Demenzbeauftragte: Hilfe für eine spezielle Patientengruppe an der MHH

Die Demenzbeauftragte der MHH: Barbara Bostelmann (Quelle: © Karin Kaiser/MHH)

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) kümmert sich eine ehrenamtliche Demenzbeauftragte um die Belange von Menschen mit demenziellen Erkrankungen.

Die Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern werden immer älter – nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren 2023 rund 44 Prozent von ihnen älter als 65 Jahre. Viele dieser Menschen haben neben ihrer eigentlich zu behandelnden Erkrankung auch demenzielle Einschränkungen. Der Krankenhausaufenthalt wird dadurch für die Betroffenen, die Behandelnden und die Pflegenden zu einer besonderen Herausforderung. Um eine möglichst gute Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Demenz sicherzustellen, sieht das Niedersächsische Krankenhausgesetz in Kliniken den Einsatz von Demenzbeauftragten vor. In der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat Barbara Bostelmann diese Aufgabe ehrenamtlich übernommen. Die 68-Jährige setzt sich für das Wohlergehen der Betroffenen ein und ist das Bindeglied zwischen allen am Behandlungsprozess Beteiligten.

Eigene Erfahrungen als Angehörige

Für Menschen mit demenziellen Einschränkungen sind die neue Umgebung, die fremden Personen und die schnell getakteten Abläufe in einem Krankenhaus eine Extremsituation. Oftmals entstehen dadurch Ängste, Verwirrung und Unruhe. Es droht eine Verschlechterung des Allgemeinzustands und auch Komplikationen wie Stürze können vermehrt auftreten. Bostelmann kennt solche Situationen sehr gut. Ihre Mutter war dement. Elf Jahre lang betreute sie die alte Dame, sechs davon zu Hause und fünf im Heim. „Für mich als Tochter war die sich langsam steigernde Demenz zunächst sehr schlimm. Doch dann habe ich gelernt, damit umzugehen“, erklärt sie. Vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen bewarb sich die ehemalige Versicherungsmaklerin 2023 um die Stelle der Demenzbeauftragten in der MHH. Dabei war sie dort kein neues Gesicht. Denn seit 2016 ist Bostelmann bereits ehrenamtliche Patientenfürsprecherin und kümmert sich neben Prof. Bernd Haubitz ehrenamtlich um die Fragen, Sorgen und Nöte von Patienten. „Ich dachte, die Aufgaben einer Demenzbeauftragten können sich da gut ergänzen“, sagt sie.

Sensibler Umgang mit Betroffenen

Als Demenzbeauftragte setzt Bostelmann sich für das Wohlergehen und die ganzheitliche Versorgung der an Demenz erkrankten Patienten ein. Dabei übernimmt sie eine Vermittlerrolle zwischen den Betroffenen und ihren Angehörigen und dem medizinischen und pflegerischen Personal im Krankenhaus. „Das Ziel ist eine gegenseitige Vertrauensbasis und ein feinfühliger Umgang mit den Betroffenen“, erläutert sie. Sie möchte dazu beitragen, Konflikte zu vermeiden und allgemein die Sensibilität für Demenzerkrankte in der MHH zu erhöhen. Als sie ihre Tätigkeit aufnahm, arbeitete sie sich zunächst theoretisch in das Thema ein und knüpfte dann Kontakte zu den Abteilungen und Stationen der MHH, die tendenziell viele ältere Patientinnen und Patienten versorgen. Dazu gehören beispielsweise die Klinik für Unfallchirurgie mit dem zertifizierten Alterstraumazentrum DGU, die Klinik für Neurologie, die Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie und die Zentrale Notaufnahme.

Zuspruch und Unterstützung

„Ich bekomme sehr viel Zuspruch und werde aktiv von den Klinik-Teams unterstützt“, berichtet die Demenzbeauftragte. Viele ihrer Pläne konnte die Ehrenamtlerin bereits umsetzen. Sie richtete eine feste Sprechstunde für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen ein und sorgte dafür, dass einige Stationen mit speziellem Beschäftigungsmaterial für demente Patientinnen und Patienten ausgestattet wurden. Darüber hinaus führte sie Informationsbögen ein, die bei der Aufnahme der Patientinnen und Patienten ausgefüllt werden und Auskunft geben über individuelle Einschränkungen, Gewohnheiten, Sprachverständnis, persönliche Kontakte und vieles mehr. Ganz besonders freut sich Bostelmann darüber, dass drei junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr eingestellt wurden, um ihr Anliegen zu unterstützen. „Sie haben eine Schulung bekommen und kümmern sich jetzt direkt um die dementen Patientinnen und Patienten auf drei Stationen“, erklärt Bostelmann. Sie glaubt, dass eine spezielle Demenzbetreuung zukünftig noch wichtiger wird: „Mit dem demografischen Wandel wird sich die Zahl der Menschen mit Demenz noch erhöhen. Das heißt, auch in Krankenhäusern wird diese Patientengruppe wachsen.“