DDG betont Bedeutung von „Diabetes Units“ für die Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung

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Die Diabetologin Dr. Dorothea Reichert sprach auf der Pressekonferenz im Rahmen der 18. Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 22. November über sogenannte „Diabetes Units“.

Mehr als 18 Prozent der Patienten in Krankenhäusern, also circa 3 Millionen Menschen im Jahr, sind an einem Diabetes mellitus erkrankt, dabei knapp 0,5 Prozent mit einem Diabetes Typ 1 und 17 Prozent mit einem Diabetes Typ 2, meist als Nebendiagnose (2). Tatsächlich dürften diese Zahlen noch höher sein, da sie auf Basis von Abrechnungsdaten ermittelt wurden und die Verschlüsselung der Nebendiagnose oft nicht erlösrelevant ist, so Reichert.

„Allein die Zahlen legen nahe, dass es für eine gute und kontinuierliche Behandlung der Grunderkrankung Diabetes einer funktionierenden Vernetzung zwischen ‘ambulanter’ und ‘stationärer’ Versorgung bedarf, da sonst eine spezialisierte diabetologische Versorgung auf Grund von Personalmangel nicht gewährleistet werden kann“, betont die Diabetologin.

Nur jede fünfte Klinik habe Diabetes-Expertise

Reichert beklagt: Nur jede fünfte Klinik in Deutschland verfüge über eine ausreichende diabetologische Expertise. (4) Die Deutschen Diabetes Gesellschaft fordere daher „Diabetes Units“ für alle Einrichtungen, die Menschen mit Diabetes behandeln. „Es gilt sie finanziell abzusichern und dauerhaft im Rahmen der neu zu schaffenden Versorgungspauschalen zu etablieren. Das kann nur durch einen Schulterschluss von ambulant und stationär gelingen, da sonst die Expertinnen und Experten sowohl im ärztlichen als auch im beratenden Bereich nicht annähernd verfügbar wären“, sagt Reichert.

Schon heute gebe es viele verschiedene Beispiele gelungener Kooperationen, wobei zurzeit auf beiden Sektorenseiten der wirtschaftliche Aspekt keine Rolle spielen dürfe. Voraussetzung sei, dass beide Seiten vom Nutzen der Zusammenarbeit überzeugt sind. „Ich bin selbst Teil einer solchen ‘Diabetes Unit’“, erzählt Reichert und berichtet: „Grundsätzlich wird in solchen Fällen das Diabetesteam unmittelbar konsiliarisch hinzugezogen. So konnte ein Defekt der Insulinpumpe durch den Unfall als Ursache der Verschlechterung festgestellt, die Patientin stabilisiert und die wegen des Unfalls nötig OP zeitnah durchgeführt werden.“

Aus der Sicht von Reichert kann eine gesicherte Versorgung von Menschen mit Diabetes in der Zukunft nur gelingen, wenn „Diabetes Units“ als sektorenübergreifende Abteilungen flächendeckend entstehen, und sie die entsprechend den Standards der Fachgesellschaft arbeiten, die die DDG vorbildhaft mit den verschieden Zertifizierungsebenen und -möglichkeiten abgebildet hat.