Den Geruchssinn stärker in den Fokus rücken

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Ein guter Geruchssinn ist entscheidend für körperliches und geistiges Wohlbefinden – trotzdem wird er oft übersehen. Deshalb fordern die Autoren einer aktuellen Review das „Aschenputtel“ Geruchssinn stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

In ihrem narrativen Review gehen die Autoren um Prof. Carl Philpott von der University of East Anglia in Norwich (Großbritannien) zunächst auf die wichtigsten neurologischen, somatischen und erblichen Erkrankungen ein, die mit olfaktorischer Dysfunktion in Zusammenhang stehen. Insgesamt sind Geruchsstörungen mit mehr als 130 Erkrankungen assoziiert.

Philpott erklärte: „Geruchsprobleme treten bei mindestens 139 verschiedenen neurologischen, körperlichen und erblichen Erkrankungen auf.“ Er verwies auf Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass der Verlust des Geruchssinns eine ursächliche Rolle spielen könnte. Dieser trete oft früh auf und sei ein prognostischer Faktor.

„Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass der Verlust des Geruchssinns ein unabhängiger Risikofaktor für neurodegenerative Erkrankungen, erhöhte Gebrechlichkeit und verminderte Lebenserwartung ist“, ergänzte Erstautor Philpott. So konnte eine aktuelle Studie zeigen, dass Geruchsstörungen auf ein erhöhtes kardiales Risiko hinweisen könnten.

Geruchssinn oft zu wenig beachtet

Zuletzt hatte der mit einer COVID-19-Erkrankung assoziierte Geruchsverlust den Geruchssinn in den Fokus der breiten Öffentlichkeit gerückt. Aber wie die Autoren betonen, wird der Geruchssinn und seine Bedeutung oft zu wenig beachtet. „Schon vor dem Auftreten von COVID-19 waren Geruchsstörungen sehr häufig, wurden jedoch als sensorischer Verlust unterschätzt, zu wenig erforscht und unzureichend behandelt“, erklärt Philpott.

Um diese Lücke zu schließen, fordert das Team Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen sowie gezielte Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, welche die Gesundheit des Geruchssinns in den Vordergrund stellen. Philpott betonte: „Der Geruchssinn sollte als wesentlicher Pfeiler der Gesundheit gefördert werden, da er eine gute Ernährung sowie kognitives und psychisches Wohlbefinden ermöglicht.“

Aufklärungskampagnen und Screenings

Dabei sollten sich die Aufklärungskampagnen nicht nur an die breite Öffentlichkeit, sondern auch an medizinisches Fachpersonal richten, so die Empfehlung von Philpott und seinen Kollegen. Teil der Maßnahmen sollte beispielsweise die Einführung von Geruchsscreenings sein. Nicht zuletzt mahnen die Forschenden mehr Forschung, um die Pathophysiologie von Geruchsstörungen besser zu verstehen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu erschließen.

Darüber hinaus fordern die Autoren einen integrativen Ansatz, sie schreiben: „Es sind Anstrengungen erforderlich, um Gerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion für alle Menschen zu gewährleisten, insbesondere angesichts der aktuellen demografischen Situation, da diejenigen, die Hilfe suchen, in der Regel nicht aus einem vielfältigen Querschnitt der Gesellschaft stammen.“ (ja)