DGP 2024: Dissertationspreise für Arbeiten zu Asthma-Schulungen, Stammzelltherapie und Pneumokokken-Infektionen28. März 2024 Preisträger von links: Benedikt Kohler (Foto: © privat), Margarida Barroso (Foto: © privat) und Björn Klabunde (Foto: © Bernie Telalovic) Mit dem Deutschen Dissertationspreis Pneumologie der Deutschen Lungenstiftung (DLS) sind in diesem Jahr die Mediziner Dr. Benedikt Kohler (Glarus/Schweiz), Dr. Margarida Barroso (Gießen) und Dr. Björn Klabunde (Marburg) ausgezeichnet worden. Mit dem Preisgeld von je 2000 Euro für jeden Preisträger – gestiftet vom Unternehmen Boehringer Ingelheim Pharma – werden jedes Jahr im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin die beste klinische sowie die beste experimentelle Dissertationsarbeit auf dem Gesamtgebiet der Pneumologie gewürdigt. Ziel ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Pneumologie. Den Preis für die beste experimentelle Forschungsarbeit teilen sich in diesem Jahr zwei Wissenschaftler. Beste klinische Forschungsarbeit: Mehr Aufklärung für Asthma-Patienten durch Online-Schulung Der DLS-Dissertationspreis für die beste klinische Arbeit ging an Kohler, Assistenzarzt in der Chirurgie des Kantonsspitals Glarus in der Schweiz. Ausgezeichnet wurde der 28-Jährige für seine Arbeit „Entwicklung und Evaluation eines Online-Selbstmanagementprogramms für Patienten mit Asthma bronchiale“. Durch die örtliche und zeitliche Unabhängigkeit im Vergleich mit Patientenschulungen in Präsenz soll das Online-Programm dazu beitragen, dass mehr Asthma-Erkrankte an einer Patientenschulung teilnehmen. In einem ersten Schritt hat Kohler dafür das etablierte Bad Reichenhaller Präsenz-Patientenschulungsmodell in ein webbasiertes Programm übertragen. Im zweiten Schritt wurde dieses Modell in einer randomisiert kontrollierten Pilotstudie mit dem Präsenz-Schulungsmodell verglichen, indem der Wissenszuwachs der Patienten durch die jeweiligen Modelle anhand von Fragebögen untersucht wurde. Das Resultat: Der Wissenszuwachs durch beide Modelle ist vergleichbar. „Gerade für Asthmapatienten, die nicht an einer konventionellen Präsenz-Schulung teilnehmen wollen oder können, wäre das Online-Selbstmanagement also eine denkbare Alternative. Vor allem Patienten im ambulanten Setting könnten sich so wertvolles Wissen im Umgang mit ihrer Erkrankung aneignen“, erläutert der Preisträger. Im Namen des Vorstandes der DLS erklärte Prof. Franziska C. Trudzinski, Oberärztin der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg: „Neben der strukturierten Vorgehensweise und dem gut aufgebauten Schulungsprogramm lobt die Jury den patientenorientierten Ansatz der Arbeit.“ Beste experimentelle Forschungsarbeit: Ansätze für Stammzellen-Therapie gegen Lungenversagen gefunden Eine der beiden Auszeichnungen mit dem DLS-Dissertationspreis für die beste experimentelle Arbeit erhielt die Ärztin Barroso, tätig am Fachbereich Medizin V, Innere Medizin, Infektionskrankheiten und Infektionskontrolle am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM). Die 30-Jährige wurde geehrt für ihre Dissertationsarbeit zum Thema „Therapeutic reprogramming of bone marrow derived mesenchymal stem cells during influenza infection is mediated by type I interferon signaling and interleukin 11“. Die Preisträgerin erklärte: „Das Influenzavirus kann Lungenversagen, kurz ARDS, verursachen, was immer noch sehr viele Menschenleben kostet. Aber es gibt bisher keine Therapie gegen ARDS. Ich habe untersucht, wie mesenchymale Stammzellen, die in der Therapie von vielen Krankheiten eingesetzt werden, bei einer Influenzainfektion funktionieren.“ Im Modell hat Barroso dafür mit Grippe infizierten Mäuse die besonderen Stammzellen als Therapie verabreicht. Das Resultat: Die Überlebensrate konnte von null Prozent auf 65 Prozent erhöht werden. Diese vielversprechenden Ergebnisse gilt es nun, in weiteren Studien für menschliche Bedingungen anzupassen. „In Zukunft könnten wir auf Basis dieser Erkenntnisse zum Beispiel genetisch veränderte Stammzellen schaffen und damit viel gezielter und schneller erkrankte Menschen therapieren“, erläuterte die Preisträgerin. Weitere beste experimentelle Forschungsarbeit: Besseres Verständnis von Pneumokokken-Infektionen für potenzielle Prävention Der andere Preisträger des DLS-Dissertationspreises für die beste experimentelle Arbeit ist der Marburger Klabunde, aktuell Wissenschaftler an der Universität Kopenhagen in Dänemark. Ausgezeichnet wird der 32-Jährige für seine Arbeit „Host pathogen interaction during Streptococcus pneumoniae infection of lung epithelial cells: bacterial interference with the Nicotinamide ade-nine dinucleotide metabolism and fragmentation of the Golgi apparatus“. Im Rahmen dieser Dissertationsarbeit hat Klabunde untersucht, wie Lungenepithelzellen auf eine Infektion mit Pneumokokken reagieren. Zum einen wurde in der Studie herausgefunden, dass Pneumokokken mehrere Stoffwechselvorgänge in den Zellen verändern. Dazu zählt der Nicotinamid-Stoffwechsel, der für viele biochemische Reaktionen und für die Bekämpfung von Bakterien – eben auch Pneumokokken – benötigt wird. Zum anderen konnte festgestellt werden, dass der Golgi-Appa zerstört wird, was wiederum die Vermehrung der Pneumokokken-Bakterien begünstigt. „Unsere Erkenntnisse könnten in der Zukunft vor allem einen präventiven Nutzen haben. Zum Beispiel könnten bereits schwer erkrankte Menschen vor einer zweiten Infektion mit Pneumokokken besser geschützt werden, indem sie präventiv Nicotinamid erhalten, das die Bakterien bekämpft.“ DLS-Vorstandmitglied Trudzinski begründete die Preisvergabe im Namen der Jury wie folgt: „Beide Arbeiten wurden als methodisch sehr anspruchsvoll beurteilt. Inhaltlich hob die Jury insbesondere die klinische Relevanz der gewählten Themen und den hohen translationalen Charakter der Arbeiten positiv hervor.” Die Deutsche Lungenstiftung e. V. verleiht den Deutschen Dissertationspreis Pneumologie zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses für die beste klinische und die beste experimentelle Dissertation auf dem Gesamtgebiet der Pneumologie. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 6000 Euro wird von der Firma Boehringer Ingelheim Pharma gestiftet. Die Bewerberinnen und Bewerber dürfen das 35. Lebensjahr beim Abschluss des Promotionsverfahrens nicht überschritten haben und die wissenschaftlichen Grundlagen der Arbeit müssen an einer Universität mit Sitz in Deutschland erarbeitet worden sein. Zusätzlich zur Originalarbeit ist eine deutschsprachige Zusammenfassung einzureichen. Das Promotionsverfahren muss abgeschlossen sein.
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