Deutliche Kostensteigerungen in Arztpraxen durch Fachkräftemangel und hohe Inflation2. September 2022 Grafik: ZiPP Nach Auswertungen des Praxis-Panels des Zi (ZiPP) sind die Ausgaben für den Praxisbetrieb zwischen 2017 und 2020 um durchschnittlich 13,2 Prozent gestiegen (wir berichteten). „Die Kostenexplosion muss durch Gesetzliche Krankenkassen umgehend gegenfinanziert werden”, fordert der Zi-Vorstandsvorsitzende. Die anhaltend hohe Teuerungsrate und der umkämpfte Arbeitsmarkt für Medizinische Fachangestellte (MFA) stellt die Arztpraxen in Deutschland vor immer größere wirtschaftliche Herausforderungen. Wie das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) im ZiPP gezeigt hat, sind die Kosten für den Praxisbetrieb bereits in den Jahren 2017 bis 2020 um durchschnittlich 13,2 Prozent gestiegen. Und dies, obwohl die Inflation in diesem Zeitraum lediglich 3,7 Prozent betrug. Kostentreiber waren vor allem die Aufwendungen für das Personal. Zwischen 2017 und 2020 stiegen diese Ausgaben um 18,9 Prozent. Der Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten des Praxisbetriebs liegt bei rund 56 Prozent. 2017 lagen die Ausgaben für den Praxisbetrieb bei rund 142.000 Euro pro Praxisinhaber:in. Der Anstieg der Betriebskosten bis 2020 betrug 18.900 Euro, die Personalkosten stiegen absolut um 14.400 Euro pro Praxisinhaber:in. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts beträgt die Inflationsrate für Juli 2022 7,5 Prozent. Durch den Wegfall kostendämpfender Maßnahmen (9-Euro-Ticket und Tankrabatt) sowie weitere dynamische Energiekostenanstiege (Gasumlage) werden für die kommenden Monate weiter steigende Teuerungsraten erwartet. Nimmt man diesen Wert als Untergrenze für die Kostenentwicklung in Arztpraxen, sehen sich Praxisinhaber:innen allein im Jahr 2022 Kostensteigerungen in Höhe von 12.700 Euro pro Praxisinhaber:in gegenüber. Auf die Personalkosten entfallen dabei mindestens 7100 Euro. Gegenüber 2017 wären die Personalkosten dann um mehr als 30 Prozent, die Gesamtkosten für den Praxisbetrieb um nahezu 27 Prozent gestiegen. Medizinische Fachangestellte gehören zu den “Engpassberufen” „Diese Kostenexplosion muss durch die gesetzlichen Krankenkassen noch im laufenden Jahr gegenfinanziert werden“, forderte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Die Datengrundlage aus zurückliegenden Jahren, die üblicherweise zur Berechnung der Vergütungsanpassung herangezogen wird, reiche alleine nicht aus. Zumal dann nicht, wenn die Teuerungsrate im Laufe des Jahres 2022 nicht abnehmen werde, so von Stillfried weiter. „Gemäß der Bundesagentur für Arbeit gilt der Beruf der medizinischen Fachangestellten als Engpassberuf. Waren der Behörde im Juli 2019 noch circa 6700 offene Stellen bekannt, sind es im Juli 2022 bereits 9600 – eine Steigerung um 42 Prozent. Die Ausbildung der Medizinischen Fachangestellten findet in den Praxen statt. Zunehmend bieten aber Kliniken höhere Gehälter, um eigene Personalengpässe auszugleichen. Arztpraxen müssen aber ein attraktiver Arbeitgeber für medizinisches Fachpersonal bleiben, um die ambulante Versorgung auch zukünftig sicherstellen zu können. Damit Terminengpässe nicht noch größer werden, müssen die Praxen in die Lage versetzt werden, steigende Personalkosten zu stemmen. Das sollte auch im Interesse der Gesetzlichen Krankenkassen und insbesondere deren Versicherten liegen“, bekräftigte der Zi-Vorstandsvorsitzende.
Mehr erfahren zu: "Vielfalt von Fibroblasten könnte neue Behandlungswege ermöglichen" Vielfalt von Fibroblasten könnte neue Behandlungswege ermöglichen Eine in „Nature Immunology“ veröffentlichte Arbeit legt nahe, dass Fibroblasten aufgrund ihrer wiederkehrenden Rolle bei zahlreichen Erkrankungen unterschiedlicher Gewebe als universelle Zielstruktur für Arzneimittel infrage kommen.
Mehr erfahren zu: "Direkt zum Facharzt? Kassenärzte schlagen Extratarif vor" Direkt zum Facharzt? Kassenärzte schlagen Extratarif vor Erst zum Hausarzt, erst dann zum Spezialisten – so soll künftig die Reihenfolge aussehen. Die Kassenärzte schlagen nun eine Alternative vor.
Mehr erfahren zu: "Ottobock geht an die Börse" Ottobock geht an die Börse Ottobock legt die Preisspanne für den Börsengang fest – wie viel die Aktien kosten sollen und wofür der Orthopädietechnikhersteller die Einnahmen nutzen will.