DGII trauert um ihren Mitbegründer Prof. Karl-Wilhelm Jacobi

Prof. Karl-Wilhelm Jacobi. Bildquelle: Universitäts-Augenklinik Gießen

Prof. Karl-Wilhelm Jacobi (Jg. 1935), ehemaliger Lehrstuhlinhaber und Direktor der Gießener Universitäts­augenklinik in den Jahren 1976 bis 2001, ist am 2. November verstorben. Dies teilte die DGII jetzt mit. Jacobi war einer ihrer Mitbegründer.

“Binnen kurzer Zeit betrauert die DGII zum zweiten Mal den Heimgang eines ihrer Gründer. Nur wenige Wochen nach Jörg Draeger hat uns mit Karl-Wilhelm Jacobi ein bedeutender Innovator der modernen Katarakt- und Refraktivchirurgie verlassen“, erklärte der DGII-Vorstand in einem offenen Brief.

Unter Jacobis Leitung, so erinnert die Gesellschaft, habe sich die Gießener Universitätsaugenklinik zu einem führenden Zentrum der Mikrochirurgie des Auges in Deutschland und zu einem der ersten Zentren entwickelt, an denen in großem Maße Intraokularlinsen implantiert worden seien. Keratoplastiken und Glaukomchirurgie seien weitere Schwerpunkte gewesen. Schon 1979 – und damit rund sieben Jahre vor der Gründung der DGII – habe Jacobi zu einem internationalen Symposium zur Intraokularlinsen-Implantation nach Gießen eingeladen.

„Karl-Wilhelm Jacobi war leidenschaftlich an Innovationen interessiert und an den Menschen, die sie an seiner Klinik etablieren konnten“, beschreibt die DGII einen Wesenszug des „Ordinarius der sogenannten Alten Schule“. So habe Jacobi etwa Thomas Kohnen von der Dardenne-Klinik in Bonn geholt, der dann die Einführung der Phakoemulsifikation in der Gießener Klinik vorangebracht habe.

Ordinarius in einer goldenen Zeit
„Ihm galten Autorität (in einer Richtung) und Respekt (aus der entgegenkommenden Richtung) viel“, erinnert die DGII an ihr Ehrenmitglied. Die Assistenten hätten einerseits viel bei ihm gelernt, andererseits aber hätten sie bei Fehlern „keinen gnädigen Gott in Gießen“ gehabt, wie zuweilen auch die Oberärzte nicht.

„Jacobi war – für heutige Klinikdirektoren eine wehmütige Reminiszenz – Ordinarius in einer Goldenen Zeit“, blicken die Unterzeichner des offenen Briefes, DGII-Präsident Prof. Burkhard Dick und sein Vize Prof. Gerd U. Auffarth, zurück. „Die Personal- und Materialausstattung der Klinik, die ihm und seinem Team zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten und auch der Nervus rerum für exzellente Arbeit sind heute der Stoff, aus dem Träume sind.“

Jacobi war der erste deutsche Vertreter in der European Society of Cataract and Refractive Surgery (ESCRS). Präsident der DOG war er in der Amtszeit 1992/93, und er hielt den Kongress in Mannheim ab.

Seine Schriften deckten fast alle Bereiche der Ophthalmochirurgie ab, verweist die DGII auf das reichhaltige publizistische Wirken Jacobis. Unübersehbare Schwerpunkte seien jedoch die Keratoplastik und die Kataraktchirurgie. „Bezeichnend ist es, dass die letzte Eintragung unter seiner (Mit-)Autorschaft bei PubMed eine Arbeit zur Phakoemulsifikation ist“, so die DGII.

Jacobi wie auch die anderen Gründer der Gesellschaft, hätten schon damals offenbar erahnt, vor welch’ gewaltigem Aufschwung die Katarakt- und Refraktivchirurgie stehen würde, heißt es abschließend in der Würdigung des Verstorbenen. “Wir alle stehen auf den Schultern von Pionieren wie Jacobi und Draeger”, verneigt sich die Gesellschaft vor ihren Kollegen.

Quelle: Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie (www.dgii.org)