Der Anteil der Implantatlockerungen ist zurückgegangen

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Anlässlich des DKOU in Berlin hat das EPRD seinen Jahresbericht 2023 veröffentlicht. Endoprothetische Versorgung an Hüfte und Knie befinden sich demnach wieder auf dem Niveau der Vorpandemiezeit. Erstmalig sind Aussagen zur Mortalität und zur Entwicklung der Ergebnisse im Zeitverlauf möglich.

Laut Jahresbericht des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD) für 2022 erreichten erstmals die Zahlen der ans EPRD gemeldeten Hüft- und Knieendoprothesen-OPs mit 347.702 Dokumentationen das Niveau der Vorpandemiezeit. Dies bedeute einen Anstieg um knapp neun Prozent gegenüber dem Höchstwert aus 2019. Insgesamt wurden 177.826 Hüfterstimplantationen und 137.030 Erstimplantationen am Kniegelenk dokumentiert.

Deutlicher Rückgang beim Anteil der Implantatlockerungen und sinkende Ausfallwahrscheinlichkeit in der Knieendoprothetik

Mit dem aktuellen Jahresbericht veröffentlicht das EPRD außerdem erstmalig Ergebnisse im Zehn-Jahres-Zeitverlauf. Sie geben neue Aufschlüsse über Entwicklungen beispielsweise bei Folgeeingriffen am Hüftgelenk: War 2012/2013 ein lockeres Implantat noch für jede zweite Wechseloperation verantwortlich, so hat sich dieser Wert 2022 auf rund 23 Prozent verringert. Ähnlich wie bei den Folgeeingriffen am Hüftgelenk zeichnet sich auch bei jenen am Knie im Zeitverlauf ein Rückgang der Lockerungen ab. Im Vergleich zu den Hüft-Folgeeingriffen fällt dieser mit „nur“ elf Prozentpunkten von fast 34 Prozent 2014 auf fast 23 Prozent 2022 geringer aus, berichtet das EPRD. Auch die kurz- bis mittelfristigen Standzeitergebnisse für die ersten Registerjahre könnten jetzt gegenübergestellt und verglichen werden. Anders als bei HTEP-Versorgungen, bei denen es keine eindeutigen Tendenzen gebe, zeichne sich bei KTEP-Versorgungen spätestens in den Drei-Jahres-Ergebnissen ein Rückgang der Ausfallwahrscheinlichkeit ab.

Höchstes Mortalitätsrisiko: Oberschenkelhalsfraktur und Wechseleingriffe

Die Wissenschaftler beschäftigten sich im aktuellen Bericht zudem erstmals mit der Sterblichkeit von Patientinnen und Patienten nach einer endprothetischen Versorgung. Dabei sei zu berücksichtigen, dass es nicht zwangsläufig einen Zusammenhang zwischen der endoprothetischen Versorgung und dem Tod des jeweiligen Patienten gibt. Auch unterschieden sich die Patientengruppen zum Teil bereits deutlich hinsichtlich ihres mittleren Alters. „Als auffällig erweist sich jedoch, welche schwerwiegenden Folgen eine hüftgelenknahe Femurfraktur (Oberschenkelhalsbruch) haben kann. Patienten und Patientinnen, die als Notfall mit einer Hüfttotalendoprothese (HTEP) oder einer Hemiendoprothese versorgt werden, weisen die höchste Sterblichkeit unter allen betrachteten endoprothetischen Eingriffen auf. Auch bei Wechseleingriffen kommt es zu einer deutlich höheren Sterblichkeit als bei erstmalig durchgeführten endoprothetischen Operationen, allerdings ist sie nicht so hoch wie bei den Notfällen”, betonen die Wissenschaftler. Insgesamt erweise sich das Mortalitätsrisiko bei einer primären Knietotalendoprothese (KTEP) als etwas niedriger im Gegensatz zu einer elektiven Hüftversorgung. Obwohl Patienten, die sich einer Standard-TEP unterzogen, im Schnitt älter waren als solche, die eine elektive HTEP mit zementfreiem Schaft erhalten haben, erklären sie weiter. Gleichwohl liege bei den meisten im EPRD dokumentierten primären Versorgungsformen die Sterblichkeit der Patienten unter den Vergleichswerten für die Gesamtbevölkerung in Deutschland.

Mismatch aufdecken für mehr Patientensicherheit

Um ein „Mismatch“ handelt es sich, wenn die Kombination der implantierten Komponenten nicht passend ist. „Im Jahr 2022 wurden beispielsweise 27 Fälle bei Hüftgelenksimplantationen registriert, bei denen der Hüftkopf für das Insert oder die Pfanne zu groß war und in 28 Fällen zu klein”, berichten die Experten. Die Kombination nicht passender Komponenten kann bei zu großen Köpfen zu Hüftverrenkungen führen, bei zu kleinen Köpfen zur folgenschweren Schädigung des Pfanneneinsatzes oder des Kopfes, erklären sie die Folgen. Einen nachhaltigen Rückgang der jährlichen Mismatch-Fälle habe das EPRD bisher jedoch nicht feststellen können. Die Zahl der Mismatches sei im Vergleich zu 2021 sogar deutlich gestiegen. Um dieser Tendenz zu begegnen und um die Kliniken bei der Vermeidung von Mismatches oder bei deren sofortiger Korrektur zu unterstützen, habe man eine Software entwickelt, die unmittelbar nach dem Erfassen der Implantate einen Warnhinweis gibt, erklärt das EPRD und kündigt an, dass das Register seine Prüfregeln weiter ausbauen wird, um noch stärker zur Patientensicherheit beizutragen.

Hintergrund: Das EPRD ist ein freiwilliges Register. Ziel ist eigenen Angaben zufolge die Qualitätsmessung und -darstellung der endoprothetischen Versorgung in Deutschland. Das EPRD wurde 2010 auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) gemeinsam mit dem AOK-Bundesverband GbR, dem Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) sowie dem Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) aufgebaut. Betreiber des EPRD ist die gemeinnützige EPRD Deutsche Endoprothesenregister gGmbH, eine hundertprozentige Tochter der DGOOC. Mit mehr als 2,6 Millionen erfassten Dokumentationen ist das EPRD das zweitgrößte endoprothetische Register in Europa und das drittgrößte weltweit.