DGS fordert die Einführung des Facharztes für Schmerzmedizin

Johannes Horlemann. (Foto: © Sebastian Bahr – selinka-schmitz.de)

Um die schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland zu verbessern, fordert die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) erneut die Einführung des Facharztes für Schmerzmedizin.

„Wenn wir die Versorgung nachhaltig verbessern wollen, ist dieser Schritt überfällig“, so der DGS-Präsident Dr. Johannes Horlemann. Anlass für die Erneuerung der Forderung ist ein aktueller Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK). Dieser hat die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) damit beauftragt, die Umsetzung des GMK-Beschlusses von 2015 zur Stärkung der schmerzmedizinischen Versorgung zu evaluieren.

Seit Jahrzehnten beklagt die DGS eine Unterversorgung in der Schmerzmedizin. Zur Versorgung der rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken1 stehen aktuell nur 1321 ambulant tätige Schmerzmediziner (KBV, Stand 2019) zur Verfügung. Für eine flächendeckende Versorgung dieser Patienten wären nach Angaben der Fachgesellschaft aber mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig.

Die DGS fordert daher die Aufnahme der Schmerzmedizin in die Bedarfsplanung, damit Arztsitze mit schmerzmedizinischem Schwerpunkt adäquat nachbesetzt werden könnten. Da die Bedarfsplanung sich an Facharztgruppen orientiere, sei die erneute Forderung nach einem Facharzt für Schmerzmedizin nur folgerichtig. Unterstützt wird diese Forderung auch von der Deutschen Schmerzliga e.V. sowie dem Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD).

Größtes Schmerzregister belegt Unterversorgung

Auswertungen aus dem PraxisRegister Schmerz, dem mit mehr als 330.000 Behandlungsfällen weltweit größten unabhängig realisierten Schmerzregister, zeigten beispielsweise, dass 50 Prozent der dokumentierten Patienten eine Fahrtzeit von mehr als 60 Minuten zu ihrem behandelnden Schmerzzentrum zurücklegen müssen. 75 Prozent der Patienten wohnten mindestens 30 Minuten von ihrem Schmerzmediziner entfernt. „Das ist nur ein Anzeichen für die Unterversorgung“, so Horlemann. „Das PraxisRegister Schmerz, in dem täglich zwischen 200 und 300 neue Behandlungsfälle dokumentiert werden, bietet uns einen wahren Schatz für die Versorgungsforschung und ist damit gleichzeitig eine ideale Basis für Richtungsentscheidungen in der Schmerzmedizin.“

DGS bietet Zusammenarbeit mit GMK und Bundesparteien an

Die Fachgesellschaft biete daher den Gesundheitsministern der Länder und des Bundes eine Zusammenarbeit in der Weiterentwicklung einer zukunftsorientierten Schmerzmedizin an und fordert von den politischen Parteien zur Bundestagswahl, sich ebenfalls für eine Stärkung der schmerzmedizinischen Versorgung in Deutschland einzusetzen.

1 nach Daten des Bundesamtes für Soziale Sicherung (BAS)

Weitere Infos: www.dgschmerzmedizin.de