DGP 2024: Wollsching-Strobel erhält ersten Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie

Preisträger Maximilian Wollsching-Strobel (Foto: © Mike Auerbach)

Der Mediziner Dr. Maximilian Wollsching-Strobel von der Lungenklinik Köln-Merheim hat heute den erstmals ausgelobten Wissenschaftspreis für digitale Medizin in der Pneumologie erhalten.

Die Auszeichnung wurde im Rahmen der Kongresseröffnung von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert. Die Fachgesellschaft zeichnet mit dem Preis Wollsching-Strobels Arbeiten aus, in denen er die Nutzung von Online-Schulungsvideos zu Inhalationssystemen untersucht, die bei der Behandlung von Lungenkrankheiten zum Einsatz kommen. Sein Ziel ist es, diese digitale Ressource weiterzuentwickeln.

„Das Projekt zeigt, dass die Anwendung digitaler Techniken bereits heute einen unmittelbaren Einfluss auf die Therapie von Lungenpatienten haben kann“, sagt Jury-Mitglied PD Dr. Thomas Köhnlein, Sprecher der DGP-Taskforce „Digitale Medizin“.

Die vom Preisträger evaluierten Videos sind auf der YouTube-Plattform der Deutschen Atemwegsliga erschienen. Bereits seit 2011 werden dort spezifische Inhalationsschulungen für Patienten kostenlos bereitgestellt – und auch in mehrere Sprachen übersetzt. „Die Jury sieht bei der ausgezeichneten Arbeit die Originalität und die Praxis-Relevanz des Themas für die breitere pneumologische Versorgung einer Vielzahl von Patientinnen und Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen als entscheidendes Kriterium an“, ergänzt Juror Köhnlein.

Ein wichtiges Ergebnis: Schulungsvideos sind in Versorgungspraxis angekommen

Das wissenschaftliche Projekt des Preisträgers wurde bereits zweimal in hochrangigen Journals publiziert. Die erste, im Jahr 2022 „Respiration“ publizierte Arbeit befasst sich damit, wie die Schulungsvideos über einen Zeitraum von zehn Jahren genutzt wurden. „Die Nutzungsrate stieg kontinuierlich und gipfelte im Jahr 2020 bei rund 850.000 Aufrufen. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Videos in der Versorgungspraxis angekommen sind“, erklärt Wollsching-Strobel. Dabei konnte er einige interessante Muster feststellen: Zum Beispiel, dass die Videos häufiger im Frühling und im Winter angeschaut wurden – Zeiten, in denen Patienten mit Asthma oder Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) eine höhere Symptomlast haben. Oder dass ein Viertel der Videoaufrufe übersetzte Versionen betraf, obwohl die Videos in Fremdsprachen wie Englisch, Spanisch, Slowakisch oder Türkisch erst wesentlich später veröffentlicht wurden. Dies könne als Hinweis auf eine zunehmende Internationalisierung gewertet werden.

Weiteres Ergebnis: Nutzung ist vielschichtig und international



Die zweite, im Jahr 2023 im „European Respiratory Journal – Open Research” publizierte Arbeit baute darauf auf und beobachtete das Nutzungsverhalten während der COVID-19-Pandemie. Interessanterweise zeigte sich dabei, dass die Nutzungsrate insgesamt sank. Gleichzeitig stiegen aber die Nutzungsaufrufe bei den nichtdeutschsprachigen Videos. „Das hat uns überrascht, da durch die Kontaktbeschränkungen insgesamt vermehrt digitale Medien genutzt wurden. Es macht auch klar, dass die Nutzung digitaler Medien vielschichtig ist“, erläutert Wollsching-Strobel. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Schulungsvideos der Deutschen Atemwegsliga ein erfolgreiches digitales Projekt in der Pneumologie darstellen, das auch international rezipiert wird.

Der neue Wissenschaftspreis der DGP trägt der Fachgesellschaft zufolge der fortschreitenden Digitalisierung in der Pneumologie mit ihren Chancen und Risiken Rechnung. Auch in Zukunft ausgezeichnet werden sollen so beispielswiese Forschungsarbeiten aus Theorie oder Praxis, für die bereits erste Publikationen vorliegen – oder wissenschaftlich begleitete Anwenderprojekte, die das Potenzial haben, die Versorgung zu verbessern.