Unbehandelte Depressionen verschlechtern chirurgische Ergebnisse bei Krebspatienten

Nachdenkliche Patientin im Krankenhausbett; psychische Belastung und Depression beeinflussen chirurgische Ergebnisse.
Patientin im Krankenhaus: Depression kann die Genesung nach einer Krebsoperation erschweren. (Foto: © N F/peopleimages.com – stock.adobe.com)

Es ist bekannt, dass Depressionen mit gesundheitlichen Problemen verbunden sind – von Schlafstörungen bis hin zu einem erhöhten Krebsrisiko. Neue Studiendaten zeigen nun, dass Depressionen auch die postoperative Erholung und die Behandlungskosten beeinflussen.

Schlechtere Genesung bei depressiven Krebspatienten

Forschende der Ohio State University (USA) fanden heraus, dass bei Patienten mit Depressionen die Wahrscheinlichkeit einer optimalen Genesung nach einer Operation geringer ist. Patienten, die mit Antidepressiva behandelt wurden, zeigten dagegen bessere chirurgische Ergebnisse. 

„Die Behandlung einer Diagnose, insbesondere einer so schwerwiegenden und verheerenden Diagnose wie Krebs, erfordert ein Verständnis anderer gesundheitlicher und sozialer Risikofaktoren“, erklärt Erryk S. Katayama, Medizinstudent im vierten Jahr am Ohio State University College of Medicine und Hauptautor der Studie. „Zu verstehen, wie sich psychische Gesundheitsprobleme auf die postoperativen Ergebnisse auswirken, kann dabei helfen, ganzheitliche und individuelle Behandlungspläne zu erstellen, damit verbundene Komplikationen zu antizipieren und zu verhindern und die Patientenergebnisse langfristig zu verbessern.“

Depressionen beeinflussen chirurgischen Verlauf

Für ihre Studie Forschenden nutzten Daten aus Medicare. Damit identifizierten sie Patienten mit Darm-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, bei denen innerhalb von zwölf Monaten vor oder nach der Krebsdiagnose eine Depression diagnostiert wurde. Mithilfe von Verschreibungsdaten aus Medicare ermittelten die Forschenden, welche Patienten Antidepressiva erhielten. Anschließend untersuchten sie, ob diese Patienten ein „ideales“ postoperatives Ergebnis erzielten. Ein ideales Ergebnis bedeutete: keine Komplikationen, keine verlängerte Hospitalisierung, keine Wiederaufnahme innerhalb von 90 Tagen und kein Tod innerhalb von 90 Tagen nach der Operation. Von 32.726 Patienten wurde bei 1731 eine Depression diagnostiziert. Davon erhielten 1253 Antidepressiva, 478 blieben unbehandelt.

Patienten mit Depressionen, ob behandelt oder unbehandelt, zeigten insgesamt eine schlechtere Genesung und höhere Kosten. Antidepressiva reduzierten jedoch die negativen Effekte. Patienten ohne Depression schnitten insgesamt am besten ab. Behandelte depressive Patienten zeigten bessere Genesungsergebnisse, kürzere Krankenhausaufenthalte, weniger Wiedereinweisungen und geringere Sterblichkeit. Patienten ohne Depression zahlten auch die niedrigsten Pflegekosten (17.551 USD). Bei Patienten mit behandelter Depression stiegen die kosten auf 22.086 USD (7,3 % Anstieg), bei unbehandelter Depression auf 24.897 USD (10,2 % Anstieg).

Screening auf Depression vor Operationen entscheidend

Die Forschenden betonten, dass frühere Studien gezeigt haben, dass Patienten mit Depressionen häufiger ihre medikamentöse Therapie abbrechen oder unregelmäßig einnehmen. „Die Behandlung der Depression kann dazu beitragen, Depressionen zu lindern und zu behandeln und eine bessere Selbstfürsorge und Therapietreue zu ermöglichen“, erklärt Timothy M. Pawlik, chirurgischer Onkologe und leitender Autor der Studie.

Pawlik stellte fest, dass die Forschenden Verschreibungen von Antidepressiva als Indikator dafür nutzten, ob Patienten eine Behandlung erhielten oder nicht. Sie berücksichtigten jedoch nicht, ob ein Patient sich in Psychotherapie befand oder von einem Psychiater betreut wurde – was eine Einschränkung der Studie darstellt. Die Ergebnisse verdeutlichen jedoch die Bedeutung eines Depressionsscreenings vor chirurgischen Eingriffen, „damit wir die Bedürfnisse unserer Patienten besser erkennen und adressieren können“, führt er aus.

(lj/BIERMANN)