DDG: Zertifizierte Kliniken bieten mehr Versorgungssicherheit für Menschen mit Diabetes26. September 2024 Foto: © eliosdnepr/stock.adobe.com Anlässlich des Welttages für Patientensicherheit (17. September) haben die Deutsche Diabetes Gesellschaft und diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe auf die Notwendigkeit einer sicheren Krankenhausversorgung für Menschen mit Diabetes aufmerksam gemacht. Diese Patienten benötigten spezialisierte Pflege aufgrund hoher Risiken für Komplikationen und Wundheilungsstörungen sowie Fachkenntnisse im Umgang mit Diabetestechnologien wie Insulinpumpen, betonen die Verbände. Von der DDG zertifizierte Kliniken wie „Klinik mit Diabetes im Blick DDG“ trügen zur Risikominimierung bei, doch fehlten solche Zertifizierungen im Bundes-Klinik-Atlas. DDG und diabetesDE fordern deren schnelle Integration für eine informierte Entscheidungen der Patienten. Entscheidend für Krankheitsverlauf und Therapieerfolg Eine präzise und rechtzeitige Diagnose von Diabetes mellitus und des korrekten Diabetes-Typs ist entscheidend für Krankheitsverlauf und Therapieerfolg. So erfordert eine Operation bei einem Menschen mit Diabetes ein besonderes Augenmerk auf die Stoffwechseleinstellung sowie eine besonders intensive Betreuung und Pflege. Ganz besonders trifft dies bei Kindern oder multimorbiden älteren Menschen mit Diabetes sowie Menschen mit Typ-1-Diabetes oder mit diabetischem Fußsyndrom zu. „Fehlerhafte oder verspätete Diagnosen führen zu Notfällen wie Ketoazidosen, Hypoglykämien und Koma. Das ist gefährlich und verursacht ganz erhebliches Leid für die Betroffenen“, erklärt Prof. Andreas Fritsche, Präsident der DDG. „Derzeit sind Patientinnen und Patienten häufig stark verunsichert, in welchem Krankenhaus sie bestmöglich umsorgt werden. Eine sichere Diagnosestellung ist die entscheidende Voraussetzung für eine optimale Versorgung, mehr Patientensicherheit und einen nachhaltigen Therapieerfolg.“ Daher ist es aus Sicht des Experten entscheidend, dass die Versorgung dieser Patientengruppen in deutschen Krankenhäusern im Zuge des Krankenhausreformprozesses nicht „unter die Räder kommt“. Die DDG-Zertifikate seien ein Garant für die Einhaltung höchster Qualitätsstandards, erklärt er. „Warum diese patientenverständlichen Zertifikate im Bundes-Klinik-Atlas fehlen, ist nicht nachvollziehbar und muss dringend nachgebessert werden!“, fordert Fritsche. Diabetesversorgung: Orientierungshilfe für Betroffene durch zertifizierte Expertise Die DDG zertifiziert seit Jahrzehnten Kliniken und Praxen, die sich auf die Diagnose und Behandlung von Diabetes sowie dessen Folgeerkrankungen und Komplikationen spezialisiert haben: Einrichtungen können sich als „Diabeteszentrum DDG“, „Diabetes Exzellenzzentrum DDG“ oder als „Klinik mit Diabetes im Blick DDG“ zertifizieren lassen. „Letzteres Zertifikat feiert dieses Jahr zehnjähriges Bestehen. Aktuell sind 90 Häuser als „Klinik mit Diabetes im Blick DDG“ zertifiziert– ein großer Erfolg für die Patientensicherheit“, betont Fritsche. Diese Einrichtungen verpflichten sich zur Einhaltung strenger Qualitätsstandards und standardisierter Prozesse, sodass alle Patienten systematisch auf Diabetes untersucht werden, auch wenn sie aus anderen Gründen stationär behandelt werden. „Das ist besonders wichtig, denn viele Menschen mit Diabetes sind nicht wegen der Diabeteserkrankung stationär aufgenommen, sondern stellen sich aufgrund anderer Erkrankungen oder Behandlungen vor“, so Fritsche. Laut dem Diabetologen minimieren strukturierte Abläufe das Risiko, dass eine Diabeteserkrankung übersehen oder fehldiagnostiziert wird. Denn: In deutschen Krankenhäusern habe jeder fünfte Patient einen bekannten Diabetes. Hinzu komme eine nicht unerhebliche Dunkelziffer von bis zu 14 Prozent für unerkannten Diabetes, wie Studien zeigten.„Da die Stoffwechselerkrankung erheblichen Einfluss auf den Genesungsprozess haben kann, braucht es eine interdisziplinäre Versorgung“, unterstreicht Fritsche. Zudem verpflichten sich zertifizierte Kliniken, ihr medizinisches Personal regelmäßig in der Früherkennung und Behandlung von Diabetes weiterzubilden. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem diabetesgeschulten Pflegepersonal zu, das auf jeder Station vorgehalten werden muss. Zertifikate: Schlüssel zu mehr Patientensicherheit und Selbstbestimmung Dr. Jens Kröger, Vorsitzender der gemeinnützigen Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, hebt noch einen weiteren Vorteil hervor: „Zertifikate erleichtern nicht nur die Orientierung der Patientinnen und Patienten, sondern stärken auch ihre Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit in der Therapie. Wenn Betroffene sehen, dass eine Klinik zertifiziert ist, können sie sicher sein, dass sie sich für eine Einrichtung entscheiden, die strengen Qualitätsstandards entspricht. Dies trägt zur Erhöhung der Diagnosesicherheit und Patientensicherheit bei.“ „Lücken im Bundes-Klinik-Atlas gefährden die Patientensicherheit“ Es sei daher sinnvoll, diese Zertifizierungen als einen Mehrwert für Patienten auch transparent im jüngst eingeführten Bundes-Klinik-Atlas abzubilden, meinen die Experten. Fritsche und Kröger kritisieren, dass die Plattform in ihrem aktuellen Zustand kaum aussagekräftig ist und wichtige Informationen zur Diabetesversorgung fehlen. „Die rund drei Millionen Menschen, die jährlich mit Diabetes mellitus in deutschen Kliniken behandelt werden, finden im neuen Portal keine korrekten Informationen, insbesondere zur realen Verfügbarkeit spezialisierter Diabeteszentren“, so Kröger. „Dies führt zu einer massiven Desinformation, da Betroffene und deren Angehörige nicht die für sie geeignete medizinische Versorgung finden.“ Trotz angekündigter Anpassungen fänden sich seit Einführung des Online-Portals weiterhin Kliniken mit Diabetes-Expertise lediglich im niedrigen zweistelligen Bereich. „Es gibt derzeit allein 400 DDG zertifizierte Klinken, die hier nicht abgebildet sind“, kritisiert Fritsche. Gefordert werden daher Nachbesserungen am Bundes-Klinik-Atlas, insbesondere die Integration der relevanten Zertifikate. „Patientinnen und Patienten müssen ein realistisches Bild von der Versorgungslandschaft bekommen“, so Kröger. „Die derzeitige Darstellung im Bundes-Klinik-Atlas ist irreführend und gefährdet die Patientensicherheit.“
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