DDG fordert mit „Agenda Diabetologie 2030“ Stärkung der Diabetologie in Klinik und Praxis

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Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) warnt vor einem drohenden Versorgungsnotstand und fordert mit ihrer „Agenda Diabetologie 2030“ dringend politische Maßnahmen zur Stärkung der Diabetologie in Klinik und Praxis.

Wie die Versorgung gesichert und die „Diabetes-Epidemie“ gestoppt werden kann, diskutierten Experten am 20. Februar auf der Jahrespressekonferenz der DDG. Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl appellierte die Fachgesellschaft an alle politischen Parteien, die Dringlichkeit des Themas zu erkennen und endlich zu handeln.

„Diabetes und seine Folgeerkrankungen gehören zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit – und wir haben nicht genug spezialisierte Fachkräfte, um dieser Entwicklung adäquat zu begegnen“, warnt DDG Vizepräsidentin Prof. Julia Szendrödi aus Heidelberg. Besonders betroffen vom Fachkräftemangel und der Unterfinanzierung in der Diabetologie sind ältere Menschen, sozial Benachteiligte und Patienten mit schweren diabetischen Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen.

Die DDG warnt: Während die Zahl diabetesbedingter Amputationen insgesamt leicht rückläufig ist, sind sozial benachteiligte Regionen weiterhin stark betroffen. Zudem bleibt das Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes trotz medizinischer Fortschritte besonders hoch – insbesondere bei Frauen mit Diabetes. „Dies zeigt, dass die Versorgungsqualität davon abhängt, wo man wohnt und welchem Geschlecht man angehört. Es braucht dringend verbindliche Standards, um in Deutschland für mehr Gesundheitsgerechtigkeit zu sorgen und für alle Menschen die gleichen Voraussetzungen zu schaffen“, so Szendrödi.

Doch die aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen würden die Problematik laut DDG weiter verschärfen. Die geplante Krankenhausreform (KHVVG) berge die Gefahr, dass spezialisierte Diabeteszentren in Krankenhäusern wegfallen, weil sie sich nicht in die vorgesehenen Leistungsgruppen einfügen, heißt es weiter in der Pressemitteilung. „Mindestens jeder fünfte stationäre Patient hat Diabetes – wenn diabetologische Expertise in den Kliniken abgebaut wird, sind die Folgen für Betroffene gravierend“, gibt DDG Präsident Prof. Andreas Fritsche aus Tübingen zu bedenken.

Agenda Diabetologie 2030 – darum geht es der DDG

Die DDG fordert daher konkret:

  • Erhalt und Ausbau der diabetologischen Fachabteilungen an großen Krankenhäusern
  • mehr Diabetologie in der Inneren Medizin – diabetologische Expertise muss auch in Allgemeinkrankenhäusern sichergestellt sein
  • Stärkung der diabetologischen Ausbildung in Medizinstudium und Facharztausbildung

„Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die Menschen ein Leben lang begleitet. Die Krankenhausreform darf nicht dazu führen, dass diese Patientengruppe weiter in die Unterversorgung rutscht“, betont Fritsche. Neben dem Erhalt der Fachstrukturen sei Prävention ein zentraler Baustein zur Eindämmung der „Diabetes-Epidemie“. Die DDG fordert daher von der Politik verhältnispräventive Maßnahmen wie:

  • Mehrwertsteuerbefreiung für gesunde Lebensmittel und eine Besteuerung zuckergesüßter Getränke nach britischem Vorbild
  • Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet
  • verbindliche Nutri-Score-Kennzeichnung auf allen Lebensmitteln

„Wir brauchen eine klare gesundheitspolitische Strategie, die Prävention und Versorgung zusammendenkt. Die neue Bundesregierung muss endlich eine Präventionswende einleiten und weitreichende Maßnahmen verabschieden, die alle Menschen in Deutschland erreichen. Wir haben trotz aller politischen Debatten um die Zuckersteuer und das Kinderlebensmittel-Werbegesetz viel Zeit verloren“, so Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).