„Der Vertrag hält, was er versprochen hat”

Michael Rug. Foto: BVdU

Die Vertragspartner des Urologie-Selektivvertrages in Baden-Württemberg ziehen nach fünf Jahren eine positive Bilanz.

Am 01.10.2016 startete der Vollversorgungsvertrag von AOK Baden-Württemberg und Bosch BKK auf Krankenkassenseite sowie MEDI Baden-Württemberg, dem Berufsverband der Deutschen Urologen (BvDU) und der Arbeitsgemeinschaft der niedergelassenen Urologen (AGNU) auf der Ärzteseite. Der Vertrag sieht eine Honorarsystematik vor, mit der der behandelnde Arzt mehr Zeit für Information, Beratung und gemeinsame Entscheidungsfindung mit seinem Patienten hat. Außerdem werden höhere Qualitätsanforderungen gestellt. Für teilnehmende Urologen sind pro Jahr mindestens zwei Fortbildungen mit insgesamt mindestens acht CME-Punkten zu facharzttypischen Behandlungsproblemen verpflichtend. Dafür erhalten die Fachärzte ein leistungsgerechtes Honorar ohne Mengen- oder Fallzahlbegrenzung.

Mehr Zeit für Beratungsgespräche

Derzeit nehmen nach Angaben der Vertragspartner 145 Urologen und 800.000 Patienten teil. Dr. Michael Rug, 1. Vorsitzender des BvDU-Landesverbandes Baden und der AGNU, zieht nach fünf Jahren ein positives Fazit: „Der Vertrag hält, was er versprochen hat und kommt bei den niedergelassenen Urologen gut an. Gerade für notwendige Beratungsgespräche bekommen wir im Vergleich zur Regelversorgung jetzt etwa doppelt so viel Zeit für unsere Patienten bezahlt. Und die Aufklärung und Beratung zum Prostatakarzinom im Rahmen der Früherkennung mit fakultativer Bestimmung des PSA-Wertes ist einzigartig. Eine wichtige Neuerung ist auch die Entlastungsassistentin in der Facharztpraxis (EFA), da sie eine intensivere Patientenbetreuung ermöglicht und uns Ärzte bei wichtigen Routinearbeiten entlastet. Patienten profitieren außerdem von schnelleren Terminen. Last but not least liegt der durchschnittliche Fallwert seit Beginn konstant rund 25 bis 30 Prozent höher als in der Regelversorgung.“

Der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Johannes Bauernfeind, kommentiert: „Der Urologievertrag verbessert die Versorgungsqualität, weil es insbesondere gelungen ist, dem individuellen Arzt-Patienten-Gespräch mit ausführlicher Beratung und partnerschaftlicher Entscheidungsfindung einen zentralen Platz im Praxisalltag einzuräumen. Bekanntlich ist die Finanzierung der GKV in den letzten Jahren durch kostspielige Reformen erheblich unter Druck geraten. Und dass sich auftuende Finanzloch wird sich weiter vergrößern. Da die Facharztverträge in Verbindung mit der hausarztzentrierten Versorgung für eine bessere und wirtschaftlichere Versorgung stehen, werden wir trotz dieser Belastungen gemeinsam mit unseren ärztlichen Partnern alles daransetzen, diese Erfolgsgeschichte fortzuführen.“

Vorteil besonders für chronisch Kranke

Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg und MEDI GENO Deutschland betont noch einen weiteren Aspekt: „Die teilnehmenden Urologen haben insbesondere für schwer kranke Patienten mehr Zeit, damit deren Behandlung intensiver sein kann und unnötige Operationen und belastende Krankenhausaufenthalte vermieden werden können. Und den Ärzten bietet der Vollversorgungsvertrag hohe Planungssicherheit und eine leistungsgerechte Vergütung und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Sicherung einer wohnortnahen ambulanten Versorgung.“

(AOK Baden-Württemberg, Bosch BKK, MEDI Baden-Württemberg / ms)