies müsse zu einer sozialstaatlichen, kommunalen Pflichtaufgabe werden, damit das bisher Erreichte nicht Kürzungen und Sparmaßnahmen zum Opfer falle.

Aktionsbündnis „Sehen im Alter“

DBSV und BAGSO haben 2014 gemeinsam das Aktionsbündnis „Sehen im Alter“ gegründet. Die Initiative richtet sich an Fachkreise und konzentriert sich auf die politische und gesellschaftliche Arbeit für Menschen, die von Sehverlust im Alter bedroht oder betroffen sind.

DBSV-Projekt „Partizipation älterer Menschen mit Behinderungen stärken“

Das Projekt wurde 2023 gestartet und hat sich zum Ziel gesetzt, die Teilhabe nach Sehverlust stärker ins politische Blickfeld zu rücken und Impulse für Früherkennung und nachhaltige Rehabilitation zu setzen. Es wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und ist eng mit dem Aktionsbündnis „Sehen im Alter“ verbunden.