“Demenz – Wir müssen reden!“

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Auf Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, aber auch auf die sie betreuenden Ärzte, Pfleger und Therapeuten hat die Pandemie  besonders gravierende Auswirkungen. Darauf machen zum Welt-Alzheimertag die Hirnliga, die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie aufmerksam.

Aufgrund der Corona-Pandemie sind soziale Kontakte nach wie vor eingeschränkt. Dies betrifft insbesondere Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, zu denen auch Menschen mit Demenz und oftmals ihre Angehörigen gehören. Dabei haben sie besonders unter der Pandemie gelitten. Viele Unterstützungsmöglichkeiten sind von einem auf den anderen Tag weggebrochen, zum Beispiel Tagespflegen und andere Betreuungsangebote. Demenzerkrankte, die in Heimen leben, waren in vielen Fällen von ihren Angehörigen getrennt. Bis heute sind die Kontaktmöglichkeiten teilweise sehr beschränkt.

Die Beraterinnen am Alzheimer-Telefon haben in diesen Monaten viele Anrufe erhalten und großes Leid zu hören bekommen. „Darüber muss man reden“, sagt Monika Kaus, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG). „Sollte eine neue Welle kommen, müssen wir dafür sorgen, dass diesmal Besuche auch in Corona-Zeiten möglich sind und nicht fundamentale Menschenrechte ohne Prüfung des Einzelfalls eingeschränkt werden.“

Alterspsychiater fordern mehr Personal und Tests für die Heime

„Der sichere Normalbetrieb unter Beachtung der Hygieneregeln des RKI mit ausreichendem Personal ist für die Menschen in den Heimen jetzt essenziell. Es kann nicht darum gehen, alle Heime zu schließen und die alten Menschen weiter in eine krankmachende Isolation zu bringen. Unter Einhaltung der Hygieneregeln sollten zumindest für engste Familienangehörige Besuchsmöglichkeiten möglich gemacht werden“, forderte Prof. Michael Rapp, Präsident der deutschen Alterspsychiater DGGPP.

“Gerade auch die Pflege muss in diesen Zeiten personell und strukturell unterstützt werden, auch was Hygienematerialen und Testkapazitäten angeht. Vor diesem Hintergrund sollten auch Therapeuten und Ärzte weiter in die Heime kommen können – unter geeignetem Schutz für die Bewohner“.

“Die Botschaft in Zeiten von Corona ist klar: Alte Menschen sind besonders gefährdet und müssen besonders geschützt werden, damit sie sich nicht anstecken. Das ist ein ganz wichtiges Ziel, das von der Mehrheit der Menschen in unserem Land unterstützt wird. Doch alten Menschen jetzt dauerhaft Therapien, Therapeuten- und Angehörigenkontakte zu verbieten, verschlechtert deren Lebensqualität und verstärkt Einsamkeit. Gerade therapeutisch-rehabilitative Ansätze in der stationären und ambulanten Altenhilfe können und müssen weiter aufrechterhalten werden.”

Forschung muss intensiviert werden

“Die Corona-Pandemie mit ihren vielfältigen Auswirkungen hat auch massiv die Alzheimerforschung beeinträchtigt”, erklärte Prof. Isabella Heuser, Berlin, Vorsitzende der Hirnliga e.V., der Vereinigung der deutschen Alzheimer-Forscher. So mussten  klinische Untersuchungen von Studienpatienten  pausiert werden, Forschungsprojekte konnten nicht begonnen werden und der Ambulanzbetrieb musste massiv heruntergefahren werden.

“Hoffnung macht es zu sehen, dass jetzt viele Ressourcen in die Entwicklung einer Corona-Impfung gegeben werden. Dies wünschen wir uns auch für die Alzheimer-Forschung, denn die Krankheit belastet nicht nur viele Menschen, sondern auch unsere sozialen Sicherungssysteme.”

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Quellen Hirnliga, Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie