DGHO-Jahrestagung: Transsektorales Konzept soll Zugang zu innovativen Therapien und qualitativ hochwertiger Betreuung sichern27. Oktober 2025 Jahrestagung 2025 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie in Köln. Bild: ©Frins Heute geht in Köln die Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie zu Ende. Seit Freitag diskutieren mehr als 6000 Experten die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der Diagnostik und Therapie von Blut- und Krebserkrankungen. „Die Genauigkeit der Diagnostik und die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren beeindruckend verbessert. Unser Ziel ist ein transsektorales Konzept, in dem Patientinnen und Patienten unabhängig von Wohnort und Versorgungssektor Zugang zu innovativen Therapien und qualitativ hochwertiger Betreuung erhalten“, betont Kongresspräsident Prof. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin sowie des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) am Universitätsklinikum Köln. Prof. Tim H. Brümmendorf, Direktor der Medizinischen Klinik IV sowie des CIO der Uniklinik RWTH Aachen, ergänzt: „Innovative Forschung aus den deutschsprachigen Ländern trägt maßgeblich zur internationalen Weiterentwicklung des Fachgebiets bei.“ Mehr als 1400 Präsentationen in Vorträgen und Posterdiskussionen belegen die hohe Innovationskraft und den interdisziplinären Austausch in einem breit aufgestellten Tagungsprogramm. Chancen und Herausforderungen durch aktuelle Innovationen Gezielte Therapie beginnt mit besserer Diagnostik. „Genomsequenzierungen, Multiomics-Ansätze, hoch empfindlicher Nachweis von Tumorzell-DNS im Blut und KI-gestützte Analysen schaffen die Basis, Krebserkrankungen besser behandeln zu können“, betont Prof. Andreas Hochhaus, Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinischen Onkologie (DGHO) und Direktor der Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Jena. „Das betrifft sowohl die Erstdiagnose als auch die Verlaufsbeobachtung.“ Ein wesentlicher Fortschritt liegt in der Erweiterung der Immuntherapie einschließlich zellulärer Therapien. CAR-T-Zelltherapien haben die Prognose vieler Patienten mit Akuter lymphatischer Leukämie, Non-Hodgkin-Lymphomen und Multiplem Myelom deutlich verbessert und sind inzwischen fester Bestandteil der klinischen Routine. Neben CAR-T-Zellen stellen bispezifische Antikörper und die neuen Antikörper-Wirkstoff-Konjugate in der Krebsimmuntherapie eine wichtige Therapieoption dar. Im wissenschaftlichen Fokus steht der Einsatz in immer früheren Therapielinien. „Die erweiterte Immuntherapie prägt maßgeblich neue Therapieansätze und eröffnet Perspektiven für solide Tumore wie Lungen-, Brust- und Magen-Darm-Krebs“, erklärt Prof. Ewald Wöll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) und Ärztlicher Direktor/Ärztlicher Leiter Innere Medizin des Krankenhauses St. Vincenz in Zams. „Dabei ist auch die Optimierung des Nebenwirkungsmanagements entscheidend, um die Lebensqualität zu sichern.“ Bei den angeborenen Erkrankungen stehen die inzwischen in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz zugelassenen Gentherapien bei Patienten mit schwerer Hämophilie und Hämoglobinopathien im Fokus, intensiv diskutiert im Vergleich mit der bisherigen Standardtherapie und im Hinblick auf die Auswahl geeigneter Patienten. Langfristige, transsektorale Versorgung notwendig Die größte Herausforderung für die Hämatologie und Medizinische Onkologie besteht darin, Innovationen flächendeckend und qualitativ hochwertig in die Versorgung zu integrieren. Hierfür sind angepasste Versorgungsstrukturen im stationären, intersektoralen und ambulanten Bereich erforderlich. Die Krankenhausreform verfolgt dieses Ziel. Allerdings seien die innovativen Zelltherapien bisher dort nicht verankert, wie auf der Kongress-Pressekonferenz kritisch angemerkt wurde. Darüber hinaus sei es essenziell, Patienten mit metastasierten, systemischen Krebserkrankungen im Hinblick auf innovative Therapien in den Reformstrukturen zu berücksichtigen. Sie benötigten den Zugang zu Kliniken für Hämatologie und medizinische Onkologie, die über das erforderliche Spezialwissen und die notwendige strukturelle Ausstattung für komplexe Therapieprotokolle und das differenzierte Management therapieassoziierter Nebenwirkungen verfügen. Pressekonferenz auf der Jahrestagung 2025. Foto: ©Frins „Hier gibt es ein Defizit, das insbesondere zulasten der älteren und multimorbiden Patientinnen und Patienten geht“, erläutert Hochhaus. „Die zunehmend chronischen Krankheitsverläufe erfordern neue Versorgungsmodelle wie den onkologischen Hausarzt, um eine langfristige, koordinierte Betreuung sicherzustellen.“ Ein besonderes Anliegen von Hallek ist die langfristige, transsektorale Versorgung: „Ein sektorenübergreifendes Versorgungskonzept in der fachärztlichen Versorgung der Hämatologie und medizinischen Onkologie bietet die Chance, die Versorgungsqualität nachhaltig zu verbessern, Ressourcen effizienter zu nutzen und die Patientenzufriedenheit zu steigern. Dazu gehören die gezielte Integration kleiner Krankenhäuser oder Primärversorgungszentren und mobiler Versorgungsteams für besonders vulnerable Patientengruppen sowie die aktive Teilnahme an klinischen Studien und wissensgenerierenden Versorgungsstrukturen. Die Versorgung muss auf einer engen Kooperation zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern, spezialisierten Zentren sowie weiteren Gesundheitsdienstleistern basieren. Gemeinsame Fallbesprechungen, vollständig digitale Kommunikationsplattformen, standardisierte Behandlungswege und gleiche Vergütungsstrukturen sind zentrale Bausteine.“ Weiterbildung für den Nachwuchs erhalten und ausbauen Für die sichere und ganzheitliche Versorgung der Patienten sind fundierte internistische Kenntnisse unverzichtbar. „Tumorerkrankungen und Nebenwirkungen moderner Therapien, gerade auch der Immuntherapie, können nahezu jedes Organsystem betreffen“, so Prof. Martin Bentz, Mitglied im Vorstand der DGHO und Direktor der Medizinischen Klinik III am Städtischen Klinikum Karlsruhe. „Die wachsende Komplexität moderner Krebstherapien erfordert deshalb eine umfassende und praxisnahe internistische Weiterbildung. Der integrative Ansatz der bestehenden Weiterbildungsordnung, der internistische und onkologische Kenntnisse verbindet, sollte erhalten und ausgebaut werden.“ Rahmenbedingungen für klinische Studien verbessern Die Basis aller Innovationen in der Therapie sind klinische Studien. Die deutschsprachigen Länder waren hier über viele Jahre Vorreiter, haben aber den Spitzenplatz auch aufgrund bürokratischer Hürden verloren. Hier hakt Prof. Claudia Baldus, Vorsitzende der DGHO und Direktorin der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKHS) am Campus Kiel, ein: „Die Rahmenbedingungen und Herausforderungen bei der Durchführung von klinischen Studien müssen weiter unter Nutzung aller digitalen Instrumente und in enger Kooperation mit den Patientinnen und Patienten verbessert werden. Darüber hinaus gilt es, wissenschaftlich interessierten jungen Ärztinnen und Ärzten durch strukturierte Clinician-Scientist-Programme neue Perspektiven zu eröffnen. Nur so lassen sich Forschung und klinische Tätigkeit langfristig verknüpfen und die Innovationskraft des Fachgebiets sichern.“ Dr. Carsten-Oliver Schulz, Mitglied des DGHO-Vorstandes und niedergelassener Hämatologe und medizinischer Onkologe in Berlin, fasst die Kernbotschaft des Kongresses zusammen: „Die gemeinsame Jahrestagung 2025 von DGHO, OeGHO, SGMO und SGH zeigt, wie eng Forschung, klinische Praxis und Gesundheitspolitik miteinander verknüpft sind. Sie steht damit für eine Medizin, die Wissen teilt, Qualität stärkt und Verantwortung übernimmt – zum Wohl der Patientinnen und Patienten.“
Mehr erfahren zu: "OnkoAktiv erhält Krebsinnovationspreis 2025" OnkoAktiv erhält Krebsinnovationspreis 2025 Das bundesweite Netzwerk OnkoAktiv, gegründet am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, erhält den Krebsinnovationspreis Baden-Württemberg 2025.
Mehr erfahren zu: "ESMO Congress 2025: Thymusgesundheit hängt mit Ansprechen auf Immuntherapie zusammen" ESMO Congress 2025: Thymusgesundheit hängt mit Ansprechen auf Immuntherapie zusammen Die Gesundheit des Thymus ist laut einer internationalen Studie, die auf dem ESMO 2025 vorgestellt wurde, mit dem Ansprechen von Krebspatienten auf die Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren verbunden.
Mehr erfahren zu: "Neue Behandlungsmöglichkeit für Medulloblastome" Neue Behandlungsmöglichkeit für Medulloblastome Etwa 70 bis 80 Prozent der Patienten mit Medulloblastom können geheilt werden – allerdings mit schweren Langzeitfolgen der aggressiven Therapien. Daher werden dringend zielgerichtete Therapien benötigt, die nur Tumorschwachstellen angreifen […]