Der Gefäßspezialist gehört unbedingt ins Team!7. Oktober 2019 Foto: © Artinun – Adobe Stock Eine chronische Wunde kann ein Spezialist allein nicht heilen. Einer sollte aber möglichst nicht fehlen: Weil in den meisten Fällen Erkrankungen der Blutgefäße zugrunde liegen, kann die rechtzeitige Einbeziehung des Gefäßmediziners die Heilung beschleunigen. Wunden, die trotz adäquater Behandlung auch nach Wochen noch sämtlichen Bemühungen um Heilung trotzen, sind zu 80 Prozent vaskulär bedingt, sagt Dr. med. Holger Diener (Universitätsklinikum Hamburg). Daher kann eine rechtzeitige gefäßmedizinische Abklärung – und das heißt: möglichst innerhalb des ersten Monats, spätestens innerhalb der ersten 12 Wochen einer schlecht heilenden Wunde – Patienten unter Umständen monatelang, sogar jahrelang bestehende erhebliche Beschwerden ersparen. Fehlender Früherkennung und Diagnostik in der Wundbehandlung indes folgt oft eine nicht sachgerechte Kausaltherapie, „was Dauer und Kosten der Behandlung und natürlich auch die Rezidivrate problematisch erscheinen lässt“, sagt der Hamburger Gefäßspezialist. Zu den häufigsten Ursachen nicht heilender Wunden zählen chronische venöse Insuffizienz bzw. die Stammvarikosis (Krampfadern größerer Venen), die Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, auch als „Schaufensterkrankheit“ bekannt) sowie Diabetes. Beim Diabetiker komme problematisch hinzu, sagt Holger Diener, dass oft eine begleitende Polyneuropathie als alleinige Ursache für das gefürchtete Diabetische Fußsyndrom betrachtet – und darum von einer weiteren Abklärung abgesehen werde. Die aufgrund geschädigter Nerven gestörte Empfindung in Beinen und Füßen habe zwar sicher einen erheblichen Anteil an der Entstehung einer Wunde. „Aber 40 bis 60 Prozent dieser Patienten haben noch zusätzlich eine pAVK.“ Ohne die eigentliche Ursache zu behandeln – etwa die Durchblutung minderversorgten Gewebes wiederherzustellen (Revaskularisation) – wird es aber schwer, die Wunde zur Abheilung zu bringen. Durchschnittlich zweieinhalb Jahre besteht eine chronische Wunde, ehe der Patient in einem spezialisierten, interdisziplinär arbeitenden Zentrum die nötige umfassende Diagnostik und die passende Therapie erhält. Diese Situation insbesondere flächendeckend und jenseits spezialisierter Zentren zu verbessern und für die Notwendigkeit gezielter Vernetzung zwischen Haus- und den verschiedenen an der „Wunde“ beteiligten Fachärzten zu sensibilisieren ist das Kernanliegen des Nürnberger Wundkongresses. Angesichts der hohen Zahl vaskulärer Grunderkrankungen bei chronischen Wunden kommt der Gefäßmedizin im Rahmen dieser interdisziplinären Wundversorgung eine wichtige Rolle zu, betont Holger Diener. Welche besondere Verantwortung daraus erwächst und wie man ihr am besten gerecht wird, diskutieren Experten beim 02. Nürnberger Wundkongress in einer gemeinsamen Sitzung unter der Regie der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) und der Gesellschaft für operative, endovaskuläre und präventive Gefäßmedizin e. V.
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