Deutscher Herzbericht: Weniger Krankenhausaufnahmen in COVID-Pandemie15. September 2022 Bild: ©Deutsche Herzstiftung Die COVID-19-Pandemie wirkte sich negativ auf das Versorgungsgeschehen von Herzpatientinnen und Herzpatienten im Jahr 2020 aus: Dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Herzbericht zufolge kam es zu Rückgängen bei den Krankenhausaufnahmen und herzmedizinischen Versorgungsmaßnahmen. Nahezu alle Herzkrankheiten weisen in den Krankenhausaufnahmen (vollstationäre Hospitalisationsrate) im Jahr 2020 eine deutliche Abnahme gegenüber dem Jahr 2018 auf. Der deutlichste Rückgang wurde bei der Koronaren Herzkrankheit (KHK) mit einem Rückgang der Krankenhausaufnahmen um 11,4 Prozent verzeichnet. Bei anderen Herzerkrankungen bewegt sich diese Zahl zwischen vier und knapp zehn Prozent. „Da es in vielen anderen Ländern auch zu Veränderungen der Hospitalisationsraten 2020 gekommen ist, dürfte die COVID-Pandemie der Hauptauslöser für diese Abnahme stationärer Aufnahmen gewesen sein“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung Prof. Thomas Voigtländer im Rahmen der Vorstellung des Herzberichtes. Patientinnen und Patienten hätten besonders während der Pandemiewellen aus Sorge vor einer SARS-CoV-2-Infektion Kliniken gemieden. Gleichzeitig mussten Kliniken ihre Aufnahmen zeitweise auf Notfälle beschränken, um Kapazitäten für Intensivpatienten freizuhalten. Dass es gleichzeitig im Zeitraum von 2018 bis 2020 zu einer Abnahme der Sterbefälle durch KHK und Herzschwäche um 6,0 bzw. 11,8 Prozent kam, erklärte Voigtländer einerseits mit einer verbesserten Prävention, Diagnostik und Therapie dieser Erkrankungen. Andererseits sei es wahrscheinlich, dass COVID-19 als neu hinzugekommene Todesursache im Jahr 2020 dazu beigetragen hat, dass andere Sterblichkeitsursachen seltener angegeben wurden. Am deutlichsten zeigte sich die Senkung der Mortalität von 2018 zu 2020 bei den Herzrhythmusstörungen, die um 14 Prozent von 32,7 auf 28,1 Verstorbene pro 100.000 Einwohner gesunken ist (Sterbefälle durch Herzrhythmusstörungen insgesamt in 2020: 27.369). Folgen durch Einbruch herzmedizinischer Eingriffe befürchtet Bekanntlich wurden im Pandemiejahr 2020 auch elektive Operationen weniger häufig durchgeführt: am deutlichsten war das von 2018 zu 2020 der Fall bei chirurgischen Eingriffen wie der Bypassoperation (-27,2 %) und dem isolierten Aortenklappenersatz (-27 %). Zu deutlich weniger Eingriffen gegenüber 2018 kam es auch bei interventionellen Eingriffen wie der Koronarangiographie (-6,0 %), bei Perkutanen Koronarinterventionen (-5 %) oder Schrittmacher-/ICD-Implantationen (-3,5 %/-8,1 %). „Welche Folgen das teils spürbare ,Herunterfahren‘ von Diagnostik und Therapie in der Pandemie für die Prognose von Herz-Kreislauf-Patienten haben wird und wie es sich bundesweit auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit auswirken wird, lässt sich womöglich erst in ein paar Jahren klären“, so Voigtländer. Weiterhin Ost-West-Gefälle Die Gesamttodeszahl durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen beziffert der Herzbericht für das Jahr 2020 mit rund 338.000 – damit seien kardiovaskuläre Ursachen weiterhin die häufigste Todesursache, wie Voigtländer erläuterte. Sorge bereiten den Herzexperten die weiterhin bestehenden regionalen Unterschiede in der Sterblichkeit und den Krankenhausaufnahmen wegen Herzkrankheiten. Während die Sterblichkeit in den östlichen Bundesländern weit höher als in den westlichen Bundeslägern ist, liegt die Hospitalisierungsrate in vielen Fällen darunter. Als mögliche Ursache nannte er ein Gefälle in der Versorgungsdichte mit zugelassenen Kardiologen, welche in den östlichen Bundesländern am niedrigsten ist. „Inwiefern dieses Versorgungsgefälle ein Indikator für Lücken in der ambulanten kardiologischen Versorgung ist und dies Ursache für eine höhere Morbidität und Sterblichkeit sein könnte, ist spekulativ und bedarf fundierter Analysen“, erklärte Voigtländer. So müssten Analysen zu regionalen Unterschieden auch Einflussfaktoren wie Raucheranteil, Erwerbsstatus, Häufigkeit von Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht berücksichtigen. (ah)
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