Depressionen: Zwei Millionen Euro zur Erforschung neuer Behandlungsansätze

Leptin-empfängliche Nervenzellen (grün) in einer Tiefenhirnregion – dem lateralen Hypothalamus. (Abbildung: © Anne Petzold)

Eine Nachwuchsgruppe am European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G) erforscht das Hormon Leptin und dessen Rolle bei der Regulation des Sozial- und Sexualverhaltens und erhält dafür nun finanzielle Unterstützung.

Das Team um Neurowissenschaftlerin Dr. Anne Petzold vom European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G) – einer Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Max-Planck-Institutes für Multidisziplinäre Naturwissenschaften (MPI-NAT) – werden in den kommenden Jahren erforschen, wie Leptin das Sozial- und Sexualverhalten beeinflusst und ob diese Erkenntnisse zur Entwicklung neuer Behandlungsansätze für neuropsychiatrische Erkrankungen wie Depressionen genutzt werden können. Erste Studien am Tiermodell zeigten, dass Leptin bestimmte Nervenzellen im Gehirn aktiviert, die für soziales Verhalten verantwortlich sind. Bei Menschen mit Depressionen ist die Leptin-Ausschüttung oft gestört.

Auf der Suche nach neuen Therapieansätzen bei neuropsychiatrischen Erkrankungen

Petzolds Arbeitsgruppe „Brain Body Interactions“ erhält nun mehr als zwei Millionen Euro Spitzenförderung aus dem Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für einen Zeitraum von bis zu sechs Jahren. Die Erkenntnisse, die die Wissenschaftler in ihren Untersuchungen gewinnen, könnten dazu beitragen, neue Therapieansätze für die Behandlung neuropsychiatrischer Erkrankungen wie Depressionen zu entwickeln.

Für die Untersuchungen wird die Einzelzell-Kalzium-Bildgebung im Tiermodell eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine Technik zur Untersuchung der Aktivität einzelner Nervenzellen in tiefen Hirnregionen.

Anne Petzold, Leiterin der Arbeitsgruppe „Brain Body Interactions“ am European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G). Foto: © umg/Frank Stefan Kimmel

Beobachtung veränderter Zellaktivität in Echtzeit

Kalziumionen spielen eine Rolle bei der Informationsweiterleitung zwischen den Nervenzellen: Ist eine Nervenzelle aktiv, strömt Kalzium ein und die Kalziumkonzentration in der Zelle nimmt zu. Diese Änderung der Kalziumkonzentration kann mit Fluoreszenzfarbstoffen sichtbar gemacht werden. Dazu werden die Zellen beleuchtet und die fluoreszierenden Signale durch ein miniaturisiertes Mikroskop während des spontanen, natürlichen Verhaltens – beispielsweise während der sozialen Interaktion – aufgezeichnet. Die gesammelten Bilder und Daten werden anschließend analysiert. Veränderungen der Zellaktivität können somit in Echtzeit verfolgt und neue Erkenntnisse über die Funktionsweise der Nervenzellen gewonnen werden.

Aufbauend auf dieser Methode wird das Forschungsteam die Leptin-empfänglichen Gehirnschaltkreise kartieren, untersuchen, wie sie sich zwischen den Geschlechtern und den Hormonzyklen unterscheiden, und testen, ob eine Erhöhung des Leptinspiegels das soziale und sexuelle Wohlbefinden sowohl unter gesunden als auch unter krankhaften Bedingungen verbessern kann.