DGEM unterzeichnet Vienna Declaration zu krankheitsassoziierter Mangelernährung

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Um auf das Problem der Mangelernährung und das Potenzial des Ernährungsmanagements hinzuweisen, schließt sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) mit mehr als 75 internationalen Organisationen zusammen. 

Mehr als 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind von Mangelernährung betroffen. Als besonders gefährdet gelten Menschen mit bestimmten Erkrankungen, etwa Krebserkrankungen, Demenz oder Erkrankungen der Verdauungsorgane. Der Schlüssel für eine wirksame Prävention und Behandlung dieser krankheitsassoziierten Mangelernährung ist eine qualifizierte ernährungsmedizinische Betreuung in der Klinik. Sie kann die Prognose der Patienten nachweislich erheblich verbessern, ist aber noch immer in vielen Kliniken nicht vorgesehen.

In einer Erklärung ruft die DGEM nun gemeinsam mit politischen Entscheidungsträgern, anderen medizinischen Verbänden und Organisationen weltweit dazu auf, dringend Maßnahmen gegen krankheitsassoziierte Mangelernährung zu ergreifen.

Entzündungen, Krebserkrankungen, Krankheiten der Verdauungsorgane, Nebenwirkungen von Medikamenten – verschiedene Erkrankungen und Faktoren können den Appetit und die Nährstoffaufnahme von Patienten so stark beeinträchtigen, dass Mangelzustände drohen. „Viele Menschen, die wegen einer akuten oder chronischen Erkrankung in der Klinik behandelt werden, sind häufig in schlechtem Ernährungszustand. Dies betrifft besonders ältere Menschen“, sagt Prof. Matthias Pirlich, Präsident der DGEM. Laut dem DGE-Ernährungsbericht zeigen fast ein Drittel der Patienten im Krankenhaus Zeichen einer Mangelernährung. Mit fatalen Folgen: „Ein chronischer Energie- und Nährstoffmangel kann Heilungsprozesse negativ beeinflussen und die Prognose der Betroffenen weiter verschlechtern. Mangelernährung ist mit einer erhöhten Komplikationsrate sowie mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden“, so der Experte.

Die DGEM fordert bereits seit Jahren, dass ein Screening auf Mangelernährung sowie eine ernährungsmedizinische Betreuung feste Bestandteile der klinischen Behandlung sein sollten. „Dass eine individuelle ernährungsmedizinische Behandlung die Genesung von Klinikpatienten wirksam unterstützt, ist durch eine Vielzahl von Studien belegt“, so Pirlich, der als Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie, Gastroenterologie und Ernährungsmediziner mit Schwerpunkt Mangelernährung in der Praxis Kaisereiche in Berlin tätig ist. Doch noch immer seien in vielen Kliniken weder standardmäßig Screenings auf Mangelernährung vorgesehen noch ausreichend Diätassistenten verfügbar.

Beim 44. Congress on Clinical Nutrition and Metabolism der European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN) in Wien (Österreich) hat der DGEM-Präsident als Stellvertreter der Fachgesellschaft eine Erklärung unterzeichnet, aus der hervorgeht, dass Menschen mit Mangelernährung das Recht auf eine wirksame Versorgung zustehen muss: „Nutritional Care is a Human Right“. Zu den weiteren Unterzeichnenden neben der DGEM zählen die internationalen Fachgesellschaften für klinische Ernährung ESPEN, American Society for Parenteral and Enteral Nutrition (ASPEN), Federación Latinoamericana de Terapia Nutricional, Nutrición Clínica y Metabolismo (FELANPE) und Parenteral and Enteral Nutrition Society of Asia (PENSA), der Europäische Verband der Diätassistenten, das Europäische Patientenforum sowie mehr als 75 Verbände aus aller Welt. „Mit dieser Erklärung möchten wir das Bewusstsein für die Bedeutung krankheitsassoziierter Mangelernährung schärfen und auf die mangelnde Ernährungsversorgung von Menschen mit chronischen und akuten Krankheiten hinweisen und mahnen dringenden Handlungsbedarf an“, sagt Pirlich.