Der „kleinstmögliche Eingriff“ – Minimalinvasive Chirurgie beim Rheuma-Patienten

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Die minimalinvasive Chirurgie gewinnt nicht nur aufgrund der kleineren Hautnarben aus kosmetischen Gründen zunehmend an Bedeutung. Medizinische Gründe für dieses Verfahren sind eine geringere Störung der Gewebedurchblutung und damit eine schnellere Heilung bei geringerer Infektionsgefahr, erklärte Prof. Ralph Gaulke von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) auf dem DGRh-Kongress in Mannheim.

“Die minimalinvasive Chirurgie wird in der Orthopädie und Unfallchirurgie seit Jahrzehnten in großer Zahl in der Arthroskopie der Gelenke eingesetzt. Auch in der Endoprothetik haben minimalinvasive Zugänge ihren Stellenwert,sind aber aufgrund spezifischer Komplikationen wie bleibender Nervenschäden umstritten. In der Unfallchirurgie konnte durch minimalinvasive Osteosynthesen in der Behandlung von Knochenbrüchen eine höhere Heilungsrate bei schnellerer Heilung des Knochens durch eine geringere Störung der Gewebedurchblutung nachgewiesen werden”, so der Leiter der Sektion Obere Extremität, Fuß- und Rheumachirurgie an der MHH.
 
Mit der Einführung einer wirksameren Immunsuppression durch Biologika könnten zunehmend auch beim Rheumatiker minimalinvasive Verfahren eingesetzt werden. Wo früher aufgrund der Entzündungen der die Gelenke umgebenen Gewebe wie z.B. der Sehnenscheiden große Zugänge erforderlich waren, um die erkrankten Gewebe radikal zu entfernen, seien diese heutzutage deutlich seltener erforderlich, erklärte Gaulke. Somit könnten die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie zunehmend auch für Rheumatiker genutzt werden. Dies sei insbesondere deshalb von Bedeutung, da die entzündungshemmenden Medikamente und die Artheriosklerose zu einer verzögerten Knochenheilung führen können.
 
Ein weiterer Vorteil ist laut Gaulke die schnellerer Knochenheilung und die damit verbundene kürzere Ruhigstellung mit einer geringeren Gefahr eines Bewegungsverlustes.
 
“Wichtig bei der Durchführung der minimalinvasiven Chirurgie beim Rheumatiker ist, dass keine Kompromisse bezüglich der Gründlichkeit der Operation eingegangen werden, nur um auf Biegen und Brechen minimalinvasiv operieren zu können”, betonte Gaulke. Die besondere Herausforderung für den orthopädischen Rheumatologen sei daher, die Indikation für die minimalinvasiven Verfahren oder das offene Vorgehen korrekt zu stellen, sowie die Bereitschaft, dann auf ein offenes Verfahren umzuschwenken, wenn sich das minimalinvasive Verfahren intraoperativ als nicht geeignet herausstellen sollte.
 
“Die minimalinvasive Chirurgie erweitert das Spektrum in der operativen Behandlung von Rheumatikern erheblich, die Indikationsstellung hierfür erfordert aber mindestens ebenso viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl wie die Durchführung dieser Operationen”, betonte der Mediziner weiter. Da künftig durch die großen Fortschritte der immunologischen Forschungen mit einer weiteren Verbesserung der medikamentösen Immunsuppression zu rechnen ist, werden die minimalinvasiven Operationsverfahren in der operativen rheumaorthopädischen Therapie weiter an Bedeutung gewinnen”, ist er sich sicher.