Nierenleiden: DGG fordert Qualitätsstandards für Dialyse-Zugänge

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Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG) setzt sich dafür ein, dass die Dialyse und das weitere Shunt-Management in spezialisierten und zertifizierten Zentren erfolgen.

Mehr als 100.000 Menschen sind laut deutschen Kassendaten derzeit dialysepflichtig, mit steigender Tendenz. „Hierfür [bei der Hämodialyse] muss ein spezieller Gefäßzugang geschaffen werden. Im optimalen Fall ist dies ein so genannter Shunt, bei dem eine Schlagader im Arm direkt mit einer Vene kurzgeschlossen wird, um ausreichend Blut für die Dialyse abzugreifen und wieder zurückzuführen“, erläutert Prof. Wilma Schierling vom Universitätsklinikum Regensburg.

Wie gut und wie lange ein solcher Shunt funktioniert, hängt wesentlich von der Expertise des ausführenden Zentrums ab. Häufige Komplikationen sind eine Verengung oder der Verschluss des Shunts, erläutert Schierling auf der Online-Pressekonferenz der DGG anlässlich der 11. Dreiländertagung der D-A-CH Gesellschaften für Gefäßchirurgie.

Shuntregister für mehr Sicherheit

Schon allein, von der der Dialyse abhängig zu sein, belaste die Betroffenen körperlich und zeitlich erheblich. Jede Komplikation, allen voran der Shuntverschluss, bedeute eine zusätzliche Belastung und gehe oft mit einer notfallmäßigen stationären Behandlung einher, so Schierling. „Unser Ziel ist es daher, die Komplikationsrate so gering wie möglich zu halten“, betont die DGG-Expertin.

Ein wichtiges Werkzeug zur Qualitätssicherung hat die DGG nach eigenen Angaben dieses Jahr zusammen mit anderen Fachgesellschaften an den Start gebracht: das Deutsche Shuntregister, in dem jeder neue Dialysezugang erfasst wird. Künftig sollen so auch wissenschaftliche Analysen zur Ergebnisqualität möglich werden.

Bereits seit einigen Jahren arbeitet die DGG außerdem mit den Fachgesellschaften für Angiologie, Nephrologie und Radiologie zusammen und zertifiziert „Interdisziplinäre Zentren für Dialysezugänge“. Bislang haben bundesweit 39 Einrichtungen dieses Zertifikat erhalten. Das sei „bei Weitem nicht genug, denn von einer flächendeckenden und wohnortnahen Versorgung ist Deutschland damit weit entfern“, heißt es in der Pressemitteilung.

Politische Unterstützung gefordert

Damit das Netz ausgebaut werden kann und nicht im Gegenteil Mitglieder verliert, wünscht sich die DGG politische Unterstützung. „Was die Krankenhausreform für die Shuntversorgung bringen wird, bleibt abzuwarten“, sagt DGG-Präsident Prof. Farzin Adili, Darmstadt. Die Tendenz gehe jedoch dahin, dass Eingriffe am Dialysezugang nur noch ambulant vorgesehen seien – was in der Praxis nicht realistisch sei. „Einheitliche Kriterien, die eine stationäre Behandlung rechtfertigen, fehlen jedoch“, fügt er hinzu.

Insgesamt müsse die Vergütung der hochkomplexen Eingriffe dringend verbessert werden. Erste Zentren, die sich auf die Behandlung von Dialysezugängen spezialisiert hätten, würden aufgrund mangelnder Rentabilität bereits schließen, mahnt die DGG abschließend.