De novo metastasiertes hormonsensitives Prostatakarzinom: Bestimmte Patienten profitieren von zusätzlicher Strahlentherapie

Prostata-Bestrahlungsplan. Symbolbild: elena – stock.adobe.com

Eine aktuelle in „The Lancet“ publizierte Studie könnte nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie die Standardtherapie von de novo metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinomen verändern.

In der PEACE-1-Studie erzielte die zusätzliche Strahlentherapie bei Patienten mit niedriger Tumorlast, die auch mit Abirateron behandelt wurden, eine 35%ige Reduktion der radiographischen Progression. Generell verlängerte die Hinzunahme der Strahlentherapie zu einer systemischen Therapie die Zeitspanne bis zur Kastrationsresistenz. Auch kam es zu weniger urogenitalen Komplikationen.

Die Teilnehmer der Studie wurden nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 erhielt die Standardbehandlung (Androgenentzugstherapie allein oder mit sechs Zyklen intravenösem Docetaxel 75 mg/m² alle 3 Wochen), Gruppe 2 die Standardtherapie plus Abirateron (oral 1000 mg Abirateron einmal täglich plus oral 5 mg Prednison zweimal täglich), Gruppe 3 die Standardtherapie plus eine Strahlentherapie (74 Gy in 37 Fraktionen über 7–8 Wochen) und Gruppe 4 die Standardbehandlung plus Strahlentherapie und Abirateron. Die Bestrahlung war auf die Prostata beschränkt; es lag jedoch im Ermessen der Ärzte, auch die Samenblasen und Beckenlymphknoten mit zu bestrahlen.

Insgesamt wurden 1172 Patienten randomisiert: 296 in Gruppe 1, 292 in Gruppe 2, 293 in Gruppe 3 und 291 in der vierten Gruppe. 505 Patienten hatten eine hohe Tumorlast, ihr Anteil war in allen Gruppen ähnlich hoch (25,0–25,1%). Primäre Endpunkte waren das Gesamtüberleben und das radiographische progressionsfreie Überleben, je nachdem, welches Ereignis (Tod oder Progression) zuerst eintrat. Das mediane Follow-up betrug nach Randomisierung sechs Jahre (IQR 5,1–7,0).

Keine Verlängerung des Gesamtüberlebens

Wie sich im Ergebnis zeigte, brachte die Hinzunahme der Strahlentherapie hinsichtlich des Gesamtüberlebens in keiner der Studiengruppen einen Vorteil – allerdings wurde ein hoher Nutzen für bestimmte Patienten im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben beobachtet: Bei Patienten mit einer geringen Tumorlast, die zur Standardtherapie auch Abirateron erhielten, hatte die zusätzliche Strahlentherapie einen signifikanten Effekt: Während bei 74/126 der nicht bestrahlten Patienten eine radiographische Progression beobachtet wurden, war das nur bei 55/126 der bestrahlten Patienten der Fall. Das führte zu einem deutlich besseren radiographisch progressionsfreien Überleben: 3,1 Jahre in der Gruppe 2 (Standardtherapie plus Abirateron) vs. 7,5 Jahre in Gruppe 4 (Standardtherapie plus Abirateron plus Strahlentherapie). Die zusätzliche Bestrahlung führte bei den mit Abirateron behandelten Patienten mit geringer Tumorlast insgesamt zu einer 35 %igen Risikoreduktion der radiographischen Progression.

Mehr Zeit bis zur Kastrationsresistenz

In der Patientengruppe mit hoher Tumorlast führte die Hinzunahme der Strahlentherapie zur alleinigen Standardtherapie zwar nicht zu einer Reduktion von Progressionsereignissen (87/127 vs. 89/126), doch wie sich zeigte, profitierten auch diese Patienten im Hinblick auf einen anderen, im klinischen Alltag bedeutsamen Faktor: Die Strahlentherapie verlängerte in allen Gruppen, und auch unabhängig von der Tumorlast, die Zeit bis zur sogenannten Kastrationsresistenz des Tumors, also bis zu dem Zeitpunkt, ab dem die Hormontherapie nicht mehr wirkt.

Darüber hinaus ging die zusätzliche Strahlentherapie in dieser Studie mit einem weiteren Vorteil für die Patienten einher, denn es kam unter der Therapie zu weniger schweren urogenitalen Komplikationen. Bei den Patienten mit geringer Tumorlast betrug die Rate dieser Nebenwirkungen in der Standardgruppe 26% und in der Vergleichsgruppe, die zusätzlich auch bestrahlt worden war, 11,1%. Ähnlich groß war der Unterschied bei den Patienten mit hoher Tumorlast (23,3% vs. 12,2%).

„Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Bestrahlung der Prostata in Kombination mit einer intensivierten systemischen Behandlung mit Abirateron in der Studie zwar nicht zu einer Lebensverlängerung führte, aber bei Patienten mit geringer Tumorlast das progressionsfreie Überleben verlängern konnte. Außerdem führte sie bei allen Patienten, auch unabhängig von der Tumorlast, dazu, dass die Kastrationsresistenz signifikant hinausgezögert wurde und urologische Beschwerden wie häufiges Wasserlassen oder Schmerzen beim Wasserlassen reduzierte“, betont DEGRO-Generalsekretär Prof. Wilfried Budach. „Diese Ergebnisse sprechen dafür, die Strahlentherapie als Baustein in die Standardtherapie von metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinomen aufzunehmen.“

(DEGRO/ms)