DGP 2024: Forderung nach Aromen-Verbot für E-Zigaretten auf der Grundlage neuer Studiendaten22. März 2024 Foto: © Yulia Kravchenko/stock.adobe.com Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) fordert aufgrund aktueller Erkenntnisse des Institutes für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel (IFT-Nord), Aromastoffe in E-Zigaretten schnellstmöglich zu verbieten. Neueste wissenschaftliche Daten zeigen, dass Aromen den Raucheinstieg erleichtern, das Suchtpotenzial erhöhen oder durch tieferes Inhalieren die Aufnahme toxischer Substanzen deutlich steigern. „Diese Aromen haben ein erhebliches Schadenspotenzial und müssen schnellstmöglich vom Markt genommen werden“, unterstreich Prof. Wolfram Windisch, Präsident der DGP. Die Fachgesellschaft stellt heute ein Positionspapier vor, das vor allem mit Blick auf Jugendliche von der Politik eine strengere Regulierung des Verkaufs von E-Zigaretten fordert. Im Kindes- und Jugendalter ist die E-Zigarette mittlerweile das am häufigsten konsumierte nikotinhaltige Produkt, noch vor der Tabakzigarette und der Wasserpfeife. „Wir wissen, dass E-Zigaretten-Konsumenten ein dreimal höheres Risiko haben, später Tabakzigaretten zu rauchen. Wir ziehen uns also mit der E-Zigarette bei Jugendlichen und jungen Menschen eine neue Generation Nikotin-Abhängiger heran“, sagt Dr. Alexander Rupp von der DGP-Arbeitsgruppe Tabakprävention und -entwöhnung. Er ist federführender Autor des Positionspapiers und meint: „Neben einem Aromen-Verbot und der Verkaufsregulierung muss auch das Abgabe- und Konsumverbot für unter 18-Jährige im Sinne des Jugendschutzes besser kontrolliert werden.“ E-Zigaretten-Nutzung unter Jugendlichen verfünffacht Unter den 14- bis 17-Jährigen hat sich vom Jahr 2021 auf 2022 die Nutzung von E-Zigaretten verfünffacht. Mehr als jeder Dritte – genauer gesagt 37,5 Prozent – dieser Altersgruppe hatte 2023 schon einmal E-Zigaretten konsumiert. Die Zahl der erwachsenen E-Zigaretten-Nutzenden in Deutschland lag zuletzt geschätzt bei mehr als zwei Millionen. Gleichzeitig erkranken in Deutschland jährlich rund 50.000 Menschen an Lungenkrebs. Eine der Hauptursache: Rauchen. „Bei der Bewertung von E-Zigaretten auf die Gesundheit spielten Aromen bisher eine untergeordnete Rolle. Die Ergebnisse unserer Analyse von mehreren Hundert wissenschaftlichen Arbeiten zeigen allerdings, dass Aromen sehr wohl eine wichtige Rolle spielen“, erklärt Prof. Reiner Hanewinkel, Leiter des IFT-Nord. „Aromen vermindern den Hustenreiz. Sie erleichtern daher den Einstieg ins Rauchen und haben darüber hinaus eine konsumfördernde Wirkung, gerade für Jugendliche. Aromen ermöglichen ebenfalls ein tieferes Inhalieren, das die Aufnahme von toxischen Substanzen erhöht. Schließlich steigern Aromen auch das Suchtpotenzial, weil das Nikotin besser aufgenommen werden kann“, so Hanewinkel. Blackbox Aroma-Substanzen: Es fehlen toxikologische Untersuchungen Was die Datenanalyse auch zeigt: Experimentelle Untersuchungen beim E-Zigaretten-Konsum weisen auf Entzündungsreaktionen in der Lunge und im Herz-Kreislauf-System hin. „Gleichzeitig wurden bisher nur für sehr wenige der zahlreichen unter 16.000 Geschmacksbezeichnungen verwendeten Aromastoffe toxikologische Untersuchungen durchgeführt. Das heißt, wir haben eine enorme Blackbox von Substanzen in den E-Zigaretten, von denen wir noch gar nicht wissen, wie sie auf die Atemwege wirken und wie sie auch untereinander agieren“, gibt Leitlinienautor Rupp zu bedenken. Erschwerend komme hinzu, dass unterstützt durch die öffentliche Werbung die Aromen als attraktiv und unbedenklich wahrgenommen werden – insbesondere von jüngeren Menschen. Dringender Appell an die Politik: Aromen verbieten, Entwöhnungsprogramme fördern Deswegen sieht die DGP jetzt dringenden Handlungsbedarf auch im Umgang mit Aromen in E-Zigaretten. „Die Politik muss sich noch stärker damit auseinandersetzen, dass Rauchen und Dampfen hochgradig gesundheitsschädlich ist – eben auch der Gebrauch von E-Zigaretten, was durch die verlockenden Aromen verharmlost wird. Wir müssen alles dafür tun, um die Verbreitung und die Bewerbung zu reduzieren. Und wir müssen ausreichend aufklären, damit Betroffene auch wieder vom Rauchen wegkommen“, fordert DGP-Präsident Prof. Wolfram Windisch, Chefarzt der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln. „In puncto Tabakentwöhnung gehören wir in Deutschland zu den Schlusslichtern in Europa. Das muss sich dringend ändern.“ 70 Prozent aller Rauchenden haben den Wunsch aufzuhören. Die meisten schaffen es nicht, weil passende Unterstützungsangebote zur Rauchentwöhnung fehlen – aus Kostengründen. Passende Vorschläge zur Finanzierung solcher Programme hat die DGP der Gesundheitspolitik bereits gemacht: „Damit könnten wir etwa zusätzliche 40 Prozent unserer Patientinnen und Patienten vom Tabak entwöhnten“, sagt Windisch.
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