Dexamethason bei COVID-19 reduziert Mortalität, mögliche diabetische Komplikationen müssen aber überwacht werden10. November 2021 Foto: © felipecaparros/stock.adobe.com Der Einsatz von Dexamethason hat sich im Verlauf der Pandemie als zuverlässige und wirksame Behandlung bei COVID-19 auch bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes bestätigt. Das berichteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anlässlich der Jahrestagung der Society for Endocrinology in Edinburgh (Großbritannien). In der zweiten Welle der Pandemie wurde Dexamethason routinemäßig zur Behandlung bei hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit COVID-19 eingesetzt, nachdem Daten darauf hindeuteten, dass die Gabe des Steroids die Zahl der Verlegungen auf eine Intensivstation und der dortigen Todesfälle reduzierte. Es ist jedoch bekannt, dass die Verwendung eines Steroids wie Dexamethason den Blutzuckerspiegel erhöht, was ein ernstes Gesundheitsrisiko für Diabetikerinnen und Diabetiker darstellt. Unter dem Druck der Pandemie mussten Medizinerinnen und Mediziner rasch handeln, um Leben zu retten – über die nachgelagerten Risiken und Auswirkungen einer Dexamethason-Behandlung wusste man jedoch zu diesem Zeitpunkt wenig. Die nun präsentierte Studie zeigt, dass Dexamethason trotz Komplikationen bei der Blutzuckerkontrolle eine kostengünstige, lebensrettende und wirksame Behandlung von COVID-19 bleibt, vorausgesetzt, die Betroffenen auf damit verbundene Komplikationen hin überwacht werden. Obwohl sich COVID-19 zunächst als Atemwegsinfektion präsentierte, zeigten Patientinnen und Patienten, die eine Atemunterstützung und eine intensivmedizinische Behandlung benötigten, auch Anzeichen eines überaktiven Immunsystems. Dies löste eine Debatte darüber aus, ob die Verwendung eines immunsupprimierenden Steroids eine sichere Therapie wäre. Um Belege für die Wirksamkeit und Sicherheit einer solchen Behandlung zu finden, führte die RECOVERY-Gruppe klinische Untersuchungen durch, die darauf hindeuteten, dass eine Steroidtherapie bei Personen, die eine Sauerstoffunterstützung benötigen, von Vorteil war und das Sterberisiko verringerte. Bei Dexamethason handelt es sich jedoch um ein starkes Steroid, das Diabetes auslösen und einen bestehenden Diabetes verschlimmern kann. Bei Diabetikerinnen und Diabetikern wurde bereits ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Erkrankungen festgestellt, und es war unklar, ob eine solche Behandlung für diese und andere gefährdete Patientengruppen ein Risiko darstellen könnte. „Wir wussten wirklich nicht, wie wir damit umgehen sollten”, berichtet Hauptautorin Dr. Victoria Salem, “und wir lernten im Laufe der Zeit. Die RECOVERY-Studie hat gezeigt, dass die Zahl der Todesfälle unter Patientinnen und Patienten, die Dexamethason erhielten, um fast ein Drittel reduziert wurde, wenn die COVID-19-Erkrankung so schwer war, dass eine stationäre Behandlung mit Beatmung nötig wurde.” Salem bewertete gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen von Imperial College Healthcare (Großbritannien) die Vorteile von Dexamethason, wobei die Forschenden schwerpunktmäßig die Outcomes von Patientinnen und Patienten mit Diabetes sowie alle anderen Komplikationen betrachteten, die durch einen erhöhten Blutzucker verursacht werden. Das Team verglich die Outcomes von mehr als 800 Personen in der 1. Welle der Pandemie (kein Dexamethason) mit denen von mehr als 1300 Patientinnen und Patienten in der 2. Welle (routinemäßige Gabe von Dexamethason). Die Studienautorinnen und -autoren stellten fest, dass Dexamethason das Risiko für einen Aufenthalt auf einer Intensivstation und für Tod um 56 Prozent signifikant reduzierte, obwohl die Gabe von Dexamethason bei Diabetikerinnen und Diabetikern mit der Notwendigkeit zusätzlicher Medikamente zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels und bei einer kleinen Minderheit mit schwerwiegenden diabetischen Komplikationen verbunden war. Der unabhängige Nutzen von Dexamethason bei der Verringerung der durch COVID-19 verursachten Todesfälle wurde jedoch bei Personen mit Diabetes nicht verringert. Die Ergebnisse dieser Studie sollen in Kürze veröffentlicht werden und dienen zusammen mit anderen Untersuchungen als Orientierungshilfe für zukünftige Behandlungsstrategien. Weitere Arbeiten sind laut den Autorinnen und Autoren erforderlich, um Risikofaktoren zu identifizieren und um festzustellen, wie Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen Erkrankungen am besten effektiv und sicher behandelt werden können. Salem bilanziert: „Wir waren besorgt, dass sich Dexamethason bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes als zweischneidiges Schwert erweiset, und obwohl wir eine Zunahme von steroidinduziertem Diabetes und eine Verschlechterung von Diabetes beobachteten, waren die Todesfälle in Welle 2 bei allen Patientinnen und Patienten signifikant reduziert. Wir sind jetzt zuversichtlich, was die zukünftige Verwendung von Dexamethason bei Diabetikerinnen und Diabetikern angeht – unter dem Vorbehalt, dass es zu einer kurzfristigen Verschlechterung ihres Zustands führen kann. Wir müssen sicherstellen, dass uns die richtigen Ressourcen zur Verfügung stehen, um sie zu aufzuklären und sie während dieser Zeit zu überwachen.“
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