DGP 2025: Forschungspreis für klinische Medizin für Arbeiten zu COPD und Pneumothorax verliehen

Judith Brock (li.) und Mustafa Abdo (re.) aus Heidelberg haben heute im Rahmen der Eröffnung des DGP-Kongresses den DGP-Forschungspreis für klinische Medizin erhalten. (Fotos: © Thoraxklinik Heidelberg/privat)

Den mit 10.000 Euro dotierte Forschungspreis für die klinische Medizin der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) teilen sich in diesem Jahr Dr. Judith Brock von der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg und PD Dr. Mustafa Abdo, der seine Studien an der LungenClinic Grosshansdorf erstellt hat.

Brock fand in einer retrospektiven Studie mit mehr als 500 Patienten mit Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) heraus, wie sich das Pneumothoraxrisiko nach endobronchialer Ventil-Implantation besser hervorsagen lässt. Abdo hat in zwei verschiedenen Studien festgestellt, wie sich bestimmte COPD-Patienten zielgerichteter behandeln lassen könnten. Seine Erkenntnisse betreffen insbesondere Patienten mit kardialen Beeinträchtigungen und Ex-Raucher. Die Auszeichnungen wurden im Rahmen der offiziellen Eröffnung des 65. DGP-Kongresses in Leipzig verliehen.

Die Arbeiten der beiden Forschenden stünden beispielhaft für Exzellenz, Innovation und „den unermüdlichen Einsatz, die Grenzen unseres Wissens zu erweitern und die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern“, formulierte DGP-Präsident Prof. Wolfram Windisch. „Die Siegerarbeiten zeichnen sich durch ihre hohe wissenschaftliche Qualität aus und sind von erheblicher Relevanz für den klinischen Alltag in der Pneumologie.“

Pneumothoraxrisiko: Bessere Entscheidungsgrundlage bei Ventil-Implantation

Bei rund einem Drittel der Patienten mit fortgeschrittener COPD kommt es nach der Implantation von Ventilen zur einem Pneumothorax. „Während einige Patientinnen und Patienten trotz Pneumothorax von der Ventil-Implantation profitieren, sind andere nach dem Lungenkollaps erheblich beeinträchtigt“, sagt Brock. „Deswegen wollten wir wissen: Welche Unterschiede gibt es bei den Schweregraden des Pneumothorax und wie wirken sich diese auf die klinische Praxis aus?“ Dafür untersuchte die Medizinerin mit ihrem Team retrospektiv 532 Patienten, von denen 102 einen Pneumothorax mit unterschiedlichen Schweregraden hatten. Dabei stellte sich zum Beispiel heraus, dass das Pneumothoraxrisiko von der Lage des mit Ventilen versorgten Lungenlappens abhängt oder auch davon, wie groß dieser Lungenlappen ist. Auf Basis dieser Studienergebnisse können Betroffene nun individueller über ihr Pneumothoraxrisiko informiert werden und haben eine bessere und sicherere Entscheidungsgrundlage für oder gegen die Ventil-Implantation. Die Arbeit der Preisträgerin wurde im November 2024 in „Chest“ publiziert.

Herzbeeinträchtigungen und Raucher-Status bei COPD-Erkrankten

„COPD ist eine sehr heterogene Erkrankung mit unterschiedlichen Phänotypen“, erläutert Abdo den Hintergrund seiner Untersuchungen. „Mit meiner Forschung möchte ich dazu beitragen, die verschiedenen Patientengruppen noch gezielter und damit effektiver behandeln zu können.” Er seit einigen Wochen ebenfalls an der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg beschäftigt. Für den DGP-Forschungspreis eingereicht hatte er zwei – an der LungenClinic Grosshansdorf erarbeitete – wissenschaftliche Arbeiten, die im „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“ und im „European Respiratory Journal“ publiziert wurden. In der einen Studie untersuchte Abdo mit seinem Team aus Grosshansdorf zwei Arten der Herzbeeinträchtigung bei COPD-Patienten, die unterschiedliche Mechanismen haben, jedoch ein ähnliches Sterblichkeitsrisiko bewirken: zum einen die Herzschwäche mit erhaltener Auswurffraktion und zum anderen eine COPD-spezifische verminderte Blutrückführung zum Herzen, bedingt durch eine kleinere linke Herzkammer. „Wir fanden heraus: Durch ein gezieltes Management der unterschiedlichen Herzprobleme könnte die Lebenserwartung dieser COPD-Erkrankten verbessert werden”, resümiert Abdo.

In einer weiteren Studie befasste er sich zusammen mit seiner Kollegin Dr. Frauke Pedersen mit dem Botenstoff Interleukin-33, der als wichtiger Treiber von Entzündungen im Lungengewebe gilt. Das Forschungsteam untersuchte dafür das Sputum von Asthma- und COPD-Erkrankten. Bei letzterer Patientengruppe zeigte sich ein überraschendes Ergebnis: COPD-Patienten, die das Rauchen bereits aufgegeben hatten, zeigten deutlich höhere Interleukin-33-Konzentrationen im Sputum als aktive Rauchende. „Besonders Ex-Raucherinnen und -Raucher könnten also von einer Therapie gegen Interleukin-33 profitieren”, unterstreicht Abdo.

Lösungen haben das Potenzial, Behandlungen nachhaltig zu verbessern

„Die beiden diesjährigen Preisträger haben mit ihrer Forschung nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur pneumologischen Wissenschaft geleistet, sondern auch eindrucksvoll gezeigt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse in den klinischen Alltag übertragen werden können“, sagt DGP-Vorstandsmitglied Prof.  Alexandra Preisser im Namen der Jury. „Besonders hervorzuheben ist die außergewöhnliche Relevanz ihrer Arbeit, die durch Präzision, Kreativität und wissenschaftliche Tiefe besticht. Sie haben es geschafft, komplexe medizinische Fragestellungen mit modernsten Methoden zu analysieren und dabei Lösungen zu entwickeln, die das Potenzial haben, die Behandlung vieler Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern.“