DGN begrüßt Zulassungsempfehlung für Donanemab

Inzwischen sind zwei Anti-Amyloid-Antikörper zur frühen Therapie der Alzheimer-Demenz zugelassen beziehungsweise zur Zulassung empfohlen worden. (Foto: © Juan Gärtner – stock.adobe.com)

Das „Committee for Medicinal Products for Human Use“ (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat eine Empfehlung für die Zulassung des Alzheimer-Antikörpers Donanemab abgegeben. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie begrüßt diese Entscheidung, betont aber die notwendige Sorgfalt bei der Patientenauswahl für diese Therapie.

Die neuen Alzheimer-Antikörper sind aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) ein Meilenstein, wenn auch mit Limitationen. Sie können die Alzheimer-Krankheitsprogression in frühen Stadien der Erkrankung verlangsamen. Die DGN begrüßt daher die Empfehlung des CHMP, auch Donanemab zuzulassen. „Die neuen Alzheimer-Antikörper sind ein erster Erfolg im Kampf gegen diese neurodegenerative Erkrankung, wenn auch noch nicht der Durchbruch, den wir uns wünschen“, erklärt Prof. Jörg B. Schulz, Aachen, Sprecher der DGN-Kommission Kognitive Störungen und Demenzen.

Je weniger Tau-Deposition, desto wirksamer die Behandlung

Die Antikörper reduzieren Amyloid-Plaques und ihre klinische Wirkung scheint mit dem Ausmaß der Reduktion zu korrelieren. Donanemab ist wirksam und schneller in der Reduktion der Amyloid-Plaques als Lecanemab: Nach 76 Wochen war in der TRAILBLAZER-ALZ2-Studie1 die Amyloidlast um 84 Prozent niedriger, und 76,4 Prozent der Studienteilnehmenden hatten sogar „Amyloid-Freiheit“ erreicht, berichtet die DGN. Nach 76 Wochen führte die Therapie klinisch zu einer Verlangsamung des kognitiven Abbaus um 32 Prozent1. Die Studie zeigte zudem, dass die Plaque-Reduktion auch zu einer Verringerung von Tau führt und je geringer die Tau-Deposition, desto wirksamer die Behandlung. Betroffene im Niedrig-Tau-Bereich hatten durch die 76-wöchige Therapie einen „Zeitgewinn“ von 4,36 Monaten, die Gesamtkohorte von 2,47 Monaten.

„Das heißt, wir müssen Betroffene in den sehr frühen Stadien behandeln“, erklärt Schulz. Wie der Experte ausführt, wird das zunehmend einfacher: Biomarker sind integraler Bestandteil einer Demenzdiagnose und Blutmarker für die Alzheimer-Diagnose seien marktreif. „Eine Demenz-Krankheit sollte aber nicht ohne entsprechende klinische Symptome diagnostiziert werden.“

Mehr Nebenwirkungen, langsamere Aufdosierung

Donanemab wirkt stärker, führt aber auch zu mehr Nebenwirkungen als Lecanemab. Amyloid-related Imaging Abnormalities (ARIA) traten bei 36,8 Prozent der Behandelten auf, in 1,6 Prozent der Fälle waren sie schwerwiegend, es gab drei Todesfälle. Die EMA kam daher zunächst zu der Beurteilung3, dass der Nutzen die Risiken nicht überwiegt. Die EMA bezog nun neue Sicherheitsdaten ein, denen zufolge 33,0 Prozent der Patienten mit einer oder keiner ApoE4-Kopie eine ARIA hatten, während die Rate bei den Personen mit zwei Kopien des Gens bei 55,9 Prozent lag. Darüber hinaus traten schwere Fälle von ARIA bei 1,4 Prozent der Nichtträger und Personen mit nur einer Kopie von ApoE4 und bei 2,8 Prozent der Personen mit zwei Kopien des Gens auf.

„Im Unterschied zu Lecanemab wurde aus Sicherheitsgründen bei Therapieinitiierung von Donanemab eine langsame Aufdosierung empfohlen, was aus unserer Sicht eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme ist. Wie für Lecanemab soll es auch für Donanamab ein Controlled Access Program geben“, erklärt Schulz.

Sorgfältige Patientenselektion nach Risikogen

„Die Patientenselektion wird aufgrund des höheren Nebenwirkungsrisikos noch etwas wichtiger als bei Lecanemab. Wir Ärztinnen und Ärzte müssen nun eine sehr sorgfältige Patientenselektion vornehmen und insbesondere bei Betroffenen mit einer Kopie des Risiskogens vorab alle individuellen Risikofaktoren mit in den Blick nehmen“, ergänzt Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.

Beide Antikörper können verschrieben werden, wenn eine leichte kognitive Beeinträchtigung, eine positive Amyloidpathologie sowie keine oder nur eine Kopie des ApoE4 vorliegt. „Wir sind froh, nun eine Alternative zur Lecanemab-Therapie anbieten zu können. Im Gegensatz zu Lecanemab muss Donanemab nicht alle 14, sondern nur alle 28 Tage infundiert werden. Außerdem wurden in der Studie klare Kriterien definiert, wann eine erfolgreiche Behandlung beendet werden kann“, erkärt Berlit.

Was bei der Real-Life-Untersuchung zu Lecanemab3 darüber hinaus aufschlussreich war: ARIA traten bei milder kognitiver Einschränkung deutlich seltener auf als bei leichter Demenz. „Das unterstreicht den hohen Stellenwert der frühen Diagnose und Therapie bei beiden Antikörpertherapien.“