DEGAM aktualisiert S1-Leitlinie „Chronischer nicht-tumorbedingter Schmerz“26. Januar 2024 Foto: ©Ulf/stock.adobe.com Chronische Schmerzen sind häufige Beratungsanlässe in der Hausarztpraxis. Um die Therapie bestmöglich anzulegen, hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ihre evidenzbasierten Handlungsempfehlungen in der S1-Leitlinie „Chronischer nicht-tumorbedingter Schmerz“ nun aktualisiert. Chronische Schmerzen gehen für die Betroffenen oft mit einem hohen Leidensdruck einher – bei manchen sogar bis hin zum sozialen Rückzug. Dabei ist das Krankheitsbild mit vielfältigen Schmerzformen äußerst komplex, auch, weil es häufig psychische Komorbiditäten gibt. Die Behandlung ist in der Regel anspruchsvoll, weil die Gründe oft vielschichtig sind – oder auch gar keine organische Ursache gefunden werden kann. „Umso wichtiger, dass sich Hausärztinnen und Hausärzte schnell über Leitlinien orientieren können, für welche diagnostischen und therapeutischen Optionen es die beste medizinische Evidenz gibt. Damit kann die Basis-Schmerzversorgung in der Fläche nachhaltig gestärkt werden“, erklärt die Fachgesellschaft anlässlich des jüngst veröffentlichten Leitlinien-Updates. Als Handlungsempfehlung entwickelt wurde die DEGAM-Leitlinie „Chronischer nicht-tumorbedingter Schmerz“ vor einigen Jahren unter der Leitung von Prof. Annette Becker und PD Cornelia Straßner. Sie deckt die große Vielfalt der Schmerzformen, die in der Hausarztmedizin auftreten, ab und gibt entsprechende Hinweise. Chronische Schmerzen (am häufigsten sind Rücken-, gefolgt von Gelenk- und Kopfschmerzen) werden durch ein komplexes Zusammenspiel organischer, psychischer und kontextualer Faktoren bedingt bzw. begünstigt. Je nachdem, welche Faktoren überwiegen, helfen unterschiedliche medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapien, die in der Leitlinie vorgestellt werden. Zur schnellen Orientierung enthält die Leitlinie einen Algorithmus für ein hausärztliches Schmerzmanagement mit den wichtigsten Hinweisen. Zentral ist die Empfehlung, dass der Therapie ein biopsychosoziales Modell zugrunde gelegt werden sollte. Dabei gilt es, Selbstmanagement und nichtmedikamentöse Maßnahmen vorrangig zu stärken – die Medikation sollte in der Therapie nur ein Aspekt unter mehreren sein. „Die Leitlinie ist auch deshalb so wichtig, da es gerade in der Schmerztherapie immer wieder zu Über- und Unterversorgung kommt. Die einen bekommen zu viel, die anderen zu wenig“, stellt Prof. Martin Scherer, Präsident der DEGAM, fest. „Aber wir wissen, dass gute und evidenzbasierte Leitlinien dazu beitragen können, diese Formen von Über-, Unter- und Fehlversorgung zu reduzieren. Auch deshalb setzt sich unsere Fachgesellschaft intensiv für die Leitlinienarbeit ein.“ Prof. Jean-François Chenot, Vize-Präsident der DEGAM und gleichzeitig Pate der Leitlinie, ergänzt: „Die Behandlung von chronischen Schmerzpatienten ist – das zeigt auch die Leitlinie – eine komplexe Aufgabe, die in der Praxis aber nicht immer ausreichend Raum bekommt. Es ist lange bekannt, dass Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland auf zu viele Patientenkontakte mit zu wenig Zeit für die einzelnen Patienten kommen. Das muss sich ändern. Wir brauchen intensivere Patientenkontakte und eine Aufwertung der sprechenden Medizin, um Schmerzpatientinnen und -patienten angemessen begleiten zu können.“
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